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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung
Autoren: Kathryn Lasky
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wissen?“
    „Ich hab’s gespürt. Wir Blindschlangen nehmen viel mehr wahr, als man uns zutraut. Ich habe gespürt, dass du dich nicht an den Rand der Flugöffnung vorgewagt hast. Dort hättest du aber hocken müssen, um von allein herauszufallen. Du hast bloß den Kopf ins Freie gestreckt. Als Kludd dich hinausgeschubst hat, hielt ich gerade zu seinen Füßen ein Nickerchen. Ich spürte, dass er sich bewegte, dass er die Füße ausstreckte. Und außerdem wollte er mich daran hindern, sofort Hilfe zu holen. Er wollte mir mein Schlupfloch versperren, durch das ich immer in euer Nest gekrochen bin, aber ich konnte die Bruthöhle durch einen anderen Ausgang verlassen. Doch als ich wiederkam, warst du schon for t – entführt!“
    Soren schloss die Augen. Sogleich sah er alles wieder vor sich. Den schrecklichen Stur z … „Es stimmt“, sagte er leise. „Mein eigener Bruder hat mich aus dem Nest gestoßen.“
    „Deine Eltern kamen zurück und waren untröstlich über dein Verschwinden. Sie haben Kludd eingeschärft, besonders gut auf Eglantine aufzupassen, wenn sie das nächste Mal auf die Jagd flögen. Aber ich wusste, was passieren würde. Ich habe geahnt, dass Kludd Eglantine das Gleiche antun will. Ich geriet regelrecht in Panik, als deine Eltern wieder auf Futtersuche flogen. Diesmal wollte ich mir gleich Unterstützung holen. Meine Freundin Hilda arbeitet für eine Kapgraseulen-Familie in einem anderen Teil des Waldes, eine ganz liebe Familie. Die wollte ich um Hilfe bitten. Darum schlängelte ich mich heimlich davon, als Kludd gerade tief und fest schlief. Das habe ich zumindest gedacht. Aber du glaubst es nich t … Als ich zurückkam, war auch Eglantine verschwunden.“
    „Wo ist sie jetzt? Was hat Kludd dazu gesagt?“, wollte Soren wissen.
    „Ich schaudere heute noch, wenn ich daran denke. Dein Bruder sagte: ‚Wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen davon verlauten lässt, P., sollst du mich kennenlernen.‘ Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte, darum habe ich entgegnet: ‚Junger Mann, auch wenn ich nur eine Angestellte bin, so spricht man nicht mit Erwachsenen.‘ Und d a – ich kann es kaum ausspreche n – da hat er hämisch gekrächzt: ‚Übrigens, P., ich hab in letzter Zeit immer solchen Appetit auf Schlangenfleisch!‘, und wollte sich auf mich stürzen.“
    „Gütiger Glaux!“
    „Nicht fluchen, lieber Junge, das ist einer Eule deines Standes nicht würdig.“
    „Was haben Sie dann gemacht, Mr s P.?“
    „Mich in ein Loch im Baum verkrochen und auf die Rückkehr deiner Eltern gewartet. Ich habe sehr, sehr lange gewartet, aber ich habe immer nur den schrecklichen Kludd gehört. Aus dem Loch gab es einen Hinterausgang, und ich kam zu dem Schluss, dass ich fliehen sollte, wenn mir mein Leben lieb ist. Stell dir nur vor: Ich konnte mich nicht mehr von deinen Eltern verabschieden. Nach so vielen Dienstjahren habe ich mich noch nicht einmal anständig verabschiedet!“
    „Dafür konnten Sie doch nichts, Mr s P.“
    „Da hast du wohl Recht.“
    „Wenn Sie mitkommen, stelle ich Sie meinen Freunden vor. Wir sind auf dem Weg zum Hoolemeer.“
    „Zum Hoolemeer!“, zischte Mr s Plithiver. Sie klang mit einem Mal gar nicht mehr so niedergeschlagen.
    „Sie haben vom Hoolemeer und vom Großen Ga’Hoole-Baum gehört?“
    „Aber ja, Schatz. Das liegt alles auf dieser Seite des Fernen.“
    Soren blinzelte. In seinem Magen kribbelte es. Es war ein herrliches Gefühl!
    „Das ist nicht unser Abendessen!“ Soren funkelte Morgengrau warnend an. Eben war er auf dem Ast vor der Baumhöhle gelandet. Mr s Plithiver schmiegte sich in sein Schultergefieder. „Nicht dass du da etwas verwechselst! Das hier ist meine liebe Freundin Mr s Plithiver.“
    „Mr s Plithiver!“ Gylfie kam angehüpft. „Etwa die Mr s Plithiver?! Welche Ehre! Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin Gylfie.“
    „Eine kleine Elfenkäuzin, nicht wahr?“ Mr s Plithiver richtete sich zur Begrüßung auf. Sie verharrte kurz über Gylfies Kopf, damit sie ihre Größe abschätzen konnte. „Ich bin entzückt“, sagte sie dann. „Meine Güte, du bist ja fast so klein wie ich!“ Sie kicherte belustigt, was sich bei Schlangen wie unterdrückter Schluckauf anhört.
    „Und das hier ist Morgengrau“, setzte Soren die Vorstellungsrunde fort.
    „Ist mir ein Vergnügen“, sagte Mr s Plithiver.
    „Ebenso“, gab Morgengrau zurück. „Mit Nesthälterinnen kenn ich mich allerdings nicht so aus, Gnädigste. Bin mehr oder
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