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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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zu stiften«, warf Caphalor ein. »Und was, bei den verbotenen Infamen, tust du?«
    Sinthoras lachte und hatte genug Schwung, um bis zu den Lampen zu pendeln, die den Raum erhellten. »Sieh genau hin!«
    Mit Tritten beförderte er sie aus den Halterungen, sodass sie zu Boden fielen. Manche erloschen, manche brannten weiter, und zwei setzten die Bohlen in Brand.
    Das trockene Holz entzündete sich sehr rasch, die Flammen fraßen sich vorwärts und züngelten an den Wänden hinauf.
    »Wollten wir nicht zuerst versuchen zu entkommen, bevor wir uns umbringen?«, warf Caphalor ein und blickte misstrauisch zum Feuer. »Ich glaube, ich hätte mich lieber an den Ketten erwürgt als zu Garen wie das Ghaist.«
    »Warte es ab.« Sinthoras sah zu, wie sich der Brand qualmlos nach oben arbeitete. Er ließ sich wieder auf den Boden herab. »Das Feuer darf nur nicht zu früh bemerkt werden, sonst ist mein Plan dahin.«
    Caphalor schwieg, weil er begriffen hatte, dass sein Freund ein Geheimnis aus seinem Vorhaben machte.
    Im Schein der Flammen sahen sie, dass die Ketten auf einer Walze aufgewickelt waren, welche über ein dickes Seil bedient wurde. Die Lohen verbrannten das Tau, die Aufhängungen der Walze hatten sich bereits schwarz verfärbt.
    »Jetzt verstehe ich.« Caphalor beobachtete die Fortschritte des Brands. »Meinst du, wir können es schon versuchen?«
    »Auf drei springen wir hoch und lassen uns in die Ketten fallen«, erwiderte Sinthoras und grinste. »Gib zu, dass es ein guter Plan ist.«
    »Sobald wir lebend entkommen sind, ja.«
    Auf Sinthoras Anweisungen sprangen sie mehrmals hintereinander, während die geschundenen Halterungen über ihnen ächzten, bis es ein lautes Krachen gab und die Trommel aus den heißen, verbogenen Metallösen glitt.
    Die Albae sprangen zur Seite, als das schwere Stück nach unten rauschte – doch anstatt auf den Bohlen aufzuschlagen, durchbrach es den Boden mit lautem Getöse und riss die langen Ketten klingelnd hinter sich her.
    »Spring«, schrie Caphalor. »Spring und achte darauf, dass dich die Kette nicht zu ihrem Spielball macht.« Dann verschwand er in der Tiefe.
    Sinthoras wusste sofort, was er damit meinte. Wir hüpfen von Geschoss zu Geschoss, bis die Walze zum Erliegen kommt. Er sprang durch das gezackte Loch, während hinter ihm die Tür zum Gefängnis aufflog und Óarcos hereinstürmten. Die Ketten sind lang genug, sodass wir nicht hinterhergezogen werden, solange wir dicht an der Walze bleiben.
    Die Trommel durchbrach ein Stockwerk nach dem anderen. Splitter flogen umher, Möbelstücke wurden zertrümmert, Scherben und Besteck segelten abwärts, die Albae wurden mit kalten und heißen Flüssigkeiten überschüttet.
    Vor Sinthoras hüpfte Caphalor von Ebene zu Ebene, wich den größten Trümmern aus und achtete darauf, dass sich seine Kette nicht verhedderte. Das ist Wahnsinn! Die Sprünge verlangten dem blonden Alb alles ab, denn ein einziger Fehler und die Walze würde ihn an der Kette hinter sich her zerren. Er verlor die Übersicht, durch wie viele Böden und Decken sie sich schon geworfen hatten.
    Irgendwann reichte der Schwung nicht mehr aus: Das schwere Stück bohrte sich zur Hälfte in die Dielen und steckte fest. Ihre Reise endete.
    Durch das häufige Aufprallen war die Walze größtenteils zerborsten, sodass es den Albae gelang, die Ketten zu lösen. Dennoch steckten die Handgelenke in den Schellen fest.
    »Siehst du einen Nagel, den wir nutzen können?« Sinthoras blickte sich um.
    »Nein.« Caphalor zeigte auf eine Tür. »Es muss so gehen.«
    Die Albae wickelten sich die Ketten um den Leib, so gut es ging, und auch so, dass die Arme und Hände genug Bewegungsfreiheit hatten, um sich gegen Attacken wehren zu können. Dann liefen sie zur Tür hinaus – um sich auf einem Außenbalkon wiederzufinden.
    Unser Glück scheint aufgebraucht. Sinthoras schätzte, dass sie sich etwa dreißig Schritte über dem Boden befanden. Um sie herum breitete sich die Stadt der Botoiker aus, hässlich und widerwärtig, stinkend und zerfallend, wimmelnd und voller Abscheulichkeiten.
    Sofort duckten sie sich, um nicht von unten gesehen zu werden. Durch die Querstäbe des Geländers blickten sie sich um.
    »Da drüben«, machte Caphalor seinen Freund aufmerksam. »Fa’losôi ist schon dabei, sich ein neues Ghaistwesen zu erschaffen!«
    Sinthoras sah, wie die Botoikerin auf dem Dach ihrer Sänfte stand und einen runenverzierten Kupferhelm mit beiden Händen in die Höhe hielt. Sie
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