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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
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in Wurfweite waren, ein Messer entgegen. Es erfüllte kurz seinen Zweck. Die Gegner, ungefähr ein halbes Dutzend, blieben einen Augenblick stehen und schienen zu beraten. Plötzlich schwirrten wie auf Signal gleichzeitig sechs Messer durch die Luft.
    Jim spürte, wie ihn etwas traf, empfand jedoch keinen Schmerz. Er schloß daraus, daß die Eisenrüstung sie gerettet hatte. »Nicht getroffen, Joe«, freute er sich.
    Aber er erhielt keine Antwort. Jim drehte den Kopf zu seinem Bruder herum. Nur ein paar Zentimeter von ihm entfernt stak ein Messer im Visiergitter. Die Spitze war tief in Joes linkes Auge gedrungen.
    Sein Bruder war tot.
    Hugh steckte den Kopf durch die Tür heraus. »Kommt, Joe-Jim«, rief er. »Wir sind alle herinnen.«
    »Verschwinde!« befahl Jim. »Und schließ die Tür!«
    »Aber ...«
    »Hörst du nicht!« Jim drehte sich um und schob mit der mächtigen Pranke Hughs Kopf zurück. Hugh sah einen Augenblick das Messer und das leblose Gesicht Joes, in dem es steckte. Dann schloß sich die Tür hinter ihm und er hörte, wie der Hebel sich drehte.
    Jim wirbelte herum und wandte sich den Angreifern zu. Mit Beinen, die ihm trotz der Schwerelosigkeit wie Blei schienen, stieß er sich vom Schott ab und schnellte sich ihnen entgegen. Er hielt seine armlange Klinge in beiden Händen. Messer prallten gegen seine Rüstung, streiften seine Waden. Er holte weit aus und spaltete den Schädel des nächsten Gegners mit einem Hieb. »Das ist für Joe!«
    Die Wucht bremste ihn. Er drehte sich in der Luft und holte noch einmal aus. »Und das ist für Bobo!«
    Sie umzingelten ihn. Nun war es ihm egal, wen und wo er traf, solange seine Klinge ein Ziel fand. »Und das ist für mich!«
    Ein Messer bohrte sich in seinen Oberschenkel. Er nahm ihm nichts von seiner Behendigkeit. In der schwerelosen Zone waren Beine nicht so wichtig. »Einer für alle!« brüllte er.
    Ein Gegner hatte sich an seinen Rücken geklammert. Sollte er! Er hatte ja noch einen vor sich, den er den Stahl spüren lassen würde. Als er erneut ausholte, rief er: »Alle für ei...« Die Stimme erstarb, aber der Hieb hatte noch getroffen.
    Hugh versuchte die Tür, die Jim ihm fast ins Gesicht geknallt hatte, wieder zu öffnen. Aber es gelang ihm nicht. Er preßte sein Ohr gegen das Metall und lauschte. Doch die schalldichte Tür ließ keinen Laut hindurch.
    Ertz zog ihn am Arm. »Komm schon. Wo sind Joe-Jim?«
    »Draußen.«
    »Was? Mach sofort die Tür auf. Wir müssen sie holen!«
    »Das versuchte ich ja die ganze Zeit. Aber ich krieg sie nicht auf. Er wollte nicht herein. Er hat sie selbst verschlossen.«
    »Wir müssen ihnen helfen! Wir sind Blutsbrüder! Sagtest du ›er‹?«
    »Joe ist tot«, murmelte Hugh. »Ich glaube, darum ist Jim draußen geblieben.« Er berichtete Ertz, was er in dem kurzen Augenblick gesehen hatte. »Für die beiden ist es schon jetzt das Ende der Reise«, schloß er leise. Dann energischer: »Füttere den Konverter. Ich brauche Energie.«
    Sie stiegen ins Beiboot. Hugh schloß die Türen der Luftschleuse hinter sich. »Alan!« rief er. »Wir starten jetzt. Paß auf die Frauen auf.«
    Er ließ sich im Pilotensitz nieder und löschte das Licht. Im Dunkeln bedeckte er eine Gruppe von grünen Lämpchen. Eine Schrift strahlte auf dem Armaturenpult auf: ANTRIEB BEREIT. Jetzt ist's soweit, dachte er und betätigte die Abschußschaltung. Einen schrecklichen Moment lang schien sich nichts zu tun. Dann gab es einen scheußlichen Ruck – eine Drehung. Es erschreckte ihn, denn er konnte ja nicht wissen, daß die Abschußrampe so angelegt war, daß sie der normalen Rotation des Schiffes entgegen verlief.
    Das Glas der Sichtscheibe vor ihm war mit Sternen übersät. Sie waren frei – sie bewegten sich!
    Aber der Blick auf das juwelenfunkelnde All war nicht unbegrenzt wie vom Aussichtsturm aus oder wie die Projektion im Kontrollraum. Ein gewaltiges, unförmiges Gebilde leuchtete sanft im Licht des Sterns, in dessen System sie eingetaucht waren. Zuerst wußte er nicht, was das sein könnte. Dann plötzlich, immer noch mit fast abergläubischer Ehrfurcht, wurde ihm klar, daß es das Schiff war – das Schiff von draußen gesehen! Obwohl ihm seine wahre Natur doch nun schon lange bekannt war, hatte er es sich noch nie auch nur in Gedanken als Ganzes von außen vorgestellt. Die Sterne, ja, selbst die Oberfläche eines Planeten, damit hatte er sich befaßt, sich ein Bild von ihnen gemacht, aber das Schiff? Nein.
    Alan starrte mit offenem
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