Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
drehte sich etwas, sodass sein Freund sie auch sah. »Sitzt darin der Botoiker, der sie kommandiert?«
    »Ja.«
    »Dann sollten wir uns nicht damit aufhalten, das wertlose Fußvolk abzuschlachten.« Sinthoras sah, wie dicht die Bestien und Barbaren nebeneinanderstanden. »Wir kommen spielend bis zur Sänfte, wenn wir über Schultern und Köpfe rennen«, gab er die Anweisung.
    »Das sehe ich genauso«, erwiderte Caphalor grimmig und schnellte davon.
    Sinthoras sprang los und wählte einen anderen Weg als sein Freund, um die Sänfte von einer anderen Seiten aus anzugreifen.
    Die Bestien heulten und kreischten, Hände grabschten nach den Albae, die sich aber geschickt jedem Zugriff entzogen.
    Sie werden uns niemals bekommen. Mit einem dämonischen Lächeln rannte Sinthoras über sie hinweg und näherte sich wie Caphalor auf fünf Schritte der Sänfte. Gleich wirst du meine Dolche …
    Aus der Masse flogen plötzlich Netze von allen Seiten heran, legten sich gleichermaßen sowohl auf die Horde als auch auf die Albae.
    Die enorme Anzahl machte es unmöglich, den Maschen zu entgehen, die mit Drähten gegen Klingenschneiden verstärkt waren.
    Sinthoras wurde aus der Luft gefischt und nach unten gezogen, wo er sich zusammen mit stinkenden Scheusalen und Barbaren gefangen sah.
    Noch bevor er etwas unternehmen konnte, erhielt er einen Schlag gegen die Schläfe und wurde ohnmächtig.

    Tark Draan (Geborgenes Land), 4372. Teil der Unendlichkeit (5202. Sonnenzyklus), Winter
    Sinthoras kam zu sich, doch er sah nichts von der Umgebung. Eine Augenbinde verhinderte, dass er sich orientierte.
    Überall an sich spürte er Hände, entlang des Rückens, an seinem Becken, an den Beinen und auch im Nacken und am Kopf, die ihn stützten.
    Ich werde getragen . Wie die Bestien die Sänfte schleppten, so transportierten sie auch ihn; dabei gelang es ihnen, dass sein Körper fast waagerecht blieb und nicht hin und her wackelte.
    Seine Arme und Beine waren nicht gebunden, wohl aber von Fingern und Klauen umfasst, sodass er sie nicht einsetzen konnte.
    Um ihn herum scharrten zahllose Füße, die sich in schnellem Lauf befanden. Metall und Stoff rieb aneinander, der Atem der Barbaren und Scheusale erklang, doch ansonsten herrschte seltsame Stille, als wäre es der Horde verboten worden, auch nur ein Geräusch zu von sich zu geben.
    Wohin bringen sie mich? Wieso töteten sie mich nicht? Sinthoras wagte nicht, nach Caphalor zu rufen, und hoffte einfach, dass sie ihn ebenso am Leben gelassen hatten.
    Versuchsweise setzte er die albischen Kräfte ein und ließ zuerst Furcht auf seine unmittelbare Umgebung los, anschließend umgab er sich mit Schatten, falls sie ihn fallen ließen und er sich verbergen konnte.
    Doch außer einem Aufstöhnen und einigen kleineren Wacklern geschah nichts. Manche Hände schwanden und wurden sofort durch neue ersetzt, die Geschwindigkeit des Marsches änderte sich nicht einmal für die Dauer eines halben Herzschlags.
    Die Macht der Botoiker ist meiner Kraft überlegen. Sinthoras wusste, dass ihm nicht das gleiche Schicksal wie der Horde blühte. Die magische Veranlagung seines Volkes verhinderte, dass die Zauberer sie kontrollierten, hieß es. Da er nicht hechelnd und keuchend als Teil der Streitmacht zwischen den Bestien rannte, ging er davon aus, dass er tatsächlich nicht anfällig war.
    So verlief seine Reise ins Ungewisse, und zwar ohne Unterbrechung.
    Zwischendurch döste er, während ihn die Masse durch Ishím Voróo trug. Im Halbschlaf glaubte er, mal auf Wasser, dann auf Luft dahinzugleiten. Die Temperatur und die Helligkeit um ihn änderten sich gelegentlich, und so nahm er an, dass sie ihn durch Tag und Nacht immer weiter voranbrachten.
    Dann änderte sich der Geruch.
    Aus der kalten, klaren Luft wurde dumpfer, muffiger Dunst, der sich klebrig in Sinthoras’ Nase legte und am Gaumen wie widerspenstiger Dreck haftete.
    Wo mögen wir sein? Angewidert versuchte er, den Geschmack durch Schlucken zum Verschwinden zu bringen, aber die Umgebung brachte unaufhörlich mehr davon hervor.
    Die Füße und Stiefel der Horde hasteten nun durch Matsch, der bestialisch stank und mit gärenden Exkrementen durchsetzt sein musste. Der Dreck spritzte hoch bis zu ihm, Sinthoras hätte sich beinahe übergeben.
    Um ihn herum wurden Geräusche einer Stadt vernehmbar, vom Klirren eines Schmiedehammers bis zum Knarren von Wagenrädern und dem Rufen verschiedener Stimmen, die mal anpriesen, mal stritten.
    Der fürchterliche Gestank
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher