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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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Albaereich verteilt, um Erkundigungen über weitere Ungetreuen zu sammeln. Zum vereinbarten Zeitpunkt wollten sie nach Ocitrêion zurückkehren und sich austauschen.
    Die kleine Handwerkerstadt lag günstig. Von ihr gelangte man schnell in die übrigen Strahlarme, saß jedoch nicht auf dem Präsentierteller wie in Dsôn, wo alles und jeder genau beäugt wurde. Auf Ocitrêions Straßen war viel los, das Kommen und Gehen bedeutete ebenso wenig Ungewöhnliches wie Besprechungen in Nebenzimmern. Verhandlungen wurden ständig geführt.
    Was sie wohl herausfanden? Neben Drâcoràs lag ein in Leder eingeschlagener Stapel mit Blättern, auf denen er sein neues Wissen, Skizzen der Funde sowie die abgeschlossenen Fälle notiert hatte.
    Er schlug die Blattsammlung auf, überflog die Namen der Orte und Städte, in denen er tätig gewesen war, las die Zahl der aufgespürten und vernichteten Ungetreuen sowie die Menge und Art der vernichteten Relikte. Gute Ausbeute.
    Ein Schatten fiel auf ihn, und als er aufsah, stand Hëironî neben dem Tisch, ebenfalls mit einem schmalen Bündel Blätter ausgestattet, die sie unter dem rechten Arm trug. »Du hast hoffentlich keine Suppe für mich bestellt?«, begrüßte sie ihn neckend und umarmte ihn kurz.
    »Ich weiß, dass du sie nicht magst, und die doppelte Menge liegt mir nicht«, erwiderte er lachend.
    Die Albin mit den halblangen, roten Haaren setzte sich und wirkte im weiten, dunkelgrauen Kleid mit den eingewobenen schwarzen Streifen nicht einmal im Ansatz so bedrohlich und tödlich, wie sie es im Kampf war. »Wie war die Jagd?«
    »Erfolgreich«, antwortete er und wartete, bis sie die Bedienung ihre Bestellung aufgenommen hatte. »Sechsundvierzig Ungetreue und acht Relikte der Infamen.«
    »Achtundzwanzig Ungetreue, vier Relikte«, fügte Hëironî hinzu.
    »Sechsundsechzig Ungetreue, elf Relikte«, hörten sie eine leise Stimme von der Tür, in welcher der Triumph für das bislang beste Ergebnis zu hören war. Tólanôri kam herein, in eine eng anliegende Rüstung gekleidet und ihre beiden Kurzschwerter auf dem Rücken tragend. Der Staub der Straße haftete noch daran, sie musste eben erst eingetroffen sein. »Verzeiht, dass ich so erscheine und die armen Handwerker verwirre, aber ich wollte keinen Splitter unseres Wiedersehen versäumen.« Sie umarmte Drâcoràs und Hëironî, dann setzte sie sich und ließ sich einen großen Pokal mit kaltem Gewürzwein bringen. Sie zog das Kopftuch ab, und die langen, braunen Haare fielen ihr bis auf die Schultern. »Mir scheint, ich war die Erfolgreichste.«
    Drâcoràs lachte. Die Ausbeute wird immer besser. Er verspürte keinen Neid, da jeder ausgelöschte Ungetreue einen Sieg bedeutete. Einen Sieg für die Inagsàri. »Noch ist es zu früh, dir zu gratulieren.«
    »Ich verweise auf den Spürsinn und die Ausdauer von Ishînaia«, fügte Hëironî genießerisch hinzu. »Es wird schwer sein, deine Ausbeute zu übertrumpfen, doch es könnte ihr gelingen.«
    Die Mahlzeiten von Drâcoràs und Hëironî wurden gereicht, Tólanôri bestellte das gleiche, um dem Wirt die Arbeit zu erleichtern.
    Da Ishînaia auf sich warten ließ, tauschten sie ihre Erkenntnisse aus und mussten feststellen, dass sie nach ihren letzten Streifzügen keine weiteren Hinweise mehr auf Ungetreue in Dsôn Faïmon gefunden hatten.
    »Sollten wir es geschafft haben?« Drâcoràs vermied es, sich deswegen schon gut zu fühlen. Solange Ishînaia nicht zu ihnen stieß und ihren Bericht ablieferte, wäre es zu früh für eine solch grandiose Erfolgsmeldung an die Unauslöschlichen.
    »Weswegen nicht? Seit drei Teilen der Unendlichkeit jagen wir die Ungetreuen und stöbern in den letzten Winkeln nach ihnen und den Relikten. Ich finde, es wird Zeit«, befand Hëironî und prostete in die Runde. »Auf uns Inagsàri.«
    »Wir haben so viele Skelettteile gefunden und vernichtet, wir hätten eintausend Infame daraus zusammenfügen können«, sagte Tólanôri. »Diese Verblendeten. Glauben den Worten dieser sogenannten Priester vorbehaltlos.«
    »Wenn es überhaupt noch einen oder eine davon geben sollte«, fügte die Rothaarige hinzu, und um ihre Lippen zuckte ein böses Lächeln.
    Drâcoràs hörte ihnen zu, während er innerlich überschlug, was sie alles erreicht hatten. Als es für ihn bei Virssagòns Sichtung zur Anwärterschaft nicht gereicht hatte, da ihn der Meistermörder als bereits zu alt einstufte, war er am Boden zerstört gewesen, bis ihn die Anfrage der Unauslöschlichen
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