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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Autoren: James Barclay
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wäre nicht das Ende der julatsanischen Magie; sie würde danach nur schwieriger werden.
    So verkündeten es die Lehren.
    »Aber sie haben sich geirrt«, flüsterte Pheone.
    »Wer?«, wollte Lempaar wissen.

    »Alle, die uns jemals etwas über das Wesen der julatsanischen Magie gelehrt haben.«
    Alle sahen sie jetzt an und warteten darauf, dass sie entschied, was als Nächstes zu tun sei. Sie hätte es komisch gefunden, hätten sie nicht vor einer Katastrophe gestanden. Sie war nie gewählt worden, sondern hatte, genau wie Ilkar, nur deshalb eine Führungsrolle übernommen, weil sie gut organisieren konnte. Es war leicht gewesen, solange sie noch viel Arbeit gehabt hatten. Doch inzwischen waren die Bauarbeiten und Reparaturen bis auf den Turm abgeschlossen, und sie mussten sich einer Zukunft stellen, in der löchrige Dächer und wacklige Bauten unbedeutende Nebensächlichkeiten darstellten. Jetzt mussten sie sich damit abfinden, dass sie ihre Fähigkeit verloren, auf das Mana-Spektrum einzuwirken. Julatsa starb.
    »Wir müssen jetzt scharf nachdenken«, sagte Pheone und versuchte, ihre Gedanken halbwegs zu ordnen. »Es gibt einige Dinge, die wir tun können, und wir dürfen es uns nicht erlauben, jetzt aufzugeben. Nicht nach allem, was wir bisher schon erreicht haben. Lempaar, könntest du so viele Leute wie möglich mitnehmen und die Texte, die wir noch haben, auf Hinweise durchgehen, die uns zu verstehen helfen, was jetzt im Herzen vor sich geht? Vielleicht können wir … ich weiß nicht, vielleicht können wir es in gewisser Weise nähren oder wieder beleben. Irgendetwas, um sein Leben zu verlängern, falls das Problem wirklich im Herzen liegt.
    Buraad, Massentii, Tegereen, wir brauchen einen Plan, wie wir am besten unseren Hilferuf aussenden. Alle julatsanischen Magier müssen dies gefühlt haben. Sie alle müssen herkommen und uns helfen, das Herz zu bergen.«
    »Wir brauchen so viele«, wandte jemand auf der anderen Seite des Kraters ein.

    »Dann sollten wir sie lieber sofort zu uns rufen«, erwiderte Pheone.
    »Warum glaubst du, dass wir dieses Mal mehr Erfolg haben als beim letzten Mal? Wir haben schon einmal um Hilfe gebeten, wie du weißt. Nur wenige sind dem Ruf gefolgt. Und jetzt tobt da draußen ein Krieg.« Es war wieder derselbe Magier, der zum Ausdruck brachte, was sie alle empfanden. Sie waren ausgelaugt und hoffnungslos.
    »Ich weiß. Aber wir müssen einfach Erfolg haben. Und der Krieg hat einige Elfen von Calaius hierher verschlagen, auch wenn die Götter allein den Grund dafür wissen. Sie wurden alle in Julatsa ausgebildet, und wir müssen ihnen erklären, was auf dem Spiel steht. Welche anderen Möglichkeiten haben wir denn, außer es immer wieder zu versuchen? Die Alternativen sind unvorstellbar.
    Hört zu, wir müssen jetzt stark sein und zusammenhalten. Jeder, der nicht in der Bibliothek hilft, soll das Mana-Spektrum erkunden. Wir müssen herausfinden, was passiert, wenn wir jetzt einen Spruch wirken. Könnt ihr die Sprüche so leicht wie vorher formen? Erkundet alles, aber seid vorsichtig. Wir können es uns nicht erlauben, noch jemanden durch einen Rückschlag zu verlieren. Seid ihr alle bereit?«
    Schweigen.
    »Also gut, dann lasst uns beginnen. Am Abend reden wir weiter.«
     
    Tessaya, der Lord der Paleon-Stämme der Wesmen, blickte auf die Knospen hinab, die vor seinem Füßen aus dem Boden brachen, und lächelte unwillkürlich. Das ganze Dorf summte vor Leben, die Einwohner schöpften Wasser aus dem Brunnen, die Bauern wetzten ihr Werkzeug und waren für die Aussaat bereit, die Häuser waren mit sauberem
Stroh gedeckt und verstärkt. Ein frischer Geruch lag in der Luft, der Geruch von neuem Leben. Es war der Geruch der Hoffnung, und Hoffung war etwas, das sein Volk dringend brauchte.
    In den sechs Jahren nach dem Krieg, in dem so viele Männer gefallen waren, hatten die Todfeinde im Osten immer neues Elend gesandt, um die Wesmen zu quälen, obwohl sie schon am Boden lagen. Tessaya war es vorgekommen, als habe es seit Menschengedenken keine solchen Unwetter mehr gegeben. Die Schamanen hatten jedoch Magie in Stürmen, Regenfällen und in den Blitzen gewittert, die den Boden versengten, und auch in der Erde selbst, die sich aufbäumte und die Menschen verschlang.
    Tag um Tag wurden sie heimgesucht, und als die Stürme nachließen, wurden sie von der heißen Sonne verbrannt. Die Felder standen unter Wasser oder verdorrten, das Vieh vermehrte sich nicht, und als der Winter kam, ließ
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