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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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Wahrscheinlich sind
Privatgespräche während der Dienstzeit dort sowieso verboten.«
    »Dann halt den Mund, und schlaf
jetzt«, fauchte Bertha.
    Ich lag still und führte meine Gedanken
spazieren. Ich hatte Harbet in die Enge getrieben. Harbet hatte sich
revanchiert. Das Klima war ausgesprochen ungemütlich. Inzwischen saß Dr.
Alfmont in Santa Carlotta, das Damoklesschwert über sich. Ich dachte an die
Frau an seiner Seite, die die Welt als Mrs. Alfmont kannte — jedenfalls ihre
Welt, die Welt einer reichen Stadt mit Snob-Appeal. Und ich fragte mich, wie
ihr wohl zumute war, während sie, eine ungewisse Zukunft vor sich, auf die
weiteren Ereignisse wartete.
    Diese beiden Menschen waren
zumindest ruhiger, weil sie Vertrauen zu mir hatten. Selbst Bertha Cool konnte
einen Teil ihrer Verantwortung auf meine Schultern laden. Nur ich stand allein.
Ich dachte an Marian Dunton und fragte mich, wie es ihr wohl ging. Solange
Bertha Cool im Zimmer war, wagte ich nicht, sie anzurufen. Und so wie ich
Bertha kannte, würde ich mich auch nicht unter einem Vorwand hinausstehlen
können, um schnell mal zu telefonieren. Ich dachte daran, wie anständig es doch
von Marian war, zu mir zu halten, obwohl sie gemerkt hatte, daß ich sie
manchmal angeschwindelt hatte. Ich dachte, wie nett sie doch aussah, mit ihren
lachenden braunen Augen, den geschwungenen Lippen, dem strahlenden Lächeln...
    Das Telefon riß mich aus einem
handfesten Tiefschlaf. Ich fiel vor Schreck fast aus dem Bett und schwankte wie
ein Betrunkener. Meine verschlafenen Augen funktionierten noch nicht so
richtig. Ein Telefon klingelte. Telefon — das war doch — das bedeutete doch...
Wer rief denn da an? Wie spät war es eigentlich? Wo war ich denn?
    Ich hörte Bertha Cools
gelassene Stimme sagen: »Alle Wetten gestrichen? In Ordnung. Wir kommen hin.«
    Sie legte auf und sah mich mit
gerunzelter Stirn an. »Es war Frieda Tarbing«, berichtete sie. »Sie hat in
einer Stunde Dienstschluß. Daran wollte sie mich erinnern. Es hat sich nichts
getan.«
    Daß es endlich wieder etwas
Konkretes zu tun gab, brachte mich einigermaßen zur Besinnung. Ich spritzte mir
ein bißchen kaltes Wasser ins Gesicht und in die Augen und sagte zu Bertha:
»Frag Elsie Brand, ob sich einer von unseren Leuten gemeldet hat. Sie muß ihnen
irgendwie entwischt sein.«
    Bertha rief im Büro an. »Hallo,
Elsie — was gibt’s Neues?« Sie horchte einen Augenblick. Dann wiederholte sie:
»Du hast keinen Bericht bekommen. Na schön, vorerst vielen Dank. Ich melde mich
dann wieder.«
    »Die Polizei hat schon wieder
nach dir gefragt, Kleiner«, meinte Bertha. »Aber von unseren Leuten hat sie
nichts gehört.«
    Ich fuhr mir mit meinem
Taschenkamm durch die Haare und betrachtete betrübt meinen schwärzlichen
Hemdkragen. »Ich kann mich einfach nicht verrechnet haben, Bertha! Nach unserem
freundschaftlichen Besuch muß sie sich doch mit Harbet in Verbindung gesetzt
haben.«
    »Hat sie aber nicht«, sagte
Bertha.
    »Tja, dann gibt’s nur noch
eins: Wir müssen sie uns zum zweitenmal vornehmen. Uns bleibt nur noch die
Flucht nach vorn. Moment — ich muß nur schnell noch einmal telefonieren.«
    Ich rief in meiner Pension an
und verlangte Mrs. Eldridge.
    Mrs. Eldridge meldete sich nach
einer Weile. Die zynische Stimme hätte ich überall erkannt. »Hier ist Donald.
Könnten Sie wohl meine Cousine bitten, kurz ans Telefon zu kommen? Ich hätte
Sie nicht gestört — aber es ist dringend.«
    »Ihre Cousine, Donald«, sagte
Mrs. Eldridge beißend, »hat sich als eine gewisse Marian Dunton entpuppt, die
von der Polizei im Zusammenhang mit einem ungeklärten Mord als Zeugin gesucht
wird. Sie ist vor drei Stunden abgeholt worden. Soviel ich weiß, fahndet die
Polizei jetzt nach Ihnen. Wenn Sie glauben, Sie können meine achtbare Pension
als...«
    Ich legte auf.
    Bertha Cool sah mich an und
erkundigte sich mit verdächtig liebenswürdiger Stimme: »Ach, du hast eine
Cousine, mein kleiner Donny?«
    »Es ist eine Freundin«,
erklärte ich beiläufig. »Ich habe sie als meine Cousine eingeschmuggelt«
    »Du hast doch eben in deiner
Pension angerufen...«
    »Sehr richtig.«
    Bertha Cool starrte mich an und
kniff die Augen zusammen, als sei sie plötzlich sehr kurzsichtig geworden. Dann
schnaubte sie kurz. Schließlich, nach einer längeren Pause, meinte sie: »Und da
sagst du, daß die Frauen nicht auf dich fliegen! Los, mein Freund, auf ins Key
West. Es ist vielleicht kein besonders kluger Schachzug, aber
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