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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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war eindeutig ihre Handschrift. Gleich
zu Anfang gesteht sie, daß sie Evaline Harris auf dem Gewissen hat.«
    »Hat sie Sergeant Harbet darin
erwähnt?«
    »Nein. Aber der kommt in dem
Brief an mich vor.«
    »Werden wir den noch brauchen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wenn es dazu kommt«, meinte
ich, »denk daran, daß wir ihr einen adressierten und frankierten Briefumschlag
dagelassen und sie gebeten hatten, uns in einer anderen Angelegenheit ein paar
Zeilen zu schreiben. Sie hat den Brief selber eingesteckt, und...«
    »Du mußt nicht alle außer dir
für blöd halten«, sagte Bertha Cool. »Ich habe das sofort kapiert.«
    »Was sagt sie über Harbet?«
    »Alles. Er hat die Intrige
gegen Alfmont eingefädelt.«
    »Ich möchte Harbet anrufen. Ich
werde ihm vertraulich mitteilen, daß wir...«
    »Das wird schlecht gehen. Der
Bezirksanwalt hat wegen des Selbstmordes in Santa Carlotta angerufen. Dabei hat
er erfahren, daß Harbet spurlos verschwunden ist; ich wette, den sind sie
los...«
    »Schade. Ich hätte es ihm so
gern selber gesagt«, meinte ich.
    »Du bist ein rachsüchtiger
Knirps, Donald!«
    »Was ist denn aus der echten
Mrs. Lintig geworden? Hat die Danzer darüber was gesagt?«
    »Darüber weiß sie nichts.
Amelia hat diesen Wilmen geheiratet und ist mit ihm nach Mittelamerika
gegangen. Sie sind nie wieder aufgetaucht. Amelia hatte ihren Koffer bei Flo
untergestellt. Eine Weile stand er in ihrer Wohnung herum, dann hat sie ihn in
einen Lagerraum schaffen lassen. Schließlich hat sie sich den Inhalt angesehen
und sich herausgenommen, was sie brauchte. Sie hat gedacht, Amelia wäre tot.«
    »Aber beweisen konnte sie es
nicht.«
    »Nein.«
    »Das habe ich befürchtet. Du
mußt darauf bestehen, daß diese Frau Amelia Lintig war. Vielleicht kommen wir
damit durch.«
    »Du fängst schon wieder an,
Donald, mich wie einen Abc-Schützen zu behandeln. Traust du mir denn nicht zu,
daß ich...«
    Die Schwester erschien wieder.
Sie hatte den Arzt mitgebracht. Der sagte ernst: »Es tut mir leid, Mr. Lam,
aber ich muß Ihnen sagen, daß Sie sich, sobald Sie einigermaßen
wiederhergestellt sind, zum Bezirksanwalt begeben sollen.«
    »Bedeutet das, daß ich
verhaftet bin?«
    »Darauf läuft es hinaus.«
    »Mit welcher Begründung?«
fragte ich.
    »Das weiß ich nicht. So lauten
jedenfalls meine Anweisungen. Sie haben in letzter Zeit unter Streß gestanden.
Sie sind drahtig und zäh. Organisch sind Sie kerngesund. Aber Ihre Nerven sind
durch die Belastung etwas angeknackst. Es gefällt mir gar nicht, daß ich Sie
schon wieder wegschicken soll, aber ich kann nichts machen. Ein Kriminalbeamter
ist auf dem Weg hierher, um Sie abzuholen.«
    »Kann Mrs. Cool mitkommen? Ich
brauche sie zur Bestätigung meiner Aussage.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte
der Arzt. »Aber Sie können ja den Beamten mal fragen.«
    Er ging, aber die Schwester
blieb auf dem Posten. Kurz darauf trudelte der Kriminalbeamte ein. »Ich soll Sie
zum Bezirksanwalt bringen.«
    »Wie lautet die Anklage?«
    »Soviel ich weiß, ist gar keine
Anklage erhoben worden.«
    »Mr. Lam ist nervlich stark
belastet«, sagte Bertha Cool. »Ich kann nicht zulassen, daß er in langen
Verhören schikaniert wird.«
    Der Beamte zuckte die
Schultern.
    Bertha Cool nahm meinen Arm.
»Ich komme mit, Donald.«
    Eine Sekretärin meldete mich
an. Bertha Cool trabte hinter mir her. »Nur Mr. Lam«, sagte die Sekretärin,
aber Bertha stellte sich taub. Sie tat wie eine besorgte Glucke. »Komm nur, Donald.«
Sie redete wie zu einem Fünfjährigen, der zum Zahnarzt muß, und hielt mir die
Tür auf.
    Mr. Ellis war ein ausgesprochen
schöner Mann. Entsprechend war seine Wirkung auf Frauen. Die bisherigen
Stationen seines Lebens waren ihm an der Nasenspitze anzusehen: College,
Sportler, mit breiten Schultern und kleidsam gebräuntem Gesicht,
Footballspieler im Universitätsteam, Musterstudent mit besten Zeugnissen,
beliebt bei Mitschülern wie bei Lehrern. Es war deshalb nicht verwunderlich,
daß er sich schon in jungen Jahren bis zum Amt des Bezirkanwalts hochgearbeitet
hatte, obgleich seine juristischen Kenntnisse hauptsächlich Bücherweisheit
waren.
    »Sie haben in diesem Fall eine
recht bemerkenswerte Rolle gespielt«, legte er los.
    »Vielen Dank für die Blumen.«
    Er wurde rot.
    »Es ist ein schwerer Schlag für
mich, daß meine eigene Tante einen Mord begangen hat«, sagte ich kummervoll.
    »Und ein interessanter Zufall,
daß es sich ausgerechnet um einen Fall handelte, den Sie
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