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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr
Autoren: Jason Dark
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Privatdetektiv würde dir gut stehen.«
    Er verzog das Gesicht. »Meinst du?«
    »Aber immer.«
    »Das ist doch mehr eine Sache für Jane Collins.«
    Ich hob beide Hände. »Nichts gegen sie, aber laß Jane bitte aus dem Spiel.«
    »Es war auch nur so dahingesagt.«
    »So«, sagte ich und stand auf. »Die Nacht ist noch nicht vorbei. Ich will mich noch ein wenig aufs Öhr legen.«
    »Kannst du denn schlafen?«
    »Das will ich doch hoffen«, sagte ich. »Und ich denke auch, daß ich es traumlos schaffen werde…«
    ***
    Ein riesiges, dunkles, unheilvolles Grab. Feucht, klamm und kühl. Kaum ein Lichtstreifen verirrte sich dorthin, damit die Ruhe der Toten nicht gestört wurde.
    So kam es Jules Vangard vor, als er die fremde Welt betreten und versucht hatte, sich einen Weg zu bahnen, was ihm nur mit großer Mühe gelungen war. Er hatte sich wie ein Blinder vortasten müssen, über schmale Treppen hinweg, an sperrigen Gegenständen vorbei, war oft genug berührt worden und hatte dabei immer das Gefühl empfunden, von Totenhänden umkrallt zu sein.
    In seinem Nacken hatte sich eine Eisschicht festgesetzt. In seinem Magen saß der Klumpen wie ein mächtiger Druck, und er gestand sich ein, einen Fehler begangen zu haben.
    Doch auf den Rückweg machen?
    Nein, das wollte er nicht. Er kannte sich nicht aus. Er würde ihn nicht finden und sich verlaufen. Dieses Kuriositätenkabinett war ein einziger Irrgarten, der durch die Vergangenheit führte und bei Licht sicherlich Spaß machte.
    In der Dunkelheit weniger. Hinzu kam, daß er einen Lichtschalter nicht gefunden hatte und sich nun an einem Ort irgendwo in der Mitte des Kabinetts befand, an dem er sich zusammenkauerte, um abzuwarten, bis die Nacht vorbei war.
    Dabei war es nur um Lizzy gegangen, doch ihr war er nicht begegnet. Er hatte sie in den Bau hineinhuschen hören, das war auch alles gewesen.
    Danach hatte sich ihre Spur verloren. Das Knarren der Tür hatte sich nach seinem Eintreten nicht wiederholt, auch nicht ein ähnliches Geräusch aus einer anderen Richtung. So ging er davon aus, daß sich Lizzy noch in der Nähe befinden mußte.
    Jules erinnerte sich daran, eine Treppe hochgegangen zu sein. Er war sie an der anderen Seite nicht wieder hinabgestiegen und dachte darüber nach, was er unternehmen sollte. Am besten wäre es gewesen, Lizzys Namen zu rufen, das aber traute er sich nicht, denn er hatte auch ihre Warnung nicht vergessen.
    Vangard verfluchte sich selbst. Seine Dummheit und die Gier hatten ihn in diese Lage gebracht. Hätte er sich nur an die Warnungen gehalten, doch wer dachte schon an so etwas, wenn einem immer der nackte Körper vor Augen schwebte?
    Er traute sich auch nicht, das Feuerzeug anzuschnippen. Der kleinste Lichtschein konnte gefährlich sein und ihn verraten. Wer wußte denn, wer noch alles in dieser verfluchten Finsternis lauerte? Jules kam sich sowieso von Gegnern umzingelt vor, die er nicht sehen und nicht einmal ahnen konnte.
    Wieviel Zeit seit dem Eindringen verstrichen war, konnte er auch nicht sagen. Seine Uhr hatte keine Leuchtziffern, er konnte nur schätzen, aber in der Dunkelheit kam ihm sowieso jede Minute doppelt so lang vor.
    Da er unbequem saß, nahm er eine andere Haltung ein. Er streckte die Beine aus. Mit den Hacken schleifte er dabei über den hölzernen Untergrund des Gerüstes, auf dem er hockte. Jedenfalls hatte er das Gefühl, daß es ein Gerüst war, denn vor ihm befand sich der Handlauf eines Geländers.
    Er hörte das Geräusch!
    Jules schrak zusammen, sein Atem stockte. Von ihm stammte dieses Geräusch nicht, es war auch nicht in seiner unmittelbaren Nähe aufgeklungen. Das war weiter entfernt und über ihm.
    Vangard hielt den Atem so lange wie möglich an und lauschte. Dann ließ er die Luft leise durch die Nase strömen. Er schluckte, atmete erneut ein und hörte die verdammten Trittgeräusche. Das war keine Täuschung, er machte sich da nichts vor. Irgendwo in der Nähe bewegte sich eine Gestalt.
    Was tun?
    Hockenbleiben oder aufstehen?
    Er blieb zunächst sitzen und verfolgte den Weg dieser in der Dunkelheit gefährlich klingenden Laute. Sie bewegten sich von ihm fort, blieben jedoch in einer bestimmten Höhe. Ihm war, als würden unsichtbare Fingernägel durch die Haare und über seine Kopfhaut hin wegkratzen.
    Auf dem Rücken lag wieder die kalte Graupelschicht, die Furcht trieb das Gefühl eines heißen Messerstichs in seinen Magen.
    Irgendwo in der Dunkelheit lief etwas ab, das ihm große Furcht einjagte,
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