Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lagune der Zombies

Die Lagune der Zombies

Titel: Die Lagune der Zombies
Autoren: Xander Morus
Vom Netzwerk:
Hebriden. Vanuatu war nur 3,5 Stunden von Sydney entfernt.
    Trotzdem war das natürlich für mich eine Reise bis ans Ende der Welt. Ich hatte mir ein einfaches Touristenvisum ausstellen lassen, das mir erlaubte, mich vier Wochen im Land ohne Beschränkung aufzuhalten. Zu Hause sagte ich kaum jemand Bescheid. Ich führte mein Blog aus Internetcafés weiter und behielt meine Recherchen für mich. Wenn es soweit war, konnte ich die Bombe platzen lassen. Mein Blog würde diesen Skandal exklusiv aufdecken. Leider neigten sich meine Wochen nun langsam dem Ende entgegen, und ich hatte fast nichts erreicht.
    Man hatte mich buchstäblich verarscht. Zunächst einmal durfte ich nicht die Leichen sehen, was ja klar war, aber es gab auch keine weiteren Fälle von Kannibalismus in den letzten Wochen. Und falls doch – in der Zeitung tauchten sie nicht auf. Alles, was ich machen konnte, war, zu den großen Industrieanlagen am Rande von Port Vila zu fahren, dort Fotos machen und Wasser- und Bodenproben entnehmen.
    Die konnte ich allerdings erst zu Hause prüfen lassen. Außerdem wusste ich, dass die meisten Umweltsünder darauf achteten, dass ihr Vorgarten sauberer ist als der Schlüpfer einer Nonne. Sie ließen sich das einiges kosten.
    Meistens wurde der Dreck mit großen Lastern und Fährschiffen transportiert und an einem gottverlassenen Ort vergraben. Ich musste also zumindest zusehen, dass ich so einen Transport mitbekam, fotografierte und sogar herausfinden konnte, wohin die toxischen Elemente gebracht wurden.
    Nur leider regte sich nichts bei den Anlagen. Alles war vorschriftsmäßig abgeschirmt. Wegweiser wiesen korrekt auf die Firmen hin. Ich konnte wirklich nichts Unvorschriftsmäßiges ausmachen.
    Es war, als würde man mir einen dicken, langen Mittelfinger vor die Nase halten. Inzwischen war es Februar geworden und das Wetter wurde schlechter.
    Bald würde der Monsun kommen und mein Visum lief in wenigen Tagen ab. Ich war, und das musste ich mir ernsthaft eingestehen, gescheitert.
    Vielleicht sollte ich wirklich umkehren. Zurück nach Berlin. In meine kleine Wohnung. Niemand von diesem Versager-Abenteuer erzählen, einfach weiter bloggen und vielleicht mal gucken, ob ich nicht beim Lohnsteuerhilfeverein arbeiten konnte.
    Diese verfluchten Gedanken gingen mir schon seit Tagen durch den Kopf. Ich schüttelte sie ab und kraulte Wingman. Er war genau so unzufrieden wie ich. Die Hitze machte ihm zu schaffen.
    Ansonsten war er eher ein fröhlicher Hund, der gerne rumtollte, faul auf der Haut lag oder nach Fressen suchte. Nur hier in Vanuatu wurde er etwas bissig. Er knurrte unwirsch, als wieder ein paar Kinder ihn streicheln wollten. Wingman war es leid, das Kuscheltier zu spielen. Als Beagle war er eigentlich ein Jagdhund, und nur seiner friedlichen Natur war es zu verdanken, dass er hier noch keinen Hummer oder Cricket spielende Kinder verspeist hatte. Lang konnte ich ihm dieses Klima aber nicht mehr zu muten. Er brauchte Regen und eine nasse Wiese. Keinen heißen Sandstrand.
    Ich checkte meine Kamera und meinen Geldbeutel. Mir bleiben noch etwa fünfhundert Euro und fünf Tage. Fotos hatte ich Hunderte gemacht, immer in der Hoffnung irgendetwas Ungewöhnliches zu fotografieren. Nervöse Arbeiter. Lastwagenkolonnen bei Nacht. Fässer, ungekennzeichnete Ladungen – die üblichen Verdächtigen, aber alles, was ich vor die Linse bekam, waren Palmen, Strände und bunte Blumen.
    Ich fühlte mich wie ein verarmter Tourist in der Dauerschleife. Anfangs hatte ich mich noch völlig ahnungslos gestellt und niemanden behelligt. Einfach nur Fotos gemacht und mich auf meine Intuition verlassen, aber dann, nachdem fast zwei Wochen nichts passiert war, war ich das erste Mal losgezogen … in die Kneipen und Cafés von Vanuatus Hafen. Dort hatte ich versucht, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
    Die meisten sprachen Französisch, was ich konnte, und sogar Englisch. Sie machten mich schnell als überneugierigen Touristen aus, dem man einen Bären aufbinden konnte.
    Nachdem sie gemerkt hatten, dass ich ganz versessenen auf die Zombiegeschichten war, erzählten sie mir für ein paar Euro die wildesten Geschichten. Ich begann, diese nur mit ein paar Bier zu ertragen.
    Zombies auf See, auf den Inseln, aus dem Wasser, im Dschungel … Zombies überall.
    Entweder waren sie so abergläubisch oder sie erzählten mir einfach irgendeinen Scheiß in der Hoffnung, dass ich ihnen Geld geben würde.
    Und ich tat es. Was hatte ich auch anderes zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher