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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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Vaters schutzlos ausgeliefert. Aber Shadyk musste inzwischen flügge sein. Ob auch er das elterliche Nest verlassen hatte?
    Theo war so vertieft in seine Gedanken, dass er den schwachen Krähengeruch nicht wahrnahm, den ihm der stürmische Wind zutrug.
    Krieth dagegen entging nicht, dass sich ein Fremder der Eisklamm näherte. Sie streckte den Kopf aus der Höhle. Theo kam gerade um eine Biegung geflogen.
    „Los, Lotta! Jetzt kannst du beweisen, dass du im Unterricht gut aufgepasst hast.“
    „Jawohl, Tantchen.“ Diesen Kosenamen hatte sich Krieth selbst ausgedacht. Sie hatte Lotta angewiesen, sie damit anzureden.
    „Denk an die drei S! Wie heißen sie?“
    „Schneefarben, schlank und still“, antwortete Lotta gehorsam.
    „Dann raus mit dir. Ein Auge schließt du ganz, das andere nur halb. Du beobachtest den Fremden und setzt auch deine Halb-Hägs auf ihn an. Anschließend erstattest du mir Bericht.“
    „Jawohl.“
    „Beeil dich! Er ist gleich hier.“
    Lotta fragte nicht, wer „er“ eigentlich war. Sie schlüpfte ins Freie. Sofort wurde ihr Gefieder makellos weiß wie das einer Schnee-Eule. Sie legte die Federn an und stellte sich aufrecht hin, sodass sie einem Eiszapfen glich. Da zahlreiche Eiszapfen wie ein Vorhang vom oberen Rand des Höhleneingangs hingen, war sie bestens getarnt.
    Mit dem halb offenen Auge suchte sie den Himmel ab. Bald hatte sie den Fremden erspäht. Ein geübter Flieger , dachte sie. Die katabatischen Winde bereiteten ihm keine Schwierigkeiten. Als er um die nächste Biegung verschwand und vorübergehend außer Sichtweite war, hob Lotta die Flügel an. „Kein Gift!“, befahl sie. Die Halb-Hägs schwärmten aus.
    Die kleinen Parasiten entdeckten noch die winzigsten Spuren, die eine vorbeifliegende Eule hinterließ. Es genügte schon, dass ein Flügelschlag vorübergehend die Luft aufwühlte oder dass sich ein Dunenfederchen in einem Luftwirbel fing.
    „Und? Was hast du herausgefunden?“, wollte Krieth wissen, als Lotta wieder hereinkam.
    „Großartiger Flieger. Ist die hiesigen Winde offenbar gewöhnt. Hält Kurs auf den Eisdolch-Felsen.“
    „Aha.“
    „Kommt vermutlich aus dem Süden“, fuhr Lotta fort.
    „Woher denn sonst?“, sagte Krieth gereizt. „Noch was?“
    „Meine Halb-Hägs haben gemeldet, dass ihm der Geruch eines Baumes anhaftet. Was für ein Baum, konnten sie nicht feststellen. Sie haben den Geruch noch an keiner anderen Eule gewittert, die aus dem Süden kam.“
    Krieths schwarze Krähenaugen leuchteten auf. Lotta freute sich. Anscheinend hatte ihr Bericht Eindruck auf die Dämonin gemacht. Die Halb-Hägs hatten ganze Arbeit geleistet.
    „Soso …“, sagte Krieth gedehnt. „Interessant … Was mag der Bursche hier wollen? Am besten folgst du ihm unauffällig. Ich will alles wissen, hörst du? Alles!“
    „Jawohl.“
    „Übrigens …“
    „Ja, Tantchen?“
    „Deine Mutter hat früher auch als Kundschafterin gearbeitet. Der Spürsinn ihrer Halb-Hägs war allgemein berüchtigt. Deinen traue ich sogar noch mehr zu.“
    In Lottas Gefieder raschelte es. Die Halb-Hägs führten ein Freudentänzchen auf.

„Ist das wahr? Siv ist tot?“ Die Eisbärin schüttelte fassungslos den mächtigen Kopf.
    „Es tut mir leid“, sagte Theo leise.
    Vor seinem Aufbruch war Hoole in Theos Schmiede gekommen und hatte ins Feuer geschaut. Er hatte in den Flammen gesehen, dass Svenka mit ihren Kindern nach Nordnordwesten unterwegs war. Tatsächlich hatte Theo die kleine Bärenfamilie in einem Seitenarm der Reißzahnbucht angetroffen.
    „Ist Tante Siv was passiert? Ist sie tot?“, fragte Rolf. Rolf und seine Schwester Anka waren schon halb so groß wie ihre Mutter.
    Als Svenka stumm nickte, brachen die Zwillinge in Tränen aus.
    „Jetzt sehen wir sie nie wieder“, schluchzte Anka.
    Theo hätte die Bärin gern eine Weile ungestört trauern lassen. Aber er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Sein Magen kribbelte vor Ungeduld. Jede Stunde zählte.
    „Hat Siv wenigstens noch ihren Sohn wiedergesehen?“, fragte Svenka schließlich mit erstickter Stimme.
    „Sie starb in seinen Flügeln.“ Theo trat von einem Fuß auf den anderen. Die Zeit rann ihm durch die Zehen. Aber Svenka und ihre Kinder weinten immer noch. Theo fiel ein, was Gränk zu Hoole gesagt hatte, um ihn zu trösten.
    Er wandte sich an Rolf und Anka. „Siv wird ihren Sohn in Glaumora wiedertreffen.“ Als die beiden ihn verständnislos anblickten, setzte er hinzu: „Im Eulenparadies.“
    „Wenn Siv jetzt
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