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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos
Autoren: Sofia Caspari
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war bereit gewesen, diesen Mann und damit Humberto und dessen Verwandtschaft in die Schranken zu weisen. Sie war so angespannt gewesen, dass ihre Schultern jetzt noch schmerzten, aber dann …
    Die Cholera, wie schrecklich …
    Die Nachricht hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen.
    Die armen Leute, fuhr es Viktoria wieder und wieder durch den Kopf. Sicherlich war ja nicht nur Humberto betroffen. Was Humberto anging, so wünschte sie ihm zwar nicht den Tod, ihr Mitgefühl hielt sich jedoch in Grenzen.
    Nachdem der Bote berichtet und sie ihm einige Fragen gestellt hatte, schickte sie ihn in die Küche, wo er sich etwas zu essen geben lassen sollte. Danach beauftragte sie einen Diener, ihm einen Platz zum Schlafen zu zeigen. Der Mann war vollkommen erschöpft. Er musste wie der Teufel geritten sein.
    Endlich konnte Viktoria sich setzen. Ihre vorher so stolz erhobenen, straffen Schultern sanken nach vorn.
    Was nun?
    Manchmal hatte sie sich in Gedanken ausgemalt, Humberto könne krank werden, sterben und den Platz für Pedro und sie endlich frei machen, aber so … Das hatte sie nicht gewollt. Außerdem hatte Humberto auch eine gewisse Sicherheit bedeutet. Nur ein lebendiger Humberto sicherte ihre Position als Besitzerin von Santa Celia, La Dulce und Tres Lomas. Was sie gegen ihn in der Hand hatte, würde als Druckmittel gegen die Familie Sanchez womöglich gar nichts nutzen.
    Er ist krank, versuchte Viktoria sich zu beruhigen, das heißt nicht, dass er stirbt …
    In jedem Fall hatte der Bote gesagt, dass Humberto sie noch einmal zu sehen wünsche. Gibt es einen Grund, ihm diesen Wunsch zu erfüllen?, überlegte Viktoria. Begebe ich mich damit nicht in große Gefahr? Er stirbt vielleicht, erinnerte sie die Stimme in ihr vorwurfsvoll. Du hast ihn einmal geliebt, ihn geheiratet. Ach, sie wusste doch längst, dass sie gehen musste.
    Was aber sollte sie tun, wenn sich die Worte des Boten als Lüge entpuppten?
    Abends besprach sie die Situation mit Pedro. Der hatte die Nachricht vom Ausbruch der Cholera am gleichen Tag in der Stadt aufgeschnappt. Zumindest das stimmte also.
    »Es heißt«, sagte er nun, »sie sei aus Italien nach Buenos Aires eingeschleppt worden und mit einem neuen Regiment Soldaten ins nordwestliche Argentinien gekommen. Nach Rosario und Mendoza hatte sich die Krankheit bereits vorher ausgebreitet.«
    Viktoria legte die Gabel wieder ab, mit der sie eben ein Stück Fleisch aufgespießt hatte. »Der Bote sagte, in Salta kämen jetzt täglich sechs bis acht neue Fälle hinzu.«
    Pedro streichelte Viktorias Hand. »Der Gedanke, dass du dorthin gehst, behagt mir nicht.«
    »Mir auch nicht, aber du kannst mich keinesfalls begleiten. Ich bin sicher, dass sie immer noch deinen Kopf wollen. Die Sanchez vergessen nicht.«
    Pedro nickte. »Du reitest aber keinesfalls allein«, sagte er dann.
    Viktoria sah ihn liebevoll an. Pedro war immer besorgt um sie. »Nein, natürlich nicht«, gab sie zurück.
    Viktoria brach, begleitet von einem jungen Stallknecht, nach Salta auf, während Pedro sich, doch etwas mürrisch, dareinfügte, auf Tres Lomas nach dem Rechten zu sehen.
    »Es ist unsere Estancia«, flüsterte Viktoria ihm zum Abschied zu, »wem sollte ich sie denn anvertrauen, wenn nicht meinem besten Vorarbeiter?«
    »Mir schmeckt es nicht, dich allein dorthin zu lassen.«
    Viktoria schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Wir haben doch gestern alles besprochen. Humberto ist womöglich ein todkranker Mann. Er will mich noch einmal sehen. Er will reinen Tisch machen.«
    »Ich traue den Sanchez einfach nicht.«
    Viktoria versuchte, Pedro beruhigend anzulächeln. »Ich bin vorsichtig, das verspreche ich dir«, sagte sie dann. »Ich traue ihnen auch nicht.«
    Salta lag mehr als dreihundert Kilometer nördlich von Tucumán, und der Ritt dorthin gemeinsam mit dem Boten forderte das Äußerste von Viktoria, auch wenn sie sich in den letzten Jahren niemals geschont hatte. Nach sechs Tagen war sie deutlich schmaler geworden, und ihr Teint, den der Sonnenhut nicht vollkommen hatte schützen können, dunkler. Von dem Boten erfuhr sie während des Ritts einige Details zur Situation. Offenbar kämpften Saltas städtische Autoritäten mit aller Macht um die Versorgung der Kranken und bemühten sich gleichzeitig um die Behebung der wichtigsten Schwachpunkte. Die Zanja Blanca, ein Wassergraben, war erweitert und vertieft worden, man hatte Müllhalden aus der Stadt verlegt. Der Bote versuchte auch, Viktoria mit dem Gedanken
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