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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
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damit die Moral und den Frieden auf dem Schiff bedroht, muß ich eingreifen.«
    »Sagtest du irregeleiteter Glaube?« krächzte Hugh nach mehrmaligem Ansetzen.
    »Du hast recht gehört. Denn wenn ein Mensch wirklich überzeugt ist, daß dieses solide Schiff sich bewegen läßt, ist er entweder verrückt oder ein irregeleiteter religiöser Fanatiker.«
    »Guter Jordan!« keuchte Hugh. »Der Mann hat die Sterne gesehen, mit seinen eigenen Augen hat er sie gesehen – und hält uns für verrückt!«
    »Was soll das Ganze, Narby?« fragte Ertz kalt. »Warum das Theater? Uns machst du doch nichts vor! Du warst im Kontrollraum und in der Aussichtswarte – du weißt, daß das Schiff sich bewegt!«
    »Du faszinierst mich, Ertz.« Narby musterte ihn von oben bis unten. »Ich habe mich immer gefragt, ob du Hoylands Spiel nur zum Schein mitmachst, oder ob du genauso verblendet bist wie er. Nun weiß ich, daß auch dein Verstand gelitten hat.«
    Ertz zwang sich zur Ruhe. »Willst du uns nicht eine Erklärung abgeben? Du hast den Kontrollraum selbst gesehen. Wie kannst du da noch behaupten, daß das Schiff sich nicht bewegt?«
    Narby lächelte mitleidig. »Ich hielt dich offenbar für einen besseren Ingenieur, als du tatsächlich bist, Ertz. Der Kontrollraum ist ein einziger Schwindel. Du weißt selbst, daß all die Lichter durch Schaltelemente ein- und ausgeschaltet werden können – recht klug ausgedacht, natürlich. Meine Theorie ist, daß das Ganze dem Zweck galt. Ehrfurcht in den Köpfen der Abergläubischen zu wecken und ihren Glauben an die alten Mythen zu verstärken. Aber diesen Humbug haben wir heute nicht mehr nötig. Er ist nur eine Quelle des Zweifels. Ich werde die Anlage zerstören und die Tür versiegeln lassen.«
    Hugh war nahe daran, die Beherrschung zu verlieren. Wenn Ertz ihn nicht zurückgehalten hätte, wäre er auf Narby losgegangen.
    »Ruhig Blut«, mahnte Joe, und Joe-Jim, ihre Gesichter steinerne Masken, hielten ihn am Arm fest.
    »Nehmen wir an, was du sagst, stimmt«, fuhr Ertz fort, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. »Doch selbst gesetzt den Fall, sogar der Hauptkonverter und Hauptantrieb sind weiter nichts als Attrappen, bleibt immer noch die Aussichtswarte. Du selbst hast dort die Sterne gesehen und nicht nur bewegliche Abbilder.«
    Narby lachte. »Ertz, du bist dümmer, als ich dachte. Ich gebe ja zu, daß mir die Aussicht dort zuerst ein Rätsel aufgab – nicht daß ich überhaupt je glaubte, es seien wirklich Sterne. Aber als wir dann in den Kontrollraum kamen, fand ich die Erklärung. Es ist alles nur Vorspiegelung, das Werk eines tüchtigen Ingenieurs. Hinter der transparenten Scheibe ist eine weitere Kabine, nur ein klein wenig größer und unbeleuchtet. Und vor deren Wand geben diese winzigen bewegten Lichter den Eindruck einer endlosen schwarzen Weite. Im Grund genommen ist es der gleiche Trick wie im Kontrollraum. Das ist doch ganz offensichtlich. Ich wundere mich nur, daß du als gebildeter Wissenschaftler nicht darauf gekommen bist. Wenn eine scheinbar offensichtliche Tatsache jeglicher Logik widerspricht, dann steht doch von vornherein fest, daß diese Tatsache nur nicht richtig interpretiert worden ist. Die Existenz und Realität des Schiffes als eine feste, unwandelbare und vollständige Einheit stehen fest. Jede sogenannte Tatsache, die das in Zweifel stellt, kann nur Schwindel sein. Mit dieser Erkenntnis suchte ich den Trick, der diese Vorspiegelung zustande bringt. Und ich habe ihn gefunden.«
    »Halt mal die Luft an«, sagte Ertz nicht gerade respektvoll. »Willst du vielleicht behaupten, daß du auf der anderen Seite der Aussichtswarte warst und diese Tricklichter, von denen du sprichst, tatsächlich gesehen hast?«
    »Nein«, gab Narby zu. »Das war nicht nötig. Obwohl es sicher leicht zu bewerkstelligen wäre. Aber ich brauche mich ja schließlich auch nicht in den Finger zu schneiden, nur um mich zu versichern, daß das Messer scharf ist.«
    »Wenn du meinst ...« Ertz überlegte einen Augenblick. »Ich mache dir einen Kompromißvorschlag. Wenn Hugh und ich deiner Meinung nach verrückt sind, richten wir ja keinen Schaden an, solange wir den Mund halten. Wir werden versuchen, das Schiff zu bewegen. Wenn es uns nicht gelingt, haben wir uns geirrt, und du hast recht.«
    »Der Kapitän hat keine Kompromisse nötig«, erklärte Narby von oben herab. »Aber – ich überlege es mir noch. Das ist alles. Ihr könnt gehen.«
    Ertz schritt auf die Tür zu. Er war zwar
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