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Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)

Titel: Die Legende der Wächter 10: Der Auserwählte (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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verwundet. Sie näherte sich ihm.
    Erst las sie Furcht in Dunleavys gesundem Auge, dann wurde sein Blick flehend. Er legte den Kopf zurück, sodass seine Kehle ungeschützt war.
    „Namara“, sagte er leise.
    Fordert er mich etwa zum Lochinvyrr auf? Wie kann er es wagen!
    Sie funkelte ihn böse an. „Jetzt nennst du mich plötzlich Namara und erbittest von mir einen würdevollen Tod! Spar dir die Mühe. Ich töte dich nicht, weil du ein würdiges Opfer bist, sondern weil die Welt nicht länger unter dir leiden soll!“
    „Bitte, Namara …“ Dunleavy rang nach Atem. „Ohne Lochinvyrr kann ich den Sternenpfad nicht betreten und zum Großen Wolf heimkehren.“
    „Du redest, als ob du Respekt verdienst hättest, dabei hast du dein Leben lang andere unterdrückt!“ Namara lachte höhnisch und holte mit der Pfote aus. „Da hast du, was du verdienst!“
    „Ich bin blind! Ich bin blind!“, röchelte Dunleavy verzweifelt. In einem letzten Aufbäumen wandte er Horda die leeren Augenhöhlen zu, als wollte er wie beim Lochinvyrr einen langen Blick mit ihr wechseln.
    „Stirb!“ Horda grub ihm die Zähne ins Genick.

„Was ist das?“ Der beschwipste Bartkauz blickte zum Himmel.
    „Ein Komet vielleicht?“, sagte ein Raufußkauz.
    „Kann nich sein. Ko-ko-kometen fliegen nich so tief“, lallte ein sturzbetrunkener Uhu.
    Ein Elfenkauz, der trotz seiner kleinen Statur verblüffend trinkfest war, rief: „Das ist ja der Dolch von H’rath!“
    Der ganze Met-Baum geriet in Aufruhr. „König H’raths Geisterschnabel erscheint uns!“
    „Quatsch! Sperrt doch die Augen auf“, widersprach der Elfenkauz entschieden. „Das ist Königin Siv. Seht nur, sie landet schon.“
    Eine stattliche Schnee-Eule verneigte sich rülpsend: „Euer Majestät.“ Sie setzte zu einem Hofknicks an, rutschte aber ab und hing auf einmal kopfüber vom Ast.
    Siv hielt ihre Waffe in die Höhe. „Met-Verkauf sofort einstellen!“, befahl sie. „Reißt euch zusammen!“
    Die betrunkenen Eulen verstummten beschämt. Was für ein kläglicher Haufen , dachte Siv. Aber in meiner Lage kann ich keine Ansprüche stellen.
    „Ich bin kein Geisterschnabel. Mein Gatte, König H’rath, ist in der Schlacht gefallen. Aber wir haben einen Sohn. Er heißt Hoole.“
    „Aaaaaahhh!“, machten die Zechkumpane.
    „Viele von euch haben im Heer meines Gatten mitgekämpft. Jetzt bitte ich als Königin von N’yrthgar um eure Unterstützung. Ich fordere auch alle anderen auf, die nicht aus N’yrthgar stammen, sich unserem Kampf für eine gerechte Sache anzuschließen. Mein Sohn Hoole ist in größter Gefahr. Fürst Arrin und eine Eliteeinheit Hägsdämonen sind in die Hinterlande unterwegs. Sie wollen verhindern, dass Hoole den Thron seines Vaters erbt.“
    „Hab ich das richtig verstanden? Dämonen sind auf dem Flug hierher?“, vergewisserte sich der Elfenkauz.
    „Das ist die grausame Wahrheit. Arrin hat bereits große Teile des Nordens erobert. Er belagert den Gletscherpalast. Wenn er nun noch meinen Sohn gefangen nimmt oder umbringt, ist der Krieg endgültig verloren. Ihr Eulen des Südens seid ein tapferes Volk. Ihr kämpft mit fairen Waffen. Euch gelüstet es nicht nach Hägsmagie. Lasst uns gemeinsam für das Gute streiten! Also – wer von euch zieht mit mir gegen den Tyrannen Arrin und seine Dämonen ins Feld? Wer von euch will den Untergang der Eulenheit verhindern?“
    „Ich!“ – „Ich auch!“ – „Lang lebe die Königin!“
    Der Met-Verkäufer staunte, wie rasch seine Kunden wieder nüchtern geworden waren.
    Die Nachricht, dass die Königin noch am Leben war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in Tyto und Silberschleier, im Schattenwald, in Ambala und sogar in der Wüste Kuneer. Siv sammelte eine bunt gemischte Truppe aus altgedienten Kriegern und Söldnern um sich. Svenka hatte inzwischen H’raths Getreuen Joss verständigt. Er hatte die verbliebenen Einheiten von H’raths Heer zusammengerufen.
    Joss und ein älterer Offizier namens Fürst Rathnik flankierten Siv. Sie hielten den Seitenwind ab, damit Siv es mit ihrem verstümmelten Flügel nicht so schwer hatte. Noch leichter hätte sie es gehabt, wenn jemand ihr Windschatten gewährt hätte, aber das ließ sie nicht zu. Sie bestand darauf, an der Spitze des Heeres zu fliegen.
    Gleich hinter Siv flog Schneerose. Die Schnee-Eule hatte die Stromer vor einiger Zeit verlassen und war in den Orden der Glaux-Schwestern eingetreten. Doch Frömmigkeit und Chorgesang waren nicht ihre Welt.
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