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Die Lagune der Zombies

Die Lagune der Zombies

Titel: Die Lagune der Zombies
Autoren: Xander Morus
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sagte die Blonde, die angeblich Livia Renee hieß. Ich antwortete nicht und zählte die Flecken auf der Tischdecke.
    „Sie suchen Zombies!“ Ach nee, auch schon gemerkt? Und was haben Sie mir zu bieten , dachte ich. Zumindest will sie nicht dreihundert Euro haben, um sich mit mir zu unterhalten oder irgendwelche Kakao-Droge verkaufen.
    Ich verkniff mir die Bemerkung: „Was bekomme ich denn von Ihnen für 300 Euro?“ und starrte weiter auf die Tischdecke.
    „Vermutlich liegt der Schlüssel in einer Kombination Ihrer These mit der Anwendung alter Heilkräuter.“
    Ich wollte eine Zigarette, einen Kaffee und ihr eine reinhauen.
    „Wieso wissen Sie von meiner These?“, hörte ich mich fragen.
    Livia hielt inne. Sie sagte nichts. Jetzt war ich es, der sie anstarrte. Die Französin genoss ihren Triumph. Ihre Augen funkelten faszinierend.
    „Weil es nicht Ihre These ist“, sagte sie schließlich und sah mich direkt an.
    „Was meinen Sie damit?“ Langsam wurde ich wach. Vielleicht hatte sie meinen Laptop in der Nacht durchsucht oder mich schon länger beobachtet. Seltsam, ich hatte bisher mit niemand über meine Vermutungen gesprochen. Sogar Aufzeichnungen hatte ich kaum gemacht. Von ein paar umweltthematisierten Artikeln in meinem Blog konnte sie unmöglich auf mein Vorhaben schließen. Livia stöhnte und ich merkte, wie sie zu einem längeren Vortrag ansetzen wollte. Ich unterbrach ihr Atemholen mit einer Handbewegung.
    „Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich erst mal eine rauchen gehe? Sie können mir dann ja später alles haarklein mitteilen.“
    „Wenn Sie glauben, dass Sie die Zeit haben!“
    Ich sah sie überrascht an. Ihr Gesicht war völlig ausdrucklos. Sie sah mich kurz an, wandte dann aber ihren Blick ab und sah über das Meer.
    Ich blieb sitzen.
    „Vor drei Jahren merkte Dr. Cocteau vom Institut für Meeresforschung in Cannes eine erhöhte Konzentration von Silicium und Kohlendioxid im Umkreis von den Neuen Hebriden. Er publiziert seine Entdeckung, doch niemand sprang drauf an. Es war die Zeit des Plastikstrudels. Alle stürzten sich auf das Thema. Doch als sie merkten, dass es keine Bilder vom Strudel gab, war das Thema Meeresökologie erst mal durch. Ein paar unsichere Daten ließen dann erst recht niemand von der Kette. Dr. Cocteau finanzierte eine private Forschungsreise auf das Aurora-Atoll. Dort wurden die höchsten Konzentrationen gemessen. Die Kontaminierung überschritt den Durchschnittswert um das Tausendfache. Dennoch konnte man keine Schäden am ökologischen System erkennen. Es war, als hätte sich das Meer an diese Stelle einfach …“
    Sie machte eine Pause.
    „Einfach angepasst. Die Ergebnisse verschwanden wieder in der Schublade. Dr. Cocteau wurde mit der Erforschung des Klimawandels beauftragt. Doch im Sommer 2008 macht er eine private Reise nach Vanuatu. Inzwischen hatte er seine These ausformuliert. Er kam schon vor drei Jahren zu dem gleichen Ergebnis wie Sie. Und wie wahrscheinlich Hunderte andere, die sich mit den Daten beschäftigen.“
    Sie machte wieder eine Pause. Hunderte andere, dachte ich. Warum bin ich dann der Einzige, der hier rumläuft?
    „Die Daten lassen nur einen Schluss zu. Toxische Abfälle müssen die Meereskonzentration verändert haben. Das aber erklärt noch nicht die Anpassung des Systems. Das ist die Leerstelle. Die Daten sind deshalb nicht offiziell besorgniserregend, weil sich das System offensichtlich selbst heilt.“
    Langsam verstand ich nicht mehr so viel. Keine messbare Verschmutzung, aber eine Veränderung des Ökosystems?
    „Was soll denn das System wieder stabilisieren?“, fragte ich.
    Livia Renee sah mich lang an. Inzwischen nahm ich nicht mehr soviel um uns herum wahr. Ich wusste nun, dass ich nicht der Einzige war, der den Vorfällen auf den Grund gehen wollte. Doch solche Schlüsse hatte ich bisher nicht gezogen. Ich beschloss, mal nach diesem Doktor zu googeln und ihn vielleicht zu interviewen.
    „Der Selbstheilungsprozess des ökologischen Systems ist bekannt. Denken Sie an die Ozonschicht. Die Umwelt hat die Fähigkeit, sich veränderten Bedingungen anzupassen und somit Einbrüche und Schäden zu überstehen. Der Haken ist nur: So ein Selbstheilungsprozess im System vollzieht sich in Jahren, meist Jahrzehnten, aber nicht Monaten. Sie stellen die falsche Frage, Peter Zander.“
    Sie hatte mich das erste Mal bei meinem Namen genannt. Sie wusste also, wer ich war. Ich sah sie nüchtern und ohne Kater an. Sie war eine junge Frau,
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