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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Autoren: Jocelyn Kelley
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»Mylord, Euer Sohn ist Gefolgsmann des Königs. Ich bin Beckets Mann. Ich hatte gehofft, Euer Sohn würde die Waffe nicht gegen den Erzbischof erheben, wenn er die Wahrheit erführe.«
    Lord Lovell sagte darauf nichts, die zwei Männer starrten einander an. Der Priester senkte als Erster den Blick. Er öffnete die Tür und ging hinaus.
    »Ihr müsst Lady Avisa de Vere sein«, sagte der Baron, als er sich über ihre Hand beugte. »Ihr habt keine gute Zeit für Euren Besuch in Canterbury gewählt.«
    »Ich kam auf der Suche nach Euren Söhnen und der Wahrheit.«
    »Nach meinen Söhnen?«
    »Christian hörte vom Aufruf des Königs, Beckets Versuchen, das Land zu spalten, Einhalt zu gebieten. Er ritt nach Canterbury, um dem König zu dienen und zu zeigen, dass er nicht der Feigling ist, als der Ihr fälschlicherweise geltet.« Sie verbeugte sich. »Mylord, Ihr müsst mich entschuldigen.«
    »Wohin wollt Ihr?«
    »Ich muss Christian finden.«
    »Falls Ihr ihm sagen wollt, was Vater James Euch anvertraute, so dürft Ihr das nicht tun. Niemand darf die Wahrheit erfahren.«
    Sie starrte ihn an, überzeugt, ihn missverstanden zu haben. »Aber warum wollt Ihr, dass die Wahrheit weiterhin ein Geheimnis bleibt?«
    »Aus dem Grund, der mich dreiundzwanzig Jahre schweigen ließ.«
    »Aber der König hat jetzt seinen Thron ungefährdet inne.«
    »Ach?« Er bückte sich, um das Feuer zu schüren. »Falls Henry dieser Meinung wäre, hätte er dann den jungen König im Juni krönen lassen? Er bangt um die Unterstützung der Barone und der Kirche für seinen Erben.«
    »Nicht einmal der Erzbischof besäße die Kühnheit, den König zu exkommunizieren.«
    Er lachte freudlos auf. »Becket hat nichts zu verlieren, außer sein Leben, wer weiß also, wozu er imstande ist, wenn jeder Atemzug sein letzter sein könnte?«
    Avisa tat dies mit einer Geste ab. Der Erzbischof hatte viele Gefolgsleute um sich geschart, die ihn bewachten. »Christian muss die Wahrheit erfahren.«
    »Mein Sohn ist stark genug, um zu ertragen, was er sein Leben lang ertrug. Sollte die Wahrheit bekannt werden, könnten sich die Barone gegen den König erheben und das Land wieder in einen Bürgerkrieg stürzen.«
    »Das verstehe ich, Mylord. Aber Ihr versteht nicht, dass Christian aus einem anderen Grund seinen Mut beweisen muss.«
    »Um Euch zu erringen?«
    »Nicht um mich zu erringen, denn mein Herz besitzt er, aber um meinen Vater zu überzeugen, dass er würdig ist, seine Tochter zu heiraten.«
    Aus der Halle war ein Ruf zu hören. Die Tür schlug gegen die Wand, zwei sich balgende Knaben kollerten in den Raum.
    Lord Lovell packte jeden an seinem Gewand und trennte sie energisch. Baldwins Gesicht war gerötet, wo ein Schlag ihn getroffen hatte. Der andere, ein Junge mit braunem Haarschopf, blutete aus der Nase. Er wischte das Blut an seinem braunen Ärmel ab.
    »Er wollte nicht aufhören«, rief Baldwin.
    »Ich muss Vater James sprechen«, sagte der andere.
    »Wer bist du?«, fragte der Baron und ließ die beiden los.
    »Eustace aus dem Haushalt des Ezbischofs. Ich muss Vater James sprechen und ihn warnen, er solle der Kathedrale fernbleiben.«
    »Warum?«, fragte Avisa.
    »Im Schlafgemach des Erzbischofs lauern vier Ritter. Sie haben nichts Gutes im Sinn.«
    »Sind sie bewaffnet?«
    »Nein, aber sie sind äußerst erregt.« Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Nase. »Sie müssen gegen meinen Herrn Übles im Schild führen, weil sie Waffen unter einem Maulbeerbaum im Hof gestapelt haben. Sie sagen, dass sie dem König eine Mutprobe liefern wollen, indem sie die Welt von Erzbischof Thomas befreien.«
    »Wer sind sie?«, fragte Lord Lovell.
    Der Knabe schüttelte den Kopf. »Ich hörte nur einen Namen … William de Tracy.«
    »De Tracy«, wiederholte sie im Flüsterton. Sie hatte Christian diesen Namen mehrfach voller Hochachtung nennen gehört. Wenn dieser kühne Ritter in Canterbury weilte, war zu vermuten, dass Christian an seiner Seite war. Aber würde Christian bei der Ermordung des Erzbischofs mitwirken? Wollte er ewige Verdammnis auf sich nehmen, nur um als tapferer Krieger zu gelten?
    Lord Lovell schickte Baldwin um den Priester. Als der Baron fortfuhr, den Knaben zu befragen, schlüpfte Avisa in die Finsternis hinaus. Sie starrte zu den Mauern des Kathedralenbezirkes hinauf. Irgendwo dort drinnen war Christian, kurz davor, durch den Mord an einem heiligen Mann Schuld auf sich zu laden.
    Menschen mit erhobenen Fackeln drängten sich auf der Straße. Die
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