Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Leiche im Badezimmer

Die Leiche im Badezimmer

Titel: Die Leiche im Badezimmer
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
der
unbekannte Faktor — Marco — sich unberechenbar verhalten wird, wenn es darauf
ankommt. Das Ganze wird schon schwierig genug sein. Aber wenn ich mir dabei
auch noch den Kopf darüber zerbrechen muß, wie ich dich davon abhalten kann,
dich erschießen zu lassen, wird die Sache einfach unmöglich.«
    Sie knabberte heftig an ihrer
Unterlippe herum. »Vermutlich hast du recht, und das ist mir sehr zuwider. Aber—«,
sie lächelte zögernd, »-ich möchte nicht gern der Grund für deinen plötzlichen
Tod sein. Also werde ich ein braves, kleines Mädchen sein und zu Hause bleiben.
Hast du nicht was von einem Drink gesagt?«
    »Kommt sofort«, versprach ich
und strebte der Küche zu.
    Als ich mit den Gläsern ins
Wohnzimmer zurückkehrte, hatte sie sich in Luft aufgelöst.
    »Helen!« rief ich.
    »Hier drin«, sagte sie mit
kehliger Stimme.
    Ich blieb mit einem Ruck mitten
im Schlafzimmer stehen. Helen lag pudelnackt ausgestreckt auf dem Bett, die
Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ihre Augen glitzerten nach wie vor in
fieberhafter Erregung, während sie mich anblickte.
    »Die Drinks kannst du doch für
später aufbewahren.«
    »Du suchst dir wirklich den
passenden Moment aus«, sagte ich hilflos.
    »Tut mir leid, Liebster.« Sie
bog ihren Körper durch und begann, mit den glatten, runden Hüften langsam und
rhythmisch zu rotieren. »Ich weiß nur keine andere Methode, um wirklich zu
feiern.«
     
    Um zehn Minuten vor acht rief
ich von einer Telefonzelle in Valley Heights aus an. Derselbe Sergeant wie
zuvor hatte Nachtdienst, und das war ein kleiner Vorteil.
    »Lieutenant«, seine Stimme
klang mitfühlend, »es tut mir leid, von Ihrer Suspendierung gehört zu haben.«
    »Danke«, sagte ich schnell.
»Aber machen Sie sich im Augenblick darüber keine Sorgen. Ich muß Sie um einen
Gefallen bitten — es ist wichtig.«
    »Gern«, sagte er.
    Ich gab ihm die Telefonnummer
von Celestine Jacksons Haus an. »Rufen Sie dort punkt acht Uhr an«, sagte ich.
»Wenn sich niemand meldet, lassen Sie es fünf Minuten lang klingeln. Wenn sich
jemand meldet, tun Sie so, als hätten Sie die falsche Nummer bekommen — legen
Sie auf und rufen erneut an — ebenfalls fünf Minuten lang.«
    »Kann ich sonst noch was für
Sie tun, Lieutenant?«
    Ich überlegte einen Augenblick.
»Sie können mir die Daumen drücken, glaube ich.«
    Das Haus lag etwas von der
Straße entfernt, und der Vorgarten war dicht bewachsen, entsann ich mich. Ich
war dankbar dafür. Ich parkte den Wagen zwei Häuserblocks weit entfernt und
ging den Rest des Weges. Es war eine Minute vor acht, als ich über den
Nachbarzaun in den Vorgarten von Celestines Haus kletterte und mich unbequem
hinter einen Strauch duckte. Die nächsten sechzig Sekunden waren die längsten
meines Lebens. Dann hörte ich schwach das Telefon im Haus klingeln und rannte
auf die Vorveranda zu. Das Telefon klingelte noch immer, als ich ankam, den
Lauf meines Achtunddreißiger unmittelbar über dem Schlüsselloch gegen das
Schloß preßte und abdrückte. Dann rannte ich mit der Schulter gegen die Tür,
und als sie auf sprang, warf ich mich der Länge nach in den Eingangsflur.
    Einen Augenblick lang, der
meinen Herzschlag stocken ließ, geschah gar nichts. Das Telefon klingelte
sinnlos weiter, dann wurde die Dunkelheit von einem plötzlichen Blitz erhellt,
und der betäubende Lärm eines Schusses folgte. Ich hielt den rechten Arm gerade
vor mich hin und drückte dreimal schnell hintereinander ab. Irgendwo in der
Dunkelheit gab jemand einen kurzen, gequälten, erstickten Laut von sich, und
gleich darauf folgte ein dumpfer Aufprall. Ich dachte ein paar Sekunden lang
darüber nach und feuerte dann sorgfältig in der Richtung, aus welcher der Laut
gekommen war. Ungefähr zehn Sekunden später richtete ich mich langsam auf die
Knie auf, um mich anschließend noch langsamer zu erheben. Meine freie Hand
tastete an der Wand entlang, bis meine Finger den Lichtschalter berührten, und
ich hoffte inbrünstig, der Sergeant würde den Daumen drücken, bevor ich das
Licht anknipste.
    Kendrick lag ausgestreckt über
der Schwelle der offenen Tür zum Wohnzimmer, den Kopf gegen den Türpfosten
gelehnt, das Gesicht verzerrt, den Mund geöffnet. Ein Geschoß hatte ihn hoch in
der Schulter getroffen, das andere hatte ungefähr zwei Zentimeter oberhalb des
rechten Auges ein Loch gebohrt. Er war so tot wie nur möglich.
    Das Telefon hörte zu klingeln
auf, und das Schweigen bekam etwas ohrenbetäubend Intensives. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher