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Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora

Titel: Die Legende vom Weltenverschlinger 1 - Angriff auf Maremora
Autoren: Michael J. Hallowfield
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Rang eines Hattazira, Runas Onin, hatte beschlossen, die Fremden auf eben jene Carnegfelder zu locken, um ihnen schnell in offener Feldschlacht zu begegnen, bevor sie untertauchen und ihre Heimat und ihre Dörfer im Hinterland terrorisieren konnten. Der Plan gelang, zumal die Fremden in dem ihnen unbekannten Terrain offensichtlich nicht mit Weitblick gesegnet waren. Gekämpft hatten sie tapfer, ja sogar geradezu brutal. Wenn Haemvil es nicht besser wüsste, hätte er die Brutalität als anormal betrachtet, genährt von panischer Angst, doch wer wusste schon, was in den Köpfen fremder Barbarenvölker in der Hitze des Kampfes vor sich ging?
    Er wurde jäh aus den Gedanken gerissen, als eine vermeintliche Leiche plötzlich vor ihm aufsprang und versuchte, von Todesangst getrieben, vor ihm zu fliehen. Haemvil wollte seine müden Knochen schonen, und warf daher ein Kriegsbeil aus dem reichhaltigen Sortiment an seinem Gürtel, anstatt den Fremden zu verfolgen. Mit einem schrillen Schrei stürzte der Fliehende, als sich das Beil in seinen Rücken bohrte. Gemächlich schritt Haemvil zu dem Körper, der erst noch zuckte und dann regungslos liegenblieb. Grimmig zog er mit einem Ruck das Beil aus dem Rücken der Leiche, die keine Scharlatanerie mehr betreiben konnte.
    Was trieb all diese Völker an die Grenzen von Maremora? Haemvil schüttelte verständnislos den Kopf, doch seine langen, schwarzen Haare klebten, nass von Schweiß und Blut, unbeweglich an seiner Kopfhaut.
    Kaidwar rief seinen Namen und Haemvil schaute von der Leiche des Fremden zu seinem Freund und Kampfgefährten. Dieser stand hundert Meter entfernt bei einem weiteren Gefallenen und winkte seinem Freund. Haemvil steckte das Beil in seinen Gürtel und eilte zu Kaidwar. Hatte er etwas Wichtiges entdeckt?
    Kaidwar war wie er selbst Offizier in der Maremoranischen Grenzarmee. Grenzarmee. Haemvils Miene verzog sich unwillig. Die ruhmreich klingende Bezeichnung ihrer Truppen hätte er bis vor Kurzem als maßlos übertrieben bezeichnet und als unverdiente Leistung seiner eigenen Generation, die von den Siegen seiner Vorfahren zehrte.
    Unter der Ägide des von Bal Belas geheiligten Schwertes von Elmonast, dessen Herzland das alte Reich von Inzilbeth westlich von Maremora war, lagen über zweihundert Jahre größtenteils sicheren und angenehmen Miteinanderlebens. Nur sehr selten erfolgten Angriffe von Fremdvölkern aus den Tundren jenseits der östlichen Grenzen Maremoras, die unbekannt waren und von endloser Weite. Gelegentlich, wenn er von den Kämpfen und Schlachten seiner Vorfahren aus Maremora, dem Land der tausend Seen, hörte, hatte er sich gewünscht, die Zeit der Kämpfe würde zurückkommen. Nun schien ihm sein Wunsch erfüllt zu werden.
    Er hatte wie alle Söhne Maremoras eine harte Ausbildung zum Krieger hinter sich gebracht, doch erst die letzten Einfälle der Fremdlinge hatten ihn gelehrt, was es bedeutete, mit jedem einzelnen Gegner dem Tod ins Antlitz zu blicken. Die erste Schlacht vor drei Monaten hatte ihn beinahe das Leben gekostet, weil die Gnadenlosigkeit eines Kampfes auf Leben und Tod letztlich nicht vorher geübt werden konnte, sondern ausschließlich durch Erfahrung erlernt werden musste.
    Seine leichte, jedoch hochwertige Lamellenrüstung aus braunem Leder knirschte leise, als er sich neben Kaidwar über die Leiche des Fremden beugte. Er ignorierte dessen gespaltenen Schädel und blickte auf die Brust, die unter der zerfetzten Rüstung bloßen Auges vor ihm lag. Kaidwars Schwertspitze deutete auf die unübersehbare Tätowierung.
    Rotbraune Linien formten sich zu der stilisierten Darstellung des Kopfes eines schreienden Mannes, dessen Mundöffnung abnorm groß und verzerrt war. Oder spielte ihm seine Vorstellung einen Streich und es handelte sich um etwas anderes? Fragend blickte Haemvil seinen Freund an.
    Der spuckte neben der Leiche aus. »Sieht wie ein schreiender Kerl aus, oder?« brummte er und bestätigte Haemvils Eindruck. Er nickte zustimmend und konnte den Blick nicht von dem Bildnis abwenden. Die Tätowierung hatte etwas Beängstigendes. Er hatte weitaus Schlimmeres in der zurückliegenden Schlacht gesehen, doch das Bildnis des schreienden Mannes besaß eine unerklärliche Intensität, die etwas in Haemvils Herzen berührte. Er zögerte und beugte sich etwas tiefer, um das Hautbildnis besser betrachten zu können. Handelte es sich überhaupt um eine Tätowierung? Aus der Nähe betrachtet sah es nicht nach in die Haut eingedrungener
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