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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Autoren: Jocelyn Kelley
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Ritter ab. Als dieser Baldwin das Schwert aus der Hand schlug, das klirrend über den Boden schlitterte, stieß der Ritter einen Triumphschrei aus.
    Im Begriff, ihr Schwert zu ziehen, wurde Avisa klar, dass sie ihn nicht rechtzeitig erreichen konnte. Eilig wickelte sie den von Baldwin gefertigten Strick von ihrer Taille. Nachdem sie Entfernung und Winkel kurz abgeschätzt hatte, befestigte sie ihn an einer Stütze, die die obere Empore trug. Rasch prüfte sie die Knoten, nahm das andere Ende in die Hand und kletterte auf die steinerne Brüstung, als der Ritter seine Waffe hob, um sie in den Jungen zu stoßen.
    »Lasst ab von ihm!«, rief sie, dass ihre Stimme von der Deckenwölbung hoch über ihr widerhallte.
    Der Ritter schaute verblüfft auf und lachte wieder.
    Sich an ihrem behelfsmäßigen Seil festhaltend, schwang sie sich just in dem Moment von der Brüstung, als er mit dem Schwert ausholte. Alle Schultermuskeln protestierten, doch sie schaffte es, mit waagrecht ausgestreckten Beinen den Angreifer zwischen den Schultern zu treffen. Er fiel mit lautem Krach gegen einen Eisenleuchter. Als sie den Strick losließ, ehe sie auf der anderen Seite des Mittelschiffes hochschwingen konnte, zog sie ihr Schwert.
    Es war gar nicht nötig, da der Mann reglos auf dem Boden lag.
    Sie sah Baldwin an und lächelte.
    »Hinter Euch, Mylady!«, rief er erschrocken.
    Avisa fuhr herum und sah an der Tür zwei Ritter, die sich auf sie stürzen wollten. Sie hoffte, die beiden wären so betrunken wie jener, der Baldwin angegriffen hatte.
    Als der eine gegen sie ausholte, wusste sie, dass er so gut wie nüchtern war. Er traf ihr Schwert, trieb sie zurück, auf den Bewusstlosen zu, wobei er den Vorteil nützte, als sie versuchte, dem Körper auszuweichen. Hinter ihr ertönten wilde Rufe. Hatten die Ritter den Erzbischof entdeckt?
    Schmerz flammte in ihr auf, als sein Schwert durch ihren Umhang drang und in ihre linke Seite stieß. Sie taumelte rücklings über den auf dem Boden Liegenden. Baldwin stieß einen Hilferuf aus, doch der Schmerz in ihrem Inneren war noch lauter. Wo war ihr Schwert? Sie hatte gar nicht gemerkt, dass es ihrer Hand entglitten war. Wo war es?
    Der Ritter stand breitbeinig über ihr und hob seine Waffe, um sie ihr ins Herz zu stoßen. Sie tastete nach ihrem Messer. War dies die Strafe dafür, dass sie ihre Gelübde gebrochen und Christian nicht zurückgehalten hatte, sich den Verschwörern anzuschließen? Sie konnte nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht, da so viel zwischen ihnen ungesagt geblieben war.
    »Christian«, stöhnte sie, voller Angst, es wäre ihr letztes Wort.
    »Für König Henry!«, rief der Ritter. »Stirb, du …«
    Der Ritter geriet unvermittelt ins Taumeln und brach zusammen, um reglos liegen zu bleiben. Laufschritte verrieten, dass jemand durch das Mittelschiff floh. War Baldwin entkommen?
    Sie wollte sich aufrichten, als sie spürte, dass jemand unter ihren rechten Arm fasste und ihr half, sich langsam aufzusetzen. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr Christian. Neben ihm stand Baldwin mit dem provisorischen Strick.
    »Ich hörte dich rufen«, sagte Christian, als er sie behutsam hochhob und sie an sein Gewand über dem Kettenhemd drückte. »Und als ich zur Stelle war, sah ich dich zur Rettung Baldwins durchs Kirchenschiff schwingen.«
    »Und das brachte dich auf die Idee, es selbst zu versuchen?« Als sie ein Lächeln wagte, zuckte sie vor Schmerz zusammen.
    »Baldwin, schneide den Strick durch und bringe ihn ins Haus der Boisverts. Wir treffen uns dort. Hier dürfen wir keine Spuren hinterlassen.«
    Der Junge lief zur Treppe, als Christian einen Schritt über die daliegenden Körper machte.
    Hinter ihnen ertönten wieder Rufe.
    »Erzbischof Thomas!«, stieß sie hervor und stöhnte auf, als der Schmerz mit jedem Atemzug schlimmer wurde.
    »Er ist schon tot«, sagte Christian grimmig. »Niemand vermochte den Tätern in ihrem trunkenen Wahn Einhalt zu gebieten.«
    »Guy …«
    »Er war einer von ihnen. Auch ihn konnte ich nicht zurückhalten. Deshalb hörte ich deine Rufe und konnte dir zu Hilfe eilen.« Er beugte den Kopf im kalten Wind, der sie erfasste, als sie aus der Kathedrale ins Freie traten. »Es sieht aus, als hättest du dein der Königin gegebenes Versprechen doch erfüllt, Avisa.«
    Sie bemühte sich, etwas zu sagen, weil sie mit dem vielen Blut, das aus ihrer Seite drang, nicht auch noch das Bewusstsein verlieren wollte. »Wie meinst du das?«
    »Deine Rufe bewahrten mich davor,
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