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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Autoren: Jocelyn Kelley
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betagter.
    »Vater«, sagte sie, als sie ihre Hand unter seinen Ellbogen schob, »Ihr solltet nicht hier draußen sein. Lasst mich Euch zurück zu …«
    »Habt Ihr den Jungen gesehen?«
    »Eustace? Ja.«
    »Nein! Baldwin! Habt Ihr ihn hier gesehen?«
    Avisa taumelte rücklings, als hätte der Priester sie geschlagen. »Baldwin?«
    »Im Haus ist er nicht, und ein Junge, auf den seine Beschreibung passt, wurde von einigen Mönchen gesehen, die den Kathedralenbezirk verließen.«
    »Er ist auch da drinnen?«
    »Auch? Ihr habt Sir Christian gefunden?«
    Sie nahm sich nicht die Zeit, seine Frage zu beantworten. Abermals bahnte sie sich mit den Ellbogen den Weg durch die Menge. Immer wieder zuckte sie zusammen, wenn ihr jemand auf die Zehen trat, doch sie ging unbeirrt weiter. Als sie dem Gedränge entkommen war, sah sie einige Mönche, die sich hinter Sträuchern verbargen.
    Nur ein Mann stand unter dem Maulbeerbaum. Er hielt ein blankes Schwert schräg vor sich, so dass das Licht sich darin fing. »Verschwinde nach Hause, Mädel«, knurrte er, als sie näher kam.
    »Ich suche einen Jungen!«, rief sie. »Baldwin Lovell, Page Sir Christian Lovells.«
    »Geh nach Hause.«
    Sie versuchte an ihm vorbeizukommen, doch sein Schwert hielt sie auf. Er lachte, als sie ihre eigene Waffe zog. Gleich darauf verging ihm sein Lachen, da sie ihm das Schwert aus der Hand schlug und an ihm vorüberrannte. Seine lauten Rufe vermochten sie nicht aufzuhalten. Sie konnte sicher sein, dass er ihr nicht folgen würde, da damit das Eingeständnis verbunden gewesen wäre, von einer Frau geschlagen worden zu sein.
    Avisa drückte sich an eine Mauer, als sie eine Gruppe von Bewaffneten zwischen Kloster und Kathedrale sah, die sich verstohlen anschlichen. Die Mönche spähten aus den Fenstern, taten aber nichts, um die Ritter an ihrem Tun zu hindern.
    Sie hielt sich parallel zu den Männern, ständig nach Christian Ausschau haltend. Die Kettenpanzer und die Dunkelheit erschwerten es, die Personen zu unterscheiden.
    Plötzlich drückte sich eine Hand auf ihren Mund, sie wurde gegen die Kathedralenmauer gedrängt. Sie spürte das Kettenhemd an ihren Lippen und schmeckte ihr eigenes Blut. Der Arm, der sie umschlang, hinderte sie daran, ihr Schwert zu ziehen. Sie rammte ihren Fuß in das Bein ihres Bedrängers und hörte wieder das Klirren des Kettenpanzers.
    »Herrgott, Avisa!«, zischte es an ihrem Ohr. »Du hast nicht so viel Verstand, wie Gott einem Rindvieh gab!«
    Christian! Sie gab ihren Widerstand auf und nickte, als er sie anherrschte, sie solle still sein. Nun erst ließ er sie los.
    Er zog sie in die Finsternis. »Warum bist du nicht gegangen?«
    »Das tat ich, aber Baldwin ist irgendwo da drinnen.«
    Er fluchte wüst. »Ich suche ihn.«
    »Ich helfe dir.«
    »Avisa, diese Männer haben einen Mord im Sinn. Halte dich aus der Sache heraus.«
    Sie wusste, dass dies vernünftig gewesen wäre, doch sie konnte nicht einfach gehen, wenn Baldwin Gefahr lief, verwundet oder gar getötet zu werden. »Wohin wollen sie?«
    »Der Erzbischof wurde gesehen, als er die Kapelle des heiligen Benedikt betrat.« Er zeigte auf eine Tür in einem Bereich des Baues, der in den Hof ragte. »Sie befindet sich im Querschiff. Ich will Baldwin in der Nähe der Kapelle suchen.«
    »Ich suche im Hauptschiff.«
    »Warum dort?«
    Sie lächelte. »Weil er so stur wie alle Lovells und ebenso gerissen ist. Er glaubt dich und Guy bei den anderen Rittern, und er weiß, dass du ihn aufhalten würdest, wenn er auf dich träfe.«
    »Er würde sich also auf einem anderen Weg einschleichen?«
    »Ja.«
    »Lovell, wo seid Ihr?«, erklang es aus der Finsternis.
    »Geh«, drängte sie.
    »Gib Acht, Avisa.« Er küsste sie, ehe er in die Nacht verschwand.
    Sie eilte in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem sie das Mittelschiff betreten hatte, drückte sie sich ins Dunkel zurück, als sie zwei Ritter gewahrte, die ein Stück weiter miteinander sprachen. Eine Flasche wanderte zwischen ihnen hin und her, während sie damit prahlten, dass sie jedem, der Becket zu Hilfe eilen wollte, einen Denkzettel erteilen würden.
    Sie warf einen Blick zur Empore hinauf und sah niemanden. Im Schutz der Dunkelheit tastete sie sich zur nächsten Treppe und stieg hinauf. Sie eilte die Empore entlang, als sie eine Bewegung am anderen Ende unweit der Marienkapelle bemerkte. Noch ein Verschwörer? Oder konnte es Baldwin sein?
    Aus der Nähe sah sie, dass es beides war. Der Junge wehrte einen trunken lachenden
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