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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos
Autoren: Sofia Caspari
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versuchte es Blanca.
    »Das ist doch mein Papa«, sagte das Mädchen verwirrt.
    Das rote Haar, fuhr es Blanca durch den Kopf. Eigentlich hatte sie es gleich gesehen, aber sie hatte es wohl nicht glauben wollen. Irgendwo klappte eine Tür – und dann stand er vor ihr.
    Stumm starrten Jens Jensen und Blanca einander an, dann begrüßten sie sich verlegen.
    »Mein … Verlobter, Paco«, stellte Blanca Paco vor.
    »Meine Älteste, Carina«, sagte Jensen.
    Wieder sahen sie sich an, von Gefühlen überwältigt. Blanca schlug die Augen nieder.
    »Ich … ich musste damals fort«, versuchte sie schließlich, die richtigen Worte zu finden. Dann sah sie Jensen flehend an.
    Der lächelte. »Und ich wollte fort und bin dann doch hängen geblieben. Die Armee war und ist nichts für mich, noch nicht einmal als wissenschaftlicher Begleiter. Also kam ich sehr schnell hierher zurück. Eigentlich wollte ich mir nur darüber klar werden, was als Nächstes geschehen sollte … Dann habe ich irgendwann Carlitos pulpería übernommen. Ach Gott, es ist so viel passiert. Setzt euch, setzt euch doch! Es gibt eine Menge zu erzählen.«
    Viktoria trat zu Pedro auf die Veranda, der dort nachdenklich an einen der Pfosten gelehnt stand, und schmiegte sich an ihn.
    »Sie haben telegrafiert«, sagte sie, »es geht ihnen gut.«
    »Sehr gut.«
    Viktoria drückte sich noch fester an ihn. »Ich denke schon an die Hochzeit im nächsten Jahr. Ich freue mich so. Du auch?«
    Pedro lächelte. Im nächsten Jahr … das war noch so weit weg. Viktoria sollte sich nur ihren Tagträumen hingeben. Es genügte, wenn er sich Sorgen machte.
    Einige Wochen später sollten sich seine Vorahnungen bestätigen. Die Vergangenheit kehrte mit Macht zurück.

Zehntes Kapitel
    »In der Halle wartet ein Bote, Doñ a Viktoria.«
    Viktoria, die ihrer jungen Stute eben noch den Hals getätschelt hatte, hob den Kopf. Blancanieves, Schneewittchen, war eine Tochter Dulcineas, die inzwischen in ihren wohlverdienten »Ruhestand« gegangen war. Sie waren gerade von einem Ausflug durch den Lorbeerwald zurückgekehrt. Viktoria fühlte sich wunderbar erholt und hatte darauf gehofft, noch einige Minuten für sich zu haben, doch Rosalia, die alte Indio-Frau, die noch immer für sie arbeitete, obwohl die Kinder längst aus dem Haus waren und ihrer nicht mehr bedurften, blickte ernst drein.
    »Der Bote kommt aus Salta, Doña Viktoria.«
    Salta … Viktoria zuckte zusammen. Jetzt verstand sie auch, warum Rosalia so besorgt aussah. Sie alle hatten gehofft, nie wieder etwas von Salta zu hören.
    Aber was sucht ein Bote aus Salta hier in Tucumán?
    Viktoria war sich bewusst gewesen, dass sie sich der Frage nach Estellas Erbe irgendwann würde stellen müssen. Vorher aber hatte sie keinen Kontakt zu ihrem Ehemann Humberto aufnehmen wollen. Sie war zufrieden mit dem Leben, das sie führte.
    Viktoria spürte, wie ein Schauder über ihren Rücken lief. Das Pferd bemerkte ihre Unruhe wohl auch, denn es begann zu tänzeln, und sie musste sich darauf konzentrieren, das Tier zu beruhigen. Dann sprang sie aus dem Sattel, warf Blancanieves Zügel einem Burschen zu.
    »Führen Sie den Mann in zehn Minuten in mein Büro, Rosalia.«
    Rosalia nickte. Viktoria eilte davon. Sie vermied die Haupttür, lief stattdessen seitlich am Haus vorbei und schlüpfte dann durch einen schmalen Eingang, der hinter einem mannsgroßen Oleander fast völlig verborgen lag. Durch den zweiten Patio erreichte sie wenig später das Büro. Dort angekommen hatte sie noch Zeit, sich frisch zu machen, ihre Kleidung und die Frisur zu richten. Aufrecht und entschlossen wollte sie dem Boten gegenübertreten. War er geschickt worden, um sie auszuspionieren? Nun, sie würde Stärke zeigen. Hatten die Sanchez und Humberto vielleicht in Erfahrung gebracht, wie viel Geld sich mit Zuckerrohr machen ließ? Warum dieser Bote, warum jetzt, nach so vielen Jahren, in denen sie nie auch nur eine Nachricht von Santa Celia erhalten hatte, außer jenen, die sie vom Verwalter eingefordert und bereitwillig erhalten hatte?
    Viktoria blieb gerade noch einmal Zeit, tief durchzuatmen. Dann klopfte es schon.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Ehemann die Cholera hat.«
    Viktoria sah den Boten ungläubig an, dann schloss sie für einen kurzen Moment die Augen. Die Cholera, echote es in ihr.
    Sie nahm den Boten aus Salta wieder in den Blick. Bevor der Mann seine Nachricht ausgesprochen hatte, war sie vollkommen entschlossen gewesen zu kämpfen,
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