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Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 11: Das Königreich (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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weil ich ihr König bin? Ich brauche tatkräftige Mitstreiter, keine willenlosen Eulendocken! Docken waren kleine Puppen in Eulengestalt. Eltern schenkten sie ihren Kindern als Spielzeug.
    Oder liegt es tatsächlich an der Glut? Raubt sie den anderen die Fähigkeit zum selbstständigen Denken? Werden sie durch ihren Einfluss so träge, dass sie meine Pläne nicht mehr kritisieren oder Gegenvorschläge machen? Soll ich die Glut lieber wegbringen?
    Hoole musste an seine Ankunft im Großen Baum denken. Über dem Südmeer hatte dichter Nebel gelegen, aber von der Insel war ein seltsames Leuchten ausgegangen. Hoole hatte überlegt, ob das Leuchten von der Glut kam, die er bei sich trug. Reicht ihr Einfluss so weit? , war es ihm durch den Kopf gegangen.
    Doch jetzt war nicht der rechte Augenblick, um lange darüber nachzugrübeln. Das Kurze Hell war nicht mehr fern. Jetzt galt es zu handeln!
    Es war beschlossene Sache. Schon am nächsten Abend würden sie in verschiedene Richtungen aufbrechen. Gränk würde im Baum die Stellung halten. Er würde das Parlament von Hooles Vorhaben in Kenntnis setzen. Gränk würde auch an der Geheimkammer hinter seiner Wohnhöhle weiterbauen. Dort wollte Hoole während seiner Abwesenheit die Glut verstecken. Nicht in seiner eigenen Höhle, sondern in der von Gränk.
    Gränk hat mich aufgezogen. Ihn kenne ich schon mein ganzes Leben lang. Ihm kann ich von allen am meisten vertrauen.

Die katabatischen Herbstwinde hatten eingesetzt. Für Theo waren sie ein böiger Willkommensgruß seiner früheren Heimat. Manche Eulen im Norden behaupteten, diese wilden Winde seien wie eine unsichtbare Mauer, die Eindringlinge aus dem Süden abschrecken sollte. Doch Theo genoss einfach die sportliche Herausforderung.
    Gränk hatte ihm gesagt, welche Eisbären er ansprechen sollte. Als Erstes sollte er Svenka aufsuchen. Sie war eine Freundin von Hooles Mutter Siv gewesen. Um diese Jahreszeit verließ Svenka ihr Sommerrevier auf der Schwarzhuhninsel und machte sich auf den Weg zu einem Fjord, der ganz in der Nähe von Theos Elternnest lag.
    Theo war an dem entlegenen Grundenspyrr-Fjord aufgewachsen. Beim Gedanken an seine Familie gab es ihm jedes Mal einen Stich im Magen. Er hatte keine glückliche Kindheit gehabt. Sein Vater war sehr streng gewesen. Die Mutter hatte sich ihm völlig untergeordnet. Bis Theos Bruder Shadyk geschlüpft war, hatte Theo die Wutausbrüche des Vaters allein ertragen müssen. Theos Vater hatte im Eisregiment gedient, hatte es aber nie zu einem hohen Rang gebracht. Darum sollte sein ältester Sohn unbedingt Offizier werden.
    Aber Theo hatte für das Militär nichts übrig. Er war ein stilles, wissbegieriges Kind. Heimlich hatte er bei einem Glaux-Bruder Unterricht im Lesen genommen. Als sein Vater das herausfand, hatte er getobt.
    „Die Glaux-Brüder sind die hinterletzten Mondkälber! Sie sind faul und feige! Sie können nicht mal einen Eisdolch von einem Gewölle unterscheiden!“
    „Sie sind eben friedfertig. Sie halten nichts vom Kämpfen“, hatte Theo widersprochen. „Trotzdem sind sie Helden – Helden der Barmherzigkeit! Sie opfern sich auf, um anderen zu helfen.“
    „Halt den Schnabel!“ Der Vater hatte Theo einen derart harten Tritt versetzt, dass er quer durch die Höhle geschleudert worden war.
    Die Mutter hatte dazu geschwiegen. Ein trauriger Seufzer war ihr einziger Protest.
    Theos große Schwester Pyla war so bald wie möglich von zu Hause ausgeflogen. Als die Eltern hörten, dass Pyla sich einer Truppe Stromer angeschlossen hatte, waren sie außer sich. Theo hatte keine Angst um seine Schwester. Pyla war sehr selbstständig. Sie würde schon zurechtkommen.
    Sein kleiner Bruder Shadyk dagegen machte Theo Sorgen. Shadyk war zu klein für sein Alter. Er war ein bisschen pummelig und genauso sanftmütig wie seine Mutter. Der Vater machte sich oft vor anderen Eulen über ihn lustig und bestrafte ihn auch für kleinste Vergehen hart. Theo nahm seinen Bruder in Schutz, wann immer es ging. Doch eines Nachts kam es zu einem furchtbaren Streit zwischen Theo und seinem Vater. Theo hielt es nicht länger aus und ergriff die Flucht.
    Auf der Insel im Bittermeer hatte er dann in Gränk endlich den Vater gefunden, den er sich immer gewünscht hatte. Ein paar Wochen darauf war Hoole geschlüpft. Theo konnte sein Glück kaum fassen. Jetzt hatte er wieder einen kleinen Bruder, ja beinahe eine neue Familie.
    Trotzdem plagte ihn das Gewissen. Ohne Theo war Shadyk dem Jähzorn des
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