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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
Autoren: Torsten Thiele
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zielstrebig auf den Resten einer der Straßen in die Nacht. Wo wollte er hin? Neugier ergriff Mo und so folgte sie ihm in sicherem Abstand, bedeckte ihre schimmernden Augen mit der Hand, immer wenn sich Sleem umsah. Er sah sich oft um, wirkte nervös. Auf einem kleinen Platz zwischen den eingestürzten Häusern wartete er. Seltsame Geräusche setzten kurz darauf ein. Schritt, Schritt, Klack, Taptap … Schritt, Schritt, Klack, Taptap … Die Geräusche umkreisten den den kleinen Platz, Sleem folgte ihnen ängstlich. Schließlich tauchten einige Menschen auf der anderen Seite auf, Mo erkannte die Königin, einen Mann und zwei gebückte, ziemlich stämmig wirkende Gestalten.
    „Ist der für uns?“, fragte eine der gebückten Gestalten, „Viel Fleisch und frischer als Tote unter Trümmern“
    Die Königin verzog angewidert das Gesicht, es machte sie älter. Vielleicht hatte Mo aber auch nur den Eindruck, das fahle Licht von Sleems Fackel verschluckte einige Details.
    „Wir hatten eine Abmachung“, antwortete der Mann neben der Königin, „Ich führe euch zu den Toten, dafür vergreift ihr euch nicht ohne mein Einverständnis an den Lebenden. Mein treuer Schüler Sleem ist vorerst tabu. Er bringt uns unsere Vorräte, noch gibt er mir keinen Grund, ihn euch als Fraß vorzuwerfen“
    Dann ging der Mann zu Sleem und nahm ihm die Vorräte ab. Sleem ließ dabei die beiden gebückten Gestalten nicht aus den Augen und schwieg. Untypisch für ihn, er hatte tatsächlich Angst.
    „Ist das alles?“, fragte der Mann entrüstet, „Das reicht ja kaum einen Tag. Ich weiß nicht, ob ich angesichts dieser spärlichen Ration meine geschätzten Untertanen hier …“, er machte eine Geste zu den gebückten Gestalten, „… von eurem Lager werde fernhalten können. Vielleicht fehlt mir dazu die Kraft. Sleem, Ihr solltet Euch mehr anstrengen“
    „Mehr kann ich nicht unbemerkt …“, begann Sleem.
    „Unbemerkt? Ich bin der neue König, auch die anderen schulden mir Steuern! Ihr seid zu weich, Sleem, ein Beseelter herrscht. Stattdessen kuscht Ihr vor ein paar Verdammten, buddelt gar selbst in der Erde“, fiel ihm der Mann ins Wort und schüttelte dabei den Kopf, „Solltet Ihr beim nächsten Mal nicht die doppelte Menge dabei haben, schicke ich meine Freunde hier vorbei. Ihr könnt nun gehen, Sleem“
    Sleem schluckte kurz, zögerte noch einen Moment, machte eine Verbeugung und schlich dann rückwärts vom Platz.
    „Übertreibt es nicht, Kirai“, hörte Mo die Königin flüstern, „Eure neuen Freunde müssen nicht hungern, wenn er gar nicht mehr kommt, sondern wir. Oder wollt Ihr etwa Leichen essen wie die“
    ***
    Seltsam, mit jedem Tag, den er älter wurde, fühlte Houst sich jünger. Seine Gelenke hörten auf, zu schmerzen, die Sehkraft kehrte zurück und trotz der dicken Stahltür hörte er die Drohnen surren, lange bevor sie seine Zelle erreichten. Bisweilen redete er mit den Verdammten von nebenan. Zumindest bildete er sich dies ein. Seit die Drohnen sie überstürzt aus den offenen Käfigen ins Innere des Gebäudes gebracht hatten, trennten sie dicke Wände. Und doch, irgendwie spürte er die Gedanken der anderen, sah manchmal durch deren Augen in einen nicht minder trostlosen Raum wie seinen eigenen oder erlebte deren Erinnerungen an das Leben in der Siedlung der Verdammten. Der Detailreichtum dieser Erlebnisse überraschte ihn immer wieder, so etwas konnte er sich unmöglich selbst zusammen phantasieren. Danach grübelte er stets für Stunden, wie so etwas möglich war. Eine Antwort hatte er bisher nicht gefunden. Als sich die Tür öffnete, blickte er verwundert auf. Eigentlich war noch keine Essenszeit. Eine Drohne schwebte im Eingang, beinahe spürte er so etwas wie Gedanken bei ihr. Es assoziierte bei ihm eine Haftprüfung. Vage erinnerte sich Houst noch an frühere ähnliche Ereignisse, sie fanden im Abstand einiger Monate statt – wenn ihn sein Zeitgefühl nicht täuschte –. Sie endeten stets damit, dass die Drohne davonflog und sich die Tür wieder schloss. Diesmal blieb sie offen. Nach kurzer Zeit leuchtete ein kleines grünes Licht an der Drohne auf. Bestanden!
    „Werte normal, Sie werden entlassen“, erklang eine Stimme aus der Drohne, „Bitte folgen Sie mir“
    Für einen Moment zögerte Houst, zu lange hatte er bereits in dieser Zelle verbracht. Sie zu verlassen, erfüllte ihn beinahe mit Wehmut. Doch letztlich schritt er in die Freiheit. Die Drohne führte ihn wieder durch einige Gänge und
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