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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition)
Autoren: Ruth Dugdall
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gibt momentan wirklich größere Probleme. Versuchen Sie darüber hinwegzukommen, schließlich müssen wir noch für eine ganze Weile zusammenarbeiten.«
    »Klar, Ihnen ist das egal. Sie werden ja auch nicht von Holley und Callahan gehänselt.«
    »Himmel noch mal, jetzt reißen Sie sich endlich zusammen. Sie sind doch kein Idiot.«
    »Nein?« Er warf ihr einen scheuen, hoffnungsvollen Blick zu.
    Er ist wirklich noch ein Kind , dachte Cate. »Wie wär’s, wenn wir versuchen, einfach Freunde zu sein? Einander unterstützen. So wie jetzt, denn Rose und ich brauchen Sie.«
    Mark setzte sich auf.
    »Bitte, rufen Sie Officer Todd an. Sie soll Rose abholen und zur Krankenstation bringen.«
    »Wilks war schon immer ein bisschen komisch, vielleicht hat ihr das jetzt den Rest gegeben. Dass sie keine Bewährung bekommen hat, meine ich.«
    »Mag sein, aber nun ist Eile geboten. Ich habe Angst, dass Rose sonst eine Dummheit begeht.«
    Mark griff zum Telefon, woraufhin Cate zu Rose zurückkehrte.
    Die Gefangene lag auf dem Rücken und starrte an die Decke, so gebannt, als würde sie dort irgendetwas erkennen.
    »Joel«, murmelte sie. »Bitte, vergib mir. Du warst der Einzige, den ich wollte. Wenn ich dich doch nur hätte behalten können …«
    Cate setzte sich zu ihr. »Ich habe Officer Burgess gebeten, Hilfe zu holen. Sie brauchen einen Arzt, Rose.«
    »Tränen und dann diese Hitze. Der tote Junge in meinen Armen.«
    Cate umschloss ihre Hand. »Was reden Sie denn da? Ich dachte, Sie waren längst aus dem Haus, als das Feuer ausbrach.«
    »Hier.« Rose zog etwas unter ihrem Rücken hervor. Ein kleines schwarzes Buch, das sie Cate in die Hand drückte. »Lesen Sie das. Ich brauche es nicht mehr.«
    Mark und Officer Todd erschienen an der Tür. Mark nickte Cate zu.
    »Kommen Sie, Rose«, sagte er freundlich. »Officer Todd wird sich um Sie kümmern.«

57.
     
    Cate schlug das kleine Buch auf, blätterte die beschriebenen Seiten durch und verharrte bei dem letzten Eintrag.
     
    Lieber Jason, hast du dich nie gefragt, warum ich die Schuld für dein Verbrechen auf mich genommen habe?
    Wir sind jetzt am Schluss angelangt, und du wirst etwas erfahren, das dir das Herz brechen wird – so wie es mir das Herz gebrochen hat.
    Du hast die ganze Zeit über geschwiegen, all die Jahre hast du zugelassen, dass jedermann dachte, ich sei schuld an Lukes Tod. Aber ich habe euch gehört und die Zigaretten auf dem Küchentisch gesehen. Ich weiß nicht, wer von euch beiden geraucht hat, doch ich war es ganz sicher nicht. Aber ich habe die Strafe aus einem bestimmten Grund auf mich genommen, denn ich wusste etwas. Wissen ist eine Last, die du ab jetzt tragen musst, denn ich kann dich nicht länger vor der Wahrheit beschützen.
    Luke und Joel besuchen mich in meiner Zelle. In meinen Armen sind sie sicher, dort kann meinen Jungen nichts Böses widerfahren.
    Die Amseln bauen ihre Nester. Es gibt keine Elster, die ihren Jungen etwas zuleide tut. Ich habe nur die Möwen, deren Nester ich nicht kenne. Es ist, als hätten sie kein Zuhause.
    Als ich ihn zum ersten Mal aus der Nähe betrachtete, erkannte ich sofort, dass Luke dein Sohn war. Er hatte deine rotgoldenen Locken. Da wusste ich, dass du mich betrogen hattest, nicht nur einmal, sondern mehrfach. Ich war zornig und verletzt.
    Du hast mich nie geliebt, aber du liebtest Joel – und ich wusste nicht, wohin mit meinem Zorn. Ich sah Joel in seinem Brutkasten, so winzig und verletzlich, die dünnen Arme und Beine, das leicht bläuliche kleine Gesicht, das sich von dem weißen Kissen abhob, das übergroße Namensschild – »Baby Wilks«. Das Schild war da, um Irrtümer auszuschließen, sollte deutlich machen, dass der Junge mir gehörte und ihn keine andere Frau stehlen konnte. Aber als ich ihn in dem Brutkasten liegen sah, schien er sich trotzdem von mir zu entfernen. Ich hatte erfasst, wie sehr du ihn liebtest, wohingegen du mich nicht liebtest. Mich hattest du vielmehr betrogen.
    Meine Liebe für Joel war tief. Ich hätte ihn immer geliebt, nicht wie andere Mütter, die solche Gefühle vergessen, wenn ihr Kind im Haus Schmutzspuren hinterlässt oder die Schule geschwänzt hat. Auch die Liebe meiner Mutter ging nicht sehr tief, denn sie war so krank und schwach, dass sie Peter und mich kaum bemerkte. Sie nahm sich das Leben und ließ uns zurück. Das hätte ich meinem Kind niemals angetan.
    Und dennoch – als ich Joel in seinem Brutkasten betrachtete, wusste ich plötzlich, dass mein armer Junge nie
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