Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
das Schiff über Villiren glitt, war die Verwüstung klar zu sehen. Der Süden und Osten schienen kaum beschädigt, doch je näher sie der Innenstadt kamen, desto mehr Straßen lagen in Trümmern. Immerhin stand die Zitadelle noch.
    Eine Stunde nach Morgengrauen schwebten sie vom Himmel. Der kalte Wind zerrte an ihnen, und der Abstieg schien ewig zu dauern. Artemisia kam als Erste unten an. Die drei anderen zögerten ein wenig, ehe sie die Seile losließen.
    Artemisia sah zum Himmel, und Randur tat es ihr nach.
    Einen Moment lang schien die Exmachina eine ganz neue Struktur aus kleinen Würfeln anzunehmen. Dann erzitterte sie und schoss in einem Blitz gen Norden. Unvermittelt war der Himmel über ihnen leer, doch die Hanuman kamen wie Konfetti angeschwebt und ließen sich auf den Dächern ringsum nieder. Aus der Ferne drang Donner. Randur fragte sich, ob das Schiff Artemisias Versprechen bereits eingelöst hatte.
    Die Kämpferin zückte ihre beiden mächtigen Säbel und schritt ins Kriegsgebiet.
    Randur war nie in Villiren gewesen. Die Stadt war auf ihm unbegreifliche Weise versehrt worden. Viele Gebäude standen seltsam schief oder bildeten nur noch ein willkürlich anmutendes Gitter aus Balken. In manchen Straßen war nur pfeifender Seewind zu hören. Menschen und Rumel verharrten an Wände geduckt, und herrenlose Hunde und Katzen fraßen da und dort verwesendes Fleisch. Auf dem Schnee überall Blut. Eine Rumelfrau lag mit durchschnittener Kehle nackt auf dem Bauch, den Hinterkopf von einem Armbrustbolzen zerschmettert. Randur fürchtete, dieser Anblick werde Eir bestürzen, doch sie war hart geworden und blieb ungerührt.
    Die kleine Gruppe folgte Artemisia durch diesen apokalyptischen Albtraum und trat über kleine Rinnsteine, in denen sich blutiger Müll und Eis gesammelt hatten. Überall trieben sich Männerhorden mit Macheten herum, und Randur wusste nicht, ob es sich um Bürgerwehrler oder Plünderer handelte.
    Aus der Ferne drangen wilder Lärm und großes Geschrei.
    Schließlich erreichten sie ein Gebiet voll Kaiserlicher Soldaten. Ein Kirchturm war eingestürzt, und Truppen waren um die verschneiten Trümmer versammelt. Männer drehten sich zu Artemisia um und wollten sie aufhalten, doch sie schob sie beiseite. Als sie ihr Schwert hob, trat Rika dazwischen.
    »Wer seid ihr vier?«, wollte ein Soldat wissen.
    »Ich bin Jamur Rika«, gab Eirs Schwester zurück.
    Der Kämpfer überlegte, wie er sich ob dieser Auskunft protokollgerecht zu verhalten hatte, gab schließlich auf und trat einen Schritt zurück.
    Artemisia schob sich durch die Reihen, die sich wie unter Hypnose teilten. Sie war einen guten Kopf größer als die meisten Kaiserlichen Soldaten.
    Plötzlich wurde weiter vorn eine Einheit losgeschickt und verschwand um die nächste Ecke. Aus der Ferne waren weiterhin Kampfgeräusche zu vernehmen.
    Randur, Eir und Rika folgten Artemisia und sahen, dass die Verteidiger Villirens von den Gegnern reihenweise niedergemetzelt wurden Artemisia bereitete sich während ihres Vorrückens darauf vor, sich unverzüglich in die Schlacht zu werfen.
    Erstmals sah Randur die Feinde und fand sich siebzig in Reih und Glied aufmarschierten Okun und rothäutigen Rumeln gegenüber. Alle wandten sich in ganz gleichförmiger Bewegung gegen Artemisia und wechselten in einer fremdartigen Sprache ein paar Worte mit ihr. Dann war es absolut still.
    Plötzlich gab es in der Ferne eine mächtige Explosion, und alle blickten fragend auf. Wenig später drang ein warmer Luftzug heran.
    Unvermittelt wich die perfekte Koordination der Feinde der Verwirrung. Das gleichförmige Denken der Okun war gestört, und frustriert liefen die rothäutigen Rumel in ihren prächtigen Uniformen die Reihen ab, bellten Befehle und versuchten vergeblich, der plötzlichen Konfusion Herr zu werden.
    Artemisia lächelte – das erste Mienenspiel, das Randur je an ihr beobachtet hatte.
    Und warum wird es plötzlich wärmer?
    Sie stürzte sich auf die Feinde und war rasch von ihnen umgeben. Bald konnte Randur kaum noch etwas sehen und hörte nur, wie die Kämpfer ächzten und Metall auf Metall krachte. Ab und an flog ein Arm oder Bein in hohem Bogen aus dem Getümmel.
    Eir sah ihn fragend an, doch Randur zuckte nur die Achseln. Rika beobachtete alles mit unbeteiligter Miene, als hätte Artemisia sie mit ihrer Teilnahmslosigkeit angesteckt.
    Schließlich lag die Straße voller Toter. Artemisia kam auf die Jamur-Soldaten zu, und frisches Blut funkelte auf ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher