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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Dugdall
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stand.
    Anfangs hatte Janie geglaubt, es sei das Haus von Cate Austin, aber Rose hatte ihr gesagt, dass jemand anders darin wohne. Bei späteren Besuchen hatte Janie dann selbst gesehen, dass dort eine fremde Frau lebte, eine hübsche, blasse, mit einem kleinen Mädchen, das die niedlichsten rotgoldenen Löckchen hatte.
    Officer Burgess hatte Janie gesagt, dass Rose keine Bewährung bekommen hatte, und ihr sogar erlaubt, mit Rose durch die Luke in ihrer Zellentür zu sprechen.
    »Aber nur ein paar Minuten. Sie ist ziemlich von der Rolle.«
    Wenigstens hatte er sie allein gelassen und sich in das Büro am Ende des Flurs gesetzt.
    »Wenn ich draußen bin, komme ich dich besuchen«, versprach Janie.
    Rose sah nicht einmal auf. »Das wird man dir nicht erlauben«, murmelte sie.
    »Dann schreibe ich dir, das kann ich inzwischen ganz gut. Draußen warte ich dann auf dich, bis du freigelassen wirst. Ich suche uns eine schöne Wohnung in Ipswich.«
    »Wozu soll die noch gut sein?«
    »Bitte, sag so was nicht, Rose, sonst habe ich Angst, du tust dir was an.«
    Officer Burgess rief Janies Namen. Als sie zu ihm hinüberschaute, tippte er auf seine Uhr.
    »Ich wünschte, es hätte dir geholfen«, flüsterte Janie. »Dass ich bei dem Haus war, meine ich.«
    »Es war alles umsonst.« Rose fing an zu weinen. »Ich werde meine Vergangenheit nie mehr los.«
    »Wer war denn die Frau in dem schönen großen Haus?«
    »Früher war sie mal meine Freundin. Meine beste Freundin. Aber jetzt werde ich sie nie wiedersehen.«
    Officer Burgess kam auf sie zu und klimperte mit seinem Schlüsselbund.
    »Kann ich noch was für dich tun?«, flüsterte Janie rasch. »Soll ich vielleicht mal in das Haus gehen. Ich mache, was du willst.«
    Officer Burgess schob die Klappe vor die Luke und scheuchte Janie zurück in ihre Zelle.

55.
     
    Cates Telefon klingelte. Sie meldete sich sofort.
    »Callahan hier. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    »Hallo, Dave.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Wilks doch nicht freigelassen wird.«
    Cate lehnte sich zurück. »Wie geht es ihr?«
    »Beschissen. Deshalb wüsste ich auch gern, wie es dazu gekommen ist. Ich habe ihr ein tadelloses Führungszeugnis ausgestellt.«
    Die Bewährungshelferin atmete tief durch. Der sonst so joviale Callahan klang extrem aufgebracht. »Ich habe mich gegen die Bewährung ausgesprochen.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Weil ich nicht glaube, dass Rose schon so weit ist.«
    »Na, das ist ja lustig. Ich erlebe diese Frau hier täglich, nicht wie Sie nur für ein paar Stunden, und da kommen Sie und behaupten, sie wäre noch nicht so weit? Sie haben ja mal überhaupt keine Ahnung.«
    »Die Bewährungskommission war da anderer Ansicht.«
    »Sie und die Bewährungskommission können mich mal.«
    »Dave!« Cate setzte sich auf. »Können wir bitte sachlich und professionell bleiben. Wir beide haben unsere …«
    »Sachlich? Professionell? Waren Sie das, als Sie die Beine für Mark Burgess breitgemacht haben?«
    Cate schnappte nach Luft. »Dazu ist es nie gekommen.«
    »Das sagen Sie. Burgess behauptet das Gegenteil.«
    »Weil er noch ein kleiner Junge ist.«
    Schweigen. Durch die Leitung hörte Cate Stimmengemurmel und dann wieder Callahan.
    »Hast du gehört, Burgess? Sie sagt, dein Schwanz sei zu klein gewesen.«
    »Callahan, was soll das?«, zischte Cate.
    Aus dem Hörer brandeten ihr dröhnende Lachsalven entgegen. Wütend legte Cate auf und stützte den Kopf in die Hände. Callahan war niederträchtig. Es war ihm gar nicht um Rose gegangen, da war sie sich völlig sicher. Er hatte sie lediglich vorführen wollen.

56.
     
    Im D-Flügel war alles ruhig. Die Gefangenen arbeiteten oder nahmen an Kursen teil. Mark Burgess saß mit geschlossenen Augen im Büro, die Füße auf dem Schreibtisch. Cate schlich an ihm vorüber zum anderen Ende des Flurs. Vor Roses Zellentür blieb sie stehen.
    Sie wusste, dass Governor Wright die Gefangene bereits informiert hatte, und nahm an, dass Rose noch immer außer sich war. Sie schob die Klappe zurück. Rose lag auf ihrer Pritsche und hatte sich eine Wolldecke übergezogen. Cate suchte den passenden Schlüssel hervor, schloss die Tür auf und betrat die Zelle.
    Rose regte sich nicht.
    Besorgt tippte Cate ihr auf die Schulter. »Rose?«
    Die Insassin schlug die Decke zurück. Ihr Gesicht war verquollen, der Blick ihrer geröteten Augen zornig. »Ich will Sie nicht sehen.«
    »Ich weiß, dass Sie aufgebracht und wütend auf mich sind.«
    Rose zerrte sich die
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