Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
Vom Netzwerk:
schwören, dass sie das Rückgrat haben, das mir bekanntermaßen abgeht. Ein Bett voller Bienen hätte mich nicht von Malatesta befreit, das konnte nur mein Vater tun. Die Bienen hätten ihn nur noch missgünstiger gestimmt, und so bemühte ich mich, die Mädchen nicht zu ermutigen.
    Die einzige Person, vor der ich klagte, und das ausführlich, war Hyazinth, mein einziger Freund auf der Insel Letnos. Er lebte in einer Villa in der Nähe und kam beinahe jeden Tag herüber, um uns zu besuchen; er traf immer dann ein, wenn meine Mutter und meine Schwestern nach der Mittagsruhe wieder aufstanden, so dass seine Besuche mit ihrem Nachmittagsmahl zusammenfielen. An den wenigen Tagen, an denen er zu spät kam, hob Eurydike stets einen Kuchen für ihn auf.
    Er war mein einziger Gefährte in meinem Alter, und ich hätte dankbarer sein sollen, ihn zu haben, aber es war schwer, für Hyazinth dankbar zu sein. Sein Vater war ein Patron, der ein Landgut von allenfalls mittlerer Größe besaß und daher nur wenig Verantwortung zu tragen hatte, und es schmeichelte Hyazinth, sich als Freund des Erben von Sounis betrachten zu können. Er lächelte immer und war stets darauf bedacht, sich beliebt zu machen. Er pflichtete allem bei, was ich sagte, was anstrengend war, und sein Flötenspiel hätte selbst einen Tauben zusammenfahren lassen, aber ich glaube, meine wahre Schwierigkeit mit Hyazinth bestand darin, dass er mich an mich selbst erinnerte. Er las Gedichte. Er zuckte bei lauten Geräuschen zusammen. Es mangelte ihm nicht nur an musikalischen, sondern auch an kriegerischen Fähigkeiten. Er ging jeder Situation aus dem Weg, die eine körperliche Anstrengung seinerseits erfordert hätte. Wenn ich ihn vor mir sah, fand ich, dass es kein Wunder war, dass mein Vater mich verabscheute.
    Und doch war ich sein Gefährte, und er meiner, und wenn Malatesta mich schlug, ging ich zu ihm, um mich bemitleiden zu lassen. Oh ja, ich war einige Zoll größer als Malatesta und längst alt genug, um als Mann zu gelten, aber mein Hauslehrer versetzte mir immer noch Rutenhiebe auf die Handflächen und hinterließ dort schmerzende Blasen. Und ich schniefte immer noch wie ein Kleinkind, um Tränen des Zorns und der Demütigung zurückzuhalten. Besonders, wenn ich dafür geschlagen wurde, dass ich darauf beharrte, dass Turm sich nicht auf Horn reimte oder dass mir keine Teiler für 31 oder 43 einfielen. Malatesta pflegte Dinge zu behaupten, von denen er sogar selbst wusste, dass sie nicht zutrafen, um mich dann verachtungsvoll anzusehen, wenn ich es ihm durchgehen ließ, weil ich zu eingeschüchtert war, ihm zu widersprechen.
    Während es mir nicht gelang, meine eigenen kleinen Probleme in den Griff zu bekommen, sah mein Onkel Sounis sich vor größere gestellt. Nach der Sabotage an seiner Flotte in ihrem eigenen Hafen hatte er sich ohne Zögern in einen Krieg gegen Attolia gestürzt. Der Magus hätte ihm davon abgeraten, aber der Magus war, wie du ja weißt, entführt worden, bevor er irgendeinen Rat hatte geben können. Dann fand Sounis heraus, dass Eddis sowohl für die Zerstörung seiner Schiffe als auch für das Verschwinden seines kostbaren Ratgebers verantwortlich war, und er brach genauso unbedacht einen zweiten Krieg vom Zaun. Ich glaube, er rechnete zuversichtlich damit, sowohl über Eddis als auch über Attolia zu triumphieren, bis die Welt erfuhr, dass der Dieb von Eddis die Königin von Attolia gestohlen hatte und sie zu heiraten gedachte.
    Als die Sterne diese sehr unerwartete Konstellation annahmen, wusste mein Onkel nicht weiter. Gemeinsam waren Attolia und Eddis viel stärker, als sie es allein gewesen waren. Er konnte nicht gegen sie bestehen, das wussten alle. Jeder Tag brachte neue Gerüchte. Die Mägde schnappten Neuigkeiten wer weiß wo auf und erzählten sie Ina und Eurydike, die sie an meine Mutter und mich weitertrugen. Meine Mutter tadelte sie zwar dafür, dass sie sich Klatsch anhörten, bestand aber nie darauf, dass sie es bleiben lassen sollten.
    Eines Morgens sagte Ina beim Frühstück: »Unser Onkel hat sich bereiterklärt, die Cousine der Königin von Eddis zu heiraten.«
    »Euer Onkel Sounis?«, fragte meine Mutter und erinnerte Ina so sanft an den Ehrentitel.
    »Genau«, antwortete Ina und ließ die Tatsache unausgesprochen, dass nur einer unserer Onkel väterlicherseits, der König von Sounis, noch am Leben war. »Man erzählt sich, dass sie Agape heißt.«
    Ich hätte froh sein sollen, weil das Frieden zwischen unseren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher