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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung
Autoren: Kathryn Lasky
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Eule!“, sagte Morgengrau im Brustton der Überzeugung. „Obwoh l … sogar ich lerne noch jeden Tag etwas daz u … Na, sagen wir mal, jeden zweiten Tag. Zum Beispiel, dass es Eulen gibt, die keine Schlangen fresse n … Oh, Verzeihung, Mr s Plithiver.“
    „Keine Ursache“, erwiderte die Blindschlange rasch. „Sorens Familie war ohnehin eine Ausnahme. Nein, was für Umgangsformen seine Eltern hatte n …“ Es klang wehmütig.
    „Und jetzt“, fuhr Morgengrau fort, „jetzt mache ich die Bekanntschaft einer Eule, die unter der Erde lebt statt auf Bäumen. Wie weit ist es doch gekommen!“
    „Kein Schlangenfleisch zu fressen und in den unterirdischen Bauten anderer Tiere zu leben, kann man ja wohl nicht miteinander vergleichen“, wandte Soren gekränkt ein. „Du hast doch sogar erzählt, dass du mal mit einer Fuchsfamilie zusammengewohnt hast.“
    „Aber doch nicht in ihrem Bau! In einer verlassenen Kaktushöhle über ihrem Bau.“
    In dem Loch im Sandboden raschelte es. Die drei Eulen rückten näher. Ein Schnabel lugte heraus. „Ist er noch da?“
    „Wer?“, fragte Gylfie zurück. „Wir sind alle drei noch da.“
    „Der mit dem weißen Gesicht. Die Geistereule.“
    Morgengrau und Gylfie drehten sich nach Soren um.
    „Ich?“, fragte der.
    Erst da wurde Soren klar, dass sich nicht nur sein Dunengefieder in ein richtiges Federkleid verwandelt hatte, sondern dass auch sein Gesicht anders aussah als früher. Wie bei allen Schleiereulen war es schneeweiß geworden, mit einer Einfassung aus kurzen gelbgrauen Federn. Sein Bauch und seine Flügelunterseiten waren ebenfalls weiß, wogegen Flügeloberseiten, Rücken und Kopf bräunliches, dunkel gesprenkeltes Gefieder aufwiesen. Obendrein waren seine Augen, anders als bei den meisten anderen Eulenarten, nicht gelb, sondern tiefschwarz, wodurch sein Gesicht noch weißer wirkte.
    „Ich bin kein Geist!“, protestierte er jetzt. „Ich bin eine Schleiereule. Alle Vertreter meiner Art haben weiße Gesichter.“
    Als er das aussprach, verspürte er zugleich Stolz und Kummer. Wie unendlich traurig, dass ihn seine Eltern nicht ausgewachsen sehen konnten! Bestimmt sah er seinem Vater ähnlich. Und Eglantin e – wie die wohl inzwischen aussah? Wenn sie nach der Mutter kam, hatte auch sie inzwischen ein weißes Gesicht, aber mit einer dunkleren Umrahmung, besonders unten. Ihr Gefieder hätte mehr und dunklere Sprenkel als seines. Auch sie musste unterdessen so gut wie flügge sein.
    „Bist du ganz sicher?“ Die fremde Eule wagte sich noch ein Stückchen aus ihrem Bau.
    „Sicher?“
    „Bist du ganz sicher, dass du kein Geist bist?“
    „Wozu sollte ich mich verstellen? Bist du denn sicher, dass du in einer Höhle wohnst?“
    „Aber ja doch. Meinesgleichen wohnt immer in Höhlen. Schon meine Eltern, meine Großeltern, meine Urgroßeltern und Ururgroßeltern haben es so gehalten. Und wieso hast du eine Schlange auf dem Kopf, frisst aber angeblich keine Schlangen und so weiter?“
    „Das ist Mr s Plithiver. Sie hat lange bei meinen Eltern gearbeitet. Un d …“, Soren machte eine nachdrückliche Pause, „ … und wir fressen alle drei keine Schlangen. Wir finden das nicht nur unappetitlich, nein, wir lehnen es aus Prinzip ab. Wir haben uns darauf geeinigt, niemals eine Schlange anzurühren. Das möchte ich hier ein für alle Mal klarstellen. Solltest du dich nicht daran halten, bist du schneller ein Geist, als du Hu! sagen kannst!“ Bei den letzten Worten sprach Soren absichtlich lauter.
    „Alles klar“, erwiderte der Höhlenkauz eingeschüchtert und ruckte mit dem Kopf in Mr s Plithivers Richtung. „Ich werd’s nicht verfresse n … äh, vergessen.“
    Soren stieß ein drohendes Schnarren aus.
    „Er hat sich bestimmt bloß versprochen“, besänftigte ihn Mr s Plithiver taktvoll.
    „Wo sind denn deine Eltern?“, fragte Morgengrau.
    Der Höhlenkauz antwortete nicht gleich, sondern seufzte abgrundtief. Dann erwiderte er: „Darüber will ich nicht reden.“
    „Hat dich jemand entführt?“
    Abermals langes Schweigen. Dann sprudelte die ganze Geschichte unter Schluchzen aus dem kleinen Kauz heraus. Soren hörte schweigend zu, aber Morgengrau brummelte: „Ganz schön hysterisch, der Bursche.“ Daraufhin fuhr Gylfie den Bartkauz an, er solle gefälligst den Schnabel halten.
    Der Höhlenkauz hieß Digger. Er selbst war nicht entführt worden, seine beiden Brüder dagegen schon. Nach seiner Beschreibung mussten die Entführer Jatt und Jutt gewesen sein.
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