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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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kann ich nicht anders als zu fordern: Lasst sie ihm.« Sie senkte den Arm, danach andeutungsweise ihr Haupt. »Ôpailos stahl uns allen: Zeit.«
    Der Tyvoi grinste sie an. »Du bist eine gute Tyvoi, Cothóra, und dazu noch klug. Genau das tat ich, und ich muss gestehen, dass ich niemals zuvor aufgeregter war als vor diesem Diebeszug. Denn wie kann man die Meister des Stehlens hintergehen, ohne dass sie es bemerken?« Er erhob sich und verneigte sich in alle Richtungen, dann sprang er vom Tisch und landete genau vor Diamàs, die ihn fassungslos anstierte. »Es war mir ein großes Vergnügen.«
    Die schweigenden Tyvoi betrachteten Ôpailos, als sei er ein hässliches Scheusal, das wie aus dem Nichts in Dsôn aufgetaucht war und ihnen gerade erklärt hatte, dass man verwandt sei.
    Der metallische Schlag, der unvermutet erklang, ließ Cothóra vor Schreck zusammenzucken, weitere folgten: Nâgal stieß den Stab rhythmisch auf die Steinplatten, steigerte von Mal zu Mal die Geschwindigkeit.
    Nach und nach fielen die Albae mit Applaus ein, dann flogen erste Hochrufe zur Hallendecke hinauf.
    So ein gerissener Kerl. Cothóra klatschte sich die Finger wund. Ich gönne ihm den Titel von ganzem Herzen.
    Und als Nâgal die Maske aus der Nische nahm und sie feierlich an Ôpailos überreichte, der sie nun mit glücklichem, aber weniger hochmütigem Lächeln in Empfang nahm, konnte sogar Diamàs nicht anders, als Beifall zu spenden.
    Cothóra atmete die Enttäuschung, dass sie leer ausgegangen war, mit einem Seufzen aus. Acátor schenkte ihr wieder Wein nach. »Ich denke«, sagte sie und prostete über die Köpfe der Tyvoi hinweg dem Sieger zu, »ich werde das nächste Mal bei Ôpailos einsteigen. Oder noch besser«, sie sah Acátor an, und ihre Augen verengten sich, »ich stehle ihm die Trophäe. Dann kann ich sie gleich behalten.«
    Acátor nickte. »Da wirst du dich mit Diamàs vor seinem Haus treffen und darum prügeln müssen, als Erste hinein zu dürfen«, schätzte er.
    Cothóra lachte und genoss den Wein. Es war keine einfache Sache, eine Tyvoi zu sein. Doch es ist die beste.

    … ob es die Überlebenden nach dem Untergang des Sternenreichs bis nach Dsôn Balsur schafften, ob ihr Kodex nach dem Stern der Prüfung erhalten geblieben war, ob einige Tyvoi in Dsôn Sòmran überlebten und mit den Drillingen nach Tark Draan einfielen – ich weiß es nicht.
    Doch nach allem, was ich vage hörte, würde es mich nicht wundern.

Schreite,
    wenn du die Zeit genießt.
    Laufe,
    wenn du erwartet wirst …
    Renne,
    wenn dein Geliebter ruft.
    Verharre,
    wenn der Angriff naht.
    Sei des Gegners Tod,
    sei deren Endlichkeit.
    So mag es sein,
    dass du danach
    über das Schlachtfeld
    schreitest.

Die Klinge Tadellos
    Einst erschuf ein Schmied ein Schwert von solcher Güte, dass es niemand führen durfte, denn nicht einmal der beste Krieger oder die beste Kriegerin seiner Zeit sei würdig genug, so befand sein Schöpfer. Auch vor den Unauslöschlichen hielt er die Waffe verborgen, und er nannte die Klinge Tadellos.
    Der Schmied versteckte das Schwert hinter einer doppelten Wand in seiner Werkstatt und schwor, dass er die Klinge demjenigen als Geschenk überreichte, der die größte Heldentat des Albaereichs vollbringen werde.
    So vergingen die Teile der Unendlichkeit.
    Der Schmied wartete auf einen Helden oder eine Heldin, dem er sein Werk vermachen könnte.
    Doch so groß die Anzahl der Heldinnen und Helden war, die das Volk der Albae hervorbrachte, niemand erschien ihm gut genug.
    Verbittert nahm er die Klinge Tadellos aus ihrem Versteck und sagte: »Alles Warten war vergebens. Ich werde dich dem Nächsten schenken, der durch die Tür meiner Schmiede tritt.«
    Und als sich die Sonne neigte, geschah es, dass schnelle Schritte herbeieilten und der Eingang geöffnet wurde. Auf der Schwelle stand eine Albin, jung, nicht einmal halb erwachsen, die ihm ein altes Hufeisen brachte. Sie sagte: »Schau, was ich fand. Ich dachte, dass du es vielleicht einschmelzen und zu etwas anderem formen möchtest.«
    Der Schmied nahm das Eisen und bedankte sich. Als die Albin sich zum Gehen wandte, sagte er: »Warte. Ich will es dir wiedergeben, wenn du mir versprichst, dass du es ehrst.«
    Als das Mädchen nickte, stellte er sich so, dass sie nicht sehen konnte, was er auf dem Amboss schmiedete, und tat, als formte er aus dem Hufeisen etwas Neues.
    Heimlich jedoch nahm er das Schwert hervor und wandte sich zu der kleinen Albin um. »Sieh, was ich aus deinem
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