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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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beinahe sämtlichen Augen und Ohren von den drei Veteraninnen und dem Veteranen verrichtet wurde.
    Dies ist ihre Geschichte …

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albaereich Dsôn Faïmon, Strahlarm Shiimīl, 4370. Teil der Unendlichkeit (5189. Sonnenzyklus), Sommer
    Drâcoràs stieg von seinem Nachtmahr, keine hundert Schritte von dem Gehöft entfernt, das ihm genannt worden war. Hinter ihm saßen seine Begleiterinnen, Ishînaia, Hëironî und Tólanôri, ebenfalls von ihren Rappen ab und betrachteten gemeinsam mit ihm die Ansammlung von Gebäuden, die sich inmitten der wogenden Haferfelder erhob.
    Die Albinnen und er waren Veteranen, versiert im Kampf und schwerlich zu erschüttern. Genau diese Eigenschaften benötigten sie für ihre Aufgabe.
    Äußerlich waren sie durch nichts von gewöhnlichen Bewohnern zu unterscheiden. Unter ihren leichten, knochenweißen Mänteln waren die schwarzen Lederrüstungen und die Kurzschwerter lediglich zu erahnen. Keiner der Vier trug militärische Insignien, man konnte sie allenfalls für die Leibwache einer hohen Persönlichkeit des Reiches halten.
    Die abendliche, warme Luft war erfüllt vom Geruch nach Staub, nach reifendem Getreide, an dem sich der Nachttau bildete, und Rauch, der aus den Kaminen des Hofs stieg. Der Duft von schmorendem Fleisch und Gemüse gesellte sich hinzu; anscheinend wurde das Essen für die Sklaven und die Albae vorbereitet.
    Der sanfte Wind aus dem Süden spielte mit den gelben Rispen, bog die Halme und erschuf Muster in den Feldern.
    Drâcoràs gefiel der Anblick. Samusin scheint Gefallen daran zu finden, sich unaufhörlich verändernde Bilder zu malen. So rasch, wie sie entstehen, so vergehen sie. Er fasste die langen, schwarzen Haare zusammen und band sie zu einem Knäuel am Hinterkopf. Mit einer Nadel, die er aus seinem Gürtel zog, fixierte er den Schopf.
    Das war das Zeichen für seine drei Begleiterinnen, die Mäntel abzulegen. Jetzt erst kamen die zahlreichen Wurfdolche und -sterne zum Vorschein, die sie an Brust- und Rückengurten trugen. Die Albinnen legten ihre schlichten, blutroten Masken an, auf deren Stirn die weiße Segensrune der Unauslöschlichen prangte.
    Drâcoràs tat es ihnen gleich und löste den weißen Umhang von seinen Schultern, um ihn am Sattel festzubinden, dann trabte er auf die kleinste der Scheunen zu.
    Das Getreide um sie herum raschelte, die reifen Körner an den Rispen rieben aneinander; dann schlug der Wind um und wechselte auf Norden, als wüsste er, was den Bewohnern des Gehöfts bevorstand.
    Das letzte Mal, als sie fündig geworden waren, hatte es geregnet. Sie mussten mitten in Dsôn, im Schwarzen Herzen, zuschlagen und dabei darauf achten, dass niemand erfuhr, was geschah.
    Kein Laut durfte erklingen, kein Schrei ertönen und unter allen Umständen durfte niemals bekannt werden, was der Grund für den tödlichen Besuch der Inagsàri war, so lautete die Maßgabe.
    Die Abgeschiedenheit ist von enormem Vorteil für uns. Drâcoràs zog seine Kurzschwerter, deren eine Seite gerade geschliffen, die andere fein gewellt und gezackt war. Die Parierstangen bogen sich ungewöhnlich weit nach oben und verliefen eine Handbreit parallel zur Klinge. Damit war es möglich, gegnerische Waffen abzufangen und einzuklemmen. Es ist lange her, dass wir keine Rücksicht auf die Umgebung nehmen mussten.
    Er erreichte das Tor und blieb stehen.
    Ishînaia erklomm lautlos das Dach, Hëironî umrundete das Gebäude, Tólanôri begab sich an die Seite, wo sich ein einfaches Holzfenster befand.
    Nachdem zehn Herzschläge vergangen waren, öffnete Drâcoràs den Eingang mit einem kräftigen Tritt und schritt gemächlich ins Innere, die Kurzschwerter am langen Arm schräg vor sich haltend.
    Der Anblick, der sich ihm bot, brachte den Alb unter seiner Maske zum Lächeln. Wir sind richtig!
    Zwei überraschte Albinnen saßen in der Mitte der kerzenbeleuchteten Scheune, beide trugen einfache Unterkleider, die von Blut getränkt waren, und hielten Dolche in den Händen.
    Vor ihnen lag ein Alb mit aufgeschlitzter Kehle und herausgeschnittenem Herzen sowie verschmiertes Werkzeug, das sie benötigt hatten, um seinen Brustkorb zu öffnen. In einer Wanne mit glühenden Kohlen verbrannte das Herz rauchend, der Qualm wirbelte und schien eine Fratze zu formen.
    Abseits der Albinnen befand sich ein nackter Säugling auf einer Decke, der zum Rauch starrte, aber nicht schrie; der Anblick des sich bewegenden Dunstes schien ihn abzulenken. Die Runen, die ihm mit
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