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Die Leiche am Fluß

Die Leiche am Fluß

Titel: Die Leiche am Fluß
Autoren: Colin Dexter
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nicht nochmal zusammen Schampus trinken konnten. Das war der schönste Abend in meinem ganzen Leben, denn so verrückt sich das anhört — ich hab Dich sehr, sehr lieb. Hoffentlich gefällt Dir das kleine Geschenk. Große Worte kann ich nicht machen, deshalb mach ich jetzt Schluß. Weißt Du eigentlich, wie gern ich Dich damals im Taxi geküßt hätte? Dafür kriegst Du jetzt ein paar Küsse von
    Ellie

    Vom Kummer übermannt wandte Morse sich ab, als Lewis wieder hereinkam, faltete das Blatt und legte es in seine Schreibtischschublade.
    Einen Augenblick schwiegen sie sich an. Dann holte Morse den Brief wieder heraus und reichte ihn Lewis.
    Nachdem der ihn gelesen hatte, blieb es noch eine ganze Weile still. Schließlich stand Morse auf. «Sollte ich sie irgendwann mal wiedersehen, Lewis, muß ich ihr sagen, daß es nicht antelefoniert heißt...»
    «Ich glaube kaum, daß ihr das sehr wichtig wäre», gab Lewis leise zurück.
    Morse schwieg.
    «Darf ich mir das Geschenk mal ansehen, Sir?»
    Morse reichte ihm die Taschenflasche.
    «Das Wort aus dem Kreuzworträtsel damals, Lewis, das ich nicht rausgekriegt habe — wissen Sie noch?     Sein Sergeant lächelte schmerzlich und nickte.
    Flachmann...

69

    Bei den Stämmen Zentralaustraliens hat jeder Mensch neben seinem Alltagsnamen einen geheimen Namen, der ihm gleich nach der Geburt verliehen wird und nur den Eingeweihten bekannt ist.
    (James Frazer, The Golden Bough)

    «Sie müssen zugeben, daß ich ein leichtgläubiger Trottel war, Lewis.     «Numquam animus, Sir, wie die Römer sagen. Das hab ich übrigens von Ihnen.»
    «Na, dann los!»
    «Sie glauben, Ellie Smith ist getürmt?»
    «Allerdings.»
    «Mit Davies?»
    «Hat Davies einen roten BMW?»
    «Da müßte er sich inzwischen was Neues angeschafft haben.»
    «Vielleicht dieser geile Bock aus Reading... Wo haben wir die Karte?»
    «Wenn wir die Kollegen von der Verkehrspolizei...»
    «So lange kann ich nicht warten.»
    Er fand die Karte, wählte die Nummer und sagte der Frau, die sich meldete, er rufe aus dem Präsidium an, es ginge um einen gestohlenen Wagen, einen roten BMW, er wolle nur nachfragen, ob...
    Mr. Williamson sei nicht zu Hause, erfuhr Morse, er habe tatsächlich einen roten BMW, aber der sei nicht gestohlen. Sie habe ihn heute nachmittag noch gesehen, Mr. Williamson wollte mit dem Wagen nach Oxford.
    Als sie eine halbe Stunde später in die Princess Street kamen, zeigte sich, daß Ellie Smith ihre Zelte recht überstürzt abgebrochen hatte. Die in einer Einzimmerwohnung ohnehin überschaubare Habe war weitgehend noch da: Kühlschrank, Fernseher, Plattenspieler, Mikrowelle, Kleidung und Schuhe — von bieder bis verrucht — , Dutzende von Bildern und Postern, unter anderem ein riesiges von Marilyn Monroe in Lebensgröße, ein gerahmter Druck von Paul Klee und ein ebenfalls gerahmtes Abschlußzeugnis der East Oxford Senior School vom Juli 1983, unterschrieben von C. P. Taylor (Schulleiter), aus dem hervorging, daß Kay Eleanor Brooks der Schulpreis für Kunst zuerkannt worden war.
    «Die Schubladen sind unergiebig, Sir. Wenn Sie mal in den Terminkalender...»
    «Danke, kein Bedarf.» Morse setzte sich aufs Bett.
    «Nehmen Sie’s mir nicht übel, Sir — aber es war schon ein bißchen hart, daß sie sich all die Jahre nicht um ihre Mutter gekümmert und sich erst wieder gemeldet hat, als...»
    Er unterbrach sich. «Sir!»
    Morse sah auf.
    «Unter Dienstag, dem 6. September, steht eine Telefonnummer, dahinter ein GL und eine Zahl, scheint eine Eins zu sein...»
    Morse stand auf und sah Lewis über die Schulter. «Könnte auch ein kleines sein.»
    «Soll ich es mal probieren?»
    Morse zuckte die Schultern. «Von mir aus...»
    Eine verbindliche walisische Männerstimme: «Gareth Llewellyn-Jones. Was kann ich für Sie tun?»
    «Sergeant Lewis, Thames Valley Police. Wir ermitteln in einer Mordsache und glauben, daß Sie uns in ein, zwei Punkten weiterhelfen könnten.»
    «Was Sie nicht sagen... Aber hoffentlich nicht gleich. Ich gebe gerade ein Tutorium.»
    «Wann wären Sie frei, Sir?»
    «Könnte wichtig sein», sagte Lewis und legte auf. «Wenn sie die ganze Nacht weg war...»
    «Weg?» wiederholte Morse bitter. «Mit einem scharfen Gockel im Bett, meinen Sie wohl. Sie gehen mir auf den Geist mit Ihrer verdammten Scheinheiligkeit.»
    Lewis zählte bis sieben. «Also jedenfalls kann sie
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