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Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Die Legende der Wächter 1: Die Entführung

Titel: Die Legende der Wächter 1: Die Entführung
Autoren: Kathryn Lasky
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unter den Schnabel. Solange ich noch Ästling bin, schadet es doch nichts, wenn ich ein bisschen Krach mache.“
    „Das ist aber eine Unsitte. So gewöhnt man sich an, auch beim Fliegen Lärm zu machen. Was man sich als Ästling an schlechten Angewohnheiten zulegt, wird man später nicht mehr los.“
    „Blablabla.“
    „Ich geb dir gleich Blablabla!“, brauste Noctus auf und verpasste seinem Sohn eine Ohrfeige, dass Kludd beinahe vom Ast geplumpst wäre. Soren musste widerstrebend anerkennen, dass sein großer Bruder nicht in Wehgeschrei ausbrach, sondern sich wortlos wieder aufrichtete und seinen Vater böse anfunkelte. Dann hüpfte er auf den nächsten As t – eine Spur leiser als zuvor.
    Mr s Plithiver zischelte missbilligend: „So ein ungezogener Kerl! Ein Glück, dass deine Mutter gerade ausgeflogen ist und das nicht miterleben mus s … Eglantine!“ Mr s Plithiver war zwar blind, aber sie war stets bestens darüber im Bilde, was die Eulenkinder gerade taten. Jetzt hatte sie es leise knacken gehört, als Eglantine einen Käfer mit dem Schnabel packte. „Lass den Käfer laufen, Eglantine! Das ist ein Nestkäfer. Eulen fressen keine Nestkäfer, nur Nesthälterinnen ernähren sich davon. Wenn du Nestkäfer futterst, wirst du bloß dick und wabbelig. Dann gibt es kein Erstes Fleisch zu feiern, weil du es nicht verträgst, und auch kein Erstes Fell , keinen Ersten Knochen und keine n … Du weißt schon. Deine Mama jagt gerade eine schöne dicke Wühlmaus mit weichem Pelz für Sorens Erstes-Fell- Feier. Wenn du brav bist, bringt sie dir vielleicht einen leckeren Tausendfüßer mit.“
    „Ui, Tausendfüßer fressen macht Spaß!“, rief Soren. „Die vielen Beinchen trippeln so schön den Schlund runter.“
    „Ach bitte, Soren, erzähl noch mal, wie du deinen ersten Tausendfüßer gefressen hast!“, bettelte Eglantine.
    Mr s Plithiver seufzte verstohlen. Es war wirklich zu niedlich, wie Eglantine Soren anhimmelte und jedes seiner Worte aufsog. Das war echte Schwesternliebe und Soren erwiderte ihre innige Zuneigung. Warum sich allerdings der große Bruder Kludd so anders entwickelt hatte, konnte sich Mr s Plithiver nicht erklären. Gewiss, in jedem Gelege gab es ein schwieriges Küken, aber was Kludd anging, war „schwierig“ eine Untertreibung. Er hatte etwas an sic h … etwa s … ja, was eigentlich? Mit Kludd stimmte einfach etwas nicht, dachte die Nesthälterin. Er war irgendwie aus der Art geschlagen, hatte etwas Uneulenhaftes.
    „Sing noch mal das Lied vom Tausendfüßer, Soren, bitte, bitte!“
    Soren sperrte den Schnabel weit auf und hob an:
    Was krabbelt mir im Hals,
Was kitzelt mich im Rachen?
Fast spuck ich’s wieder aus,
So bringt es mich zum Lachen.
So viele Hundert Beine
Mit kleinen Füßen dra n –
Wenn ich die nur seh,
Fang ich zu jubeln an! Der Tausendfüßer ist’s,
Den ich besinge,
Mein Lieblingsleckerbissen,
Dem ich Verehrung bringe.
Knackige Käfer, saftige Spinnen,
Die lass ich alle liegen,
Kann ich nur einen leck’ren
Tausendfüßer kriegen!
    Soren hatte eben den letzten Vers gesungen, da kam seine Mutter in die Bruthöhle geflogen und ließ eine Wühlmaus aus dem Schnabel fallen. „Eine ganz dicke, mein Schatz. Die reicht für dein Erstes Fell und für Kludds Erste Knochen .“
    „Ich will aber eine Maus für mich alleine!“, protestierte Kludd.
    „Unsinn, Schatz, das schaffst du doch gar nicht.“
    „Dann spuck ich die Maus aber gleich wieder aus!“
    „Mau s … au s – das reimt sich, Mama!“, piepste Eglantine. „Ich mag Reime!“
    „Ich will eine Maus für mich alleine!“, wiederholte Kludd störrisch.
    Marella heftete den Blick streng auf ihren Sohn. „Jetzt pass mal auf, Kludd: Bei uns wird keine Nahrung vergeudet. Das hier ist eine besonders große Wühlmaus mit genug Fleisch dran. Das reicht, für deine Erste-Knochen -Feier und für Sorens Erstes Fell . Es bleibt sogar noch genug für Eglantines Erstes Fleisch übrig.“
    „Fleisch! Ich krieg Fleisch!“ Eglantine vollführte einen Freudenhüpfer. Die Vorzüge der Tausendfüßer schienen schlagartig vergessen.
    „Und deshalb, mein Sohn, kannst du gern losziehen, wenn du unbedingt eine eigene Maus willst, und dir eine jagen! Ich habe fast die ganze Nacht damit zugebracht, die hier zu erbeuten. Um diese Jahreszeit gibt es in Tyto kaum noch Nahrung. Ich bin fix und fertig!“
    Ein riesiger, orangefarbener Mond stieg am Herbsthimmel empor. Der Mond schien über der mächtigen Tanne zu verweilen, in der Soren
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