Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
Brynd war weit genug wiederhergestellt, um die Verwundeten ins Behelfslazarett unter der Zitadelle zu führen und mitunter auch beim Tragen seiner Männer zu helfen. Der Zug bewegte sich im Schutz der Gänge, und Beami gewann eine gewisse Ruhe zurück. Lupus vermochte sie ab und an sogar anzulächeln.
    Im großen Krankensaal aber blieben sie stehen und starrten ungläubig auf den Anblick, der sich ihnen bot.
    »Bei Bohr, nein!«, rief jemand.
    Die Notbetten waren reihenweise umgestürzt, und auf dem Boden lagen entsetzlich verunstaltete Patienten. Schlimmer noch: Ihnen waren Dinge eingepflanzt, Gliedmaßen anderer … Wesen.
    »Verdammt und zugenäht!«, keuchte ein anderer.
    »Holt Fackeln, damit wir sehen, was los ist!«, befahl Brynd.
    Hunderte Menschen – so erwies sich – hatten pelzige oder schuppige Glieder bekommen, Arme von Reptilien, Beine von Pferden oder Köpfe von Wirbellosen. Auch die Rumel waren ähnlich entstellt und hatten Menschenköpfe und -hände, die haufenweise vorhanden waren. So weit man sah, stöhnten und weinten die Patienten schockiert und niedergeschlagen. In einer Ecke lagen die ihrer Glieder beraubten Rümpfe von Ärzten und Pflegern mit aufgeschlitztem Gedärm.
    Und in einem Winkel des Saals schwebten Gespenster oder Geister. Vielleicht handelte es sich da auch nur um einen Lichtreflex?
    Ein Soldat kam mit einer Notiz gerannt, die er Brynd hinhielt. »Das hatte der Kerl am Ende des Saals bei sich. Er hat sich mit dem Hemd erhängt. Ist wohl schon länger tot.«
    Brynd las die Nachricht und schüttelte den Kopf. »Das ist von Doktor Voland: ›Solltet ihr diesen Krieg überstehen, wünsche ich euch ein gutes Ende. Möge es so glücklich sein wie das meine, ihr Mistkröten! Ergebenst Voland.‹«
    Die Laute all dieser Monster waren verstörend. Viele versuchten, zu ihnen zu humpeln, stürzten aber, da sie nicht an ihre falschen Gliedmaßen gewöhnt waren. Eine ältere Frau mit riesigen Hundebeinen statt Armen patschte nach einem Soldaten, ehe jemand sie umstieß. Einer mit Eidechsenkopf hätte sie fast erreicht, doch dann erschoss ihn ein Soldat mit der Armbrust.
    Brynd befahl seinen Leuten, das Lazarett zu verlassen, und sie verbarrikadierten die Tür.
    Würden die Schrecken nie ein Ende nehmen?

KAPITEL 52
    D ie Exmachina dröhnte durch den Himmel und schien ewig bis Villiren zu brauchen. Die Rauchsäulen in der Ferne waren kein gutes Vorzeichen.
    Das sind sicher Scheiterhaufen , dachte Randur. Wie viele mögen schon gestorben sein?
    Die Stadt wirkte flach. Ob das an der Architektur oder an den Kriegsschäden lag? Jedenfalls sah sie ganz anders aus als Villjamur. Dahinter ging das Meer als weite dunkelgraue Fläche unmerklich in den Himmel über.
    Eir trat zu ihm und nahm das Panorama ebenfalls in sich auf. »Rika ist noch immer so«, meinte sie ärgerlich.
    Anscheinend kam sie nicht darüber hinweg, wie sehr ihre Schwester sich verändert hatte. Er sagte ihr immer wieder, unter Artemisias Schutz sei sie vermutlich sicherer, als sie es unter seinem und Eirs Schutz gewesen wäre. Sein Leben immerhin war nun einfacher – das hätte er ihr gern erklärt, hörte sich stattdessen aber pflichtbewusst ihre Klagen an.
    »Sieht nicht gut aus da draußen«, versetzte er dann, um das Thema zu wechseln.
    »Ich weiß noch immer nicht, wie wir die Sache angehen.«
    »Artemisia hat das bestimmt durchdacht.«
    »Sie hat Pläne für alles, möchte ich wetten«, erwiderte Eir. »Und ich traue ihr noch immer nicht.«
    Da kam Artemisia in Kampfmontur angeschritten.
    »Die Stadt hat wohl schon bessere Tage gesehen«, sagte Randur und wies über die Reling.
    »Wahrscheinlich. Aber sie steht noch, und das ist doch was. Eure Soldaten scheinen saubere Arbeit zu leisten, und das ist ein gutes Zeichen.«
    »Wie sieht eigentlich Euer Plan aus?«, fragte Randur.
    »Wir drei betreten die Stadt, und die Exmachina fliegt weiter, um das Tor zu zerstören, durch das die Angreifer strömen. Auf jeden Fall wird so die Verständigung der Feinde unterbrochen.«
    »Wie das?«
    »Das Tor fungiert als Gegensprechanlage.«
    Als Gegensprechanlage fungieren? Randur verstand nicht, wovon Artemisia sprach. »Und das heißt?«
    »Die Angreifer können sich nicht direkt verständigen, nur auf dem Umweg über das Tor. Wenn diese Verbindung aber unterbrochen ist, verstehen sie einander nicht, kämpfen also vorübergehend unter gleichen Bedingungen wie Eure Männer.«
    »Das versteh ich – mehr oder weniger«, murmelte Randur.
    Als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher