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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn
Autoren: Arnaud Delalande
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Geschichte nun endgültig abgeschlossen ist«, sagte der Sekretär.
    Der Kardinal nickte. Es war an der Zeit, dass mit allem Schluss war. Mit der Allmacht, der Lüge und allen Fantastereien.
    »Ach, ich habe lange über die Macht Gottes nachgedacht. Aber wenn ich daran denke, welche Macht wir selbst haben, läuft mir ein Schauer über den Rücken.«
    Er nahm sich vor, niemandem mehr auf den Leim zu gehen.
    Es reicht nun wirklich, dachte er.
    »Was machen wir mit den Pergamenten?«, fragte sein Sekretär.
    »Am besten, wir verbrennen sie«, sagte der Kardinal. »Verbrennen sie und kümmern uns um andere Dinge.«
    Die Tür war nun endgültig geschlossen.
    Ein Schweizer gab einen Code ein, es knisterte und eine rote Lampe leuchtete auf.
    Die Schweizer kreuzten ihre Hellebarden.
    »Haben wir den Bericht der Bibelschule über die Ausgrabungen in der Oase Ein Guedi schon erhalten?«, fragte Dino Lorenzo und legte freundschaftlich die Hand auf die Schulter seines Sekretärs.
    »Ich glaube nicht, ich rufe gleich heute Morgen dort an…«
    »Gut, und dann bringen Sie ihn mir bitte.«
    Je weiter sie sich entfernten, desto leiser wurden ihre Stimmen.
    ♦♦♦
    Es gehört mir.
    Ernst Heinrich, ein Gewehr in der Hand, leerte sein Glas Ouzo und sah zerstreut auf die beiden Sirenen im schillernden Wasser der blauen Bucht von Santorini. Der Sage nach soll sich das Juwel der griechischen Kykladen genau an der Stelle befinden, wo einst das versunkene Atlantis lag. Mit weniger gab er sich nicht zufrieden.
    »Pull!«, rief er und legte an.
    Pfeifend flog die von dem Ungarn Sandor mit der Wurfmaschine in die Luft beförderte Scheibe hoch, und Ernst Heinrich drückte ab.
    Daneben.
    Er hatte es für klüger gehalten, sich eine Weile an seinen Lieblingsort zurückzuziehen. Abgesehen davon, dass es gut war, ein wenig in Vergessenheit zu geraten, bis sich die Wogen geglättet hatten, beruhigte ihn der Ort auch. Er hatte sich schon immer gern ein paar Tage vor der Kulisse der zerklüfteten Berge der Insel entspannt, vor denen sich die weiße Kette der Häuser des Dorfes Oia abhob.
    Abends nach seinem Schießtraining stieg er die steilen, in den Fels gehauenen Treppen hinauf, setzte sich unerkannt zu den Touristen und genoss auf der Terrasse ein Menü mit gegrilltem Fisch. Nichts war schöner als der Blick über das endlose Meer, das nur durch die ringsum verstreuten Vulkaninseln unterbrochen wurde. Man hatte fast einen Blickwinkel von dreihundertsechzig Grad und glaubte am Horizont die leichte Krümmung der Erde wahrzunehmen. Im Augenblick aber war er noch auf der Brücke seiner Jacht »Silberpfeil« und versuchte, die düsteren Gedanken zu verscheuchen, seinen kühlen Aperitif in der noch warmen Sonne des frühen Abends zu genießen und auf die Scheiben zu schießen.
    »Kommst du nicht ins Wasser?«, fragte eine der Najaden.
    »Es ist herrlich«, pflichtete die andere ihr bei.
    Ernst Heinrich lehnte die Einladung ab.
    »Pull!«, rief er wieder seinem ungarischen Koloss Sandor zu, der in Badehose und Sonnenbrille die Wurfmaschine bediente.
    Wieder flog pfeifend eine Scheibe in die Luft und wieder verfehlte Ernst Heinrich sie. Er fluchte leise, bevor er noch einen Schluck Ouzo trank. Ein paar Augenblicke später kletterte die junge Brasilianerin Marita die Badeleiter hinauf und lief über das heiße Deck, wo ihre Füße zarte Spuren hinterließen. Wasser lief aus ihren braunen Locken, über ihren Hals, wo ein kleiner Anhänger in Form eines Delphins hing, zwischen ihren schweren Brüsten hindurch bis zu ihrem String-Tanga. Lässig nahm sie ihr Glas vom Tablett. Ihre Freundin war noch im Wasser geblieben. Ernst Heinrich nahm keine Notiz von ihr, obwohl sie ununterbrochen redete, sondern griff wieder nach seinem Gewehr.
    »Pull!«
    Daneben, daneben, daneben!
    Axus Mundi hatte einen schweren Schlag erlitten. Aus Angst, entdeckt zu werden, hatte Ernst Heinrich die Arbeit in den verschiedenen Labors sofort abbrechen lassen. An dem Morgen, als er auf seinen Bildschirmen die Stürmung des Labors am Sinai miterlebte, bis ein Soldat auf eine Kamera zielte und damit das ganze System lahmlegte, hatte er seine Wut kaum zurückhalten können. Fast hätte er sein ganzes Büro demoliert. Dann aber hatte er sich doch zusammengerissen und seine Wut so gut es ging hinuntergeschluckt. Es gab nämlich doch noch einen Hoffnungsschimmer. Kurz bevor die Soldaten eingriffen, hatte er eine letzte Nachricht von Park Li-Wonk erhalten. »Befruchtung erfolgt.« Dass der
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