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Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz

Titel: Die Legenden des Raben 03 - Schattenherz
Autoren: James Barclay
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zwar das Toben der Elemente nach, doch es war klar, dass viele sterben mussten.
    Tief im Kernland hatte Tessaya sich verschanzt, er hatte die noch lebenden Lords zu sich gerufen und darum gebeten, alles zusammenzuwerfen, was sie noch besaßen. Wenn dies tatsächlich das Werk der Magier im Osten war, dann verfolgten sie offensichtlich das Ziel, die Wesmen endgültig auszulöschen. Nur wenn die Wesmen zusammenhielten, konnten sie überleben und wieder erstarken.
    Die Lords hatten auf ihn gehört. Tessaya war der Älteste unter ihnen, und er hatte zwei Jahrzehnte lang alle Kriege mit dem Osten und alle Stammesfehden überlebt. Er allein hatte die Stämme zu einer Streitmacht sammeln können, die stark genug gewesen war, um den Osten anzugreifen. Die Lords, viele von ihnen jung und ängstlich, glaubten, er könne es noch einmal tun.

    Im Winter hatten sie darben müssen. Holz hatten sie genug gehabt, aber nichts, das sie auf den Flammen kochen konnten. Die Tiere mussten am Leben bleiben, damit sie sich fortpflanzen konnten. Männer, Frauen und Kinder magerten ab, und die Kranken und Schwachen überlebten nicht. Scheiterhaufen brannten jeden Tag an allen heiligen Stätten und mahnten sie, an welch dünnem Faden ihr Schicksal hing.
    In dieser Zeit gewannen die Schamanen erneut an Einfluss. Sie beteten zu den Geistern um Gnade, und beinahe schien es selbst einem, der so skeptisch war wie Tessaya, dass die Wesmen in ihrem Ringen nicht allein standen. Vielleicht war der Winter doch nicht so schlimm, wie alle glaubten. Vielleicht fanden die Jagdtrupps mehr Wild, als sie eigentlich hätten finden können. Vielleicht gaben die winterfesten Beerensträuche und die Wurzeln aus ganz natürlichen Gründen mehr Nahrung her.
    Vielleicht aber gab irgendeine Macht ihnen die Mittel an die Hand, damit sie überleben konnten.
    Wenn es nach Tessaya ging, dann sollte sein Volk glauben, was es wollte. Der Pakt mit den Stammesfürsten führte jedenfalls dazu, dass es nur sehr wenig Nahrungsdiebstähle gab, und diejenigen, die es gab, wurden mit dem Tod durch Pfählen bestraft. Als die kalten Tage zu Ende gingen, sah er in den Paleon-Stämmen eine neue Entschlossenheit wachsen. Vor gar nicht so langer Zeit hatten die Menschen sich noch mit ihrer Schwäche abgefunden, aber jetzt keimte der Wunsch, zu überleben und wieder zu erstarken. Welche Übel die Magier auch gesandt hatten, die Wesmen wollten sie in Antriebskraft verwandeln.
    Da nun die neue Jahreszeit begann und das Leben im Überfluss zurückkehrte, konnte er einer prächtigen Zukunft entgegensehen. Bis zur nächsten Ernte mussten sie noch in
großer Not leben, aber es gab immerhin noch Paleon-Männer, die die Ernte einholen konnten. Es sollte eine Zeit der Feiern werden, wie es sie noch nicht gegeben hatte.
    Tessaya trauerte um all jene, denen er nicht hatte helfen können. Um jene, die sich entschlossen hatten, jenseits des Kernlandes zu leben, und um jene, die bereits zu geschwächt gewesen waren und ihre Willenskraft verloren hatten. Doch unweigerlich richteten sich seine Gedanken nun erneut auf die Eroberung.
    Die Schamanen hatten nur zur Hälfte recht, wenn die Geschichten, die er in den letzten Tagen gehört hatte, der Wahrheit entsprachen. Ja, das Wüten der Elemente war durch Magie verstärkt worden. Doch die Quelle waren nicht die Kollegien. Noch interessanter war, dass die Zerstörung im Osten womöglich sogar noch schlimmer war als im Kernland. In welcher Verfassung befanden sich ihre Feinde? Waren sie stark genug, um zu kämpfen und zu siegen?
    Den Gerüchten nach hatte Julatsa vergeblich versucht, sich aus der Asche wieder zu erheben, und die anderen Kollegien lagen im Krieg und rissen sich gegenseitig in Stücke. Und noch besser: Die gewöhnlichen Menschen, die mit der Magie nichts zu tun hatten, wandten sich gegen ihre selbst ernannten Herren. Die Menschen wollten ihr Leben ohne Zaubersprüche und Anrufungen wieder aufbauen. Sehr interessant.
    Tessaya brauchte Antworten und klare Beweise. Er hatte schon einmal den Fehler gemacht, den Erzählungen anderer Leute zu glauben, und deshalb waren seine Kämpfer zu tausenden gestorben. Dieses Mal wollte er die Wahrheit aus Mündern hören, denen er trauen konnte. Die Wesmen waren schwach, und sein Heer war klein. Doch wenn die Beute wirklich dort lag und nur darauf wartete, dass er sie
an sich nahm, und wenn die Kollegien im Osten den größten Teil ihrer Unterstützung verloren hatten, dann konnte er hoffen. Hoffen, dass die
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