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Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)

Titel: Die Legenden von Attolia 4: Die Verschwörer (German Edition)
Autoren: Megan Whalen Turner
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hatte ausweichen wollen. Wenn ich mich beeilte, würde ich vielleicht den Männern zuvorkommen können, die schon in der Villa waren und im Haus die Treppen emporstiegen. Ich rannte über den jetzt leeren Hof und kletterte die Stufen zum Dach empor, alles einem Plan gemäß, den ich als Lösung für eine von Terves scheinbar so nutzlosen Übungen ausgearbeitet hatte.
    Warum sollte irgendjemand eine unbedeutende Villa angreifen, hatte ich damals gefragt – und wenn sie bedeutend genug war, angegriffen zu werden, warum wurde sie dann nicht verteidigt? Tu einfach so, hatte er gesagt.
    Ich kletterte hoch und dann über das Geländer des Portikus, wobei ich den Sichtschutz niedertrampelte und einen Moment lang mit dem Fuß darin stecken blieb – das gehörte nicht zum Plan. Als ich durch die Tür in die Gemächer meiner Mutter rannte, schrien die Dienerinnen. Ich musste über den Lärm hinwegbrüllen, den sie veranstalteten, aber ganz gleich, ob Ina mich verstand oder nicht, sie war so schlau, die große Holztür zuzustoßen, die den Eingang zu der Zimmerflucht bildete. Jemand draußen auf dem Gang drückte die Klinke herunter, und die Tür begann aufzuschwingen, aber ich rannte mit voller Kraft dagegen und schlug sie wieder zu. Von der anderen Seite ertönte ein Schmerzensschrei, dann ein Krachen, als ein Körper auf die Tür traf. Ina hielt die Klinke fest, damit sie nicht heruntergedrückt werden konnte. Solange ihre kleine Hand sie festhielt, hielt die Metallzunge der Klinke ihrerseits die Tür. Die Tür zitterte in ihrem Rahmen, aber sie war solide, und wir hatten so viel Zeit, wie die Klinke uns zugestand.
    Eurydike und meine Mutter waren mit im Zimmer, außerdem zwei Dienerinnen. Ich eilte zu der Tür, die das Gemach meiner Mutter mit den Ankleidezimmern und Schlafkammern verband. Es führten Türen vom Korridor in die Schlafzimmer, und ich fürchtete, die Angreifer hindurchkommen zu sehen, aber das Ankleidezimmer war leer. Ich huschte hinein, um mir einen Satz Kämme und Bürsten von einem Tablett zu holen, schloss dann die Tür und klemmte ihre Klinke mit einem Bürstengriff fest. Ich kehrte zu Ina zurück. Als sie die Hand hob, klemmte ich die Klinke hier ebenfalls rasch fest. Alles genau so, wie ich es an einem müßigen Nachmittag vor Monaten mit Terve geplant hatte.
    Eurydike hockte auf dem Boden. Sie hatte den Keil gefunden, der gewöhnlich dazu diente, die Tür offen zu halten, und zwängte ihn nun unter die geschlossene Tür. Sobald sie gesichert war, sah ich mich um. Die Angreifer konnten nicht vom Portikus her über uns kommen. Nur das Empfangszimmer meiner Mutter ging darauf hinaus – eine altmodische Art und Weise sicherzustellen, dass keine Tochter des Hauses sich davonstahl, um einen unerlaubten Blick auf die Männer unten auf dem Hof zu werfen.
    Meine Mutter hatte die Dienerinnen zum Schweigen gebracht, und in der relativen Stille sagte sie: »Wir haben vom Portikus aus den Kampf gehört. Sind das Banditen, mein Schatz?«
    »Nein«, sagte ich und schüttelte den Kopf. Sie waren geordnet vorgegangen und alle gleich ausgerüstet; abgesehen davon hätten Banditen niemals eine Villa auf Letnos angegriffen. Es gab hier nichts zu stehlen – und wohin hätten sie sich danach wenden sollen? Sie konnten Letnos nicht verlassen, ohne an den Schiffen des Königs vorbeizumüssen, die um die Insel herum patrouillierten, und die Patrouillenschiffe hielten alles an, was größer als ein Ruderboot war.
    Die Klinke würde nicht lange halten. »Ich will, dass ihr euch versteckt«, sagte ich zu meiner Mutter und scheuchte sie, meine Schwestern und die Dienerinnen in den Portikus hinaus. Als ich ihnen erklärte, was ich wollte, weigerten die Mägde sich. Meine Mutter verdrehte die Augen und stieg ruhig über das Geländer. Sie wartete, bis ich auf das Dach darunter hinabgeklettert war, und ließ sich dann in meine Arme fallen. Eurydike warf sich geradezu über das Geländer und lachte, als ich sie auffing. Ina gab den Dienerinnen einen strengen Fingerzeig, und sie ließen sich vorsichtig herab; eine von beiden wimmerte leicht, sogar noch, als ich sie schon auf die Füße gestellt hatte.
    Als alle Frauen sicher unten angekommen waren, drehte ich mich um und sah Eurydike an der Dachkante stehen.
    »Komm zurück«, sagte ich, »falls sie jemanden aus dem Haus schicken.« Wir konnten immer noch hören, wie an die Tür meiner Mutter gehämmert wurde.
    Eurydike hatte die Leichen unten gesehen; das Lachen war ihr
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