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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Autoren: Jocelyn Kelley
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Gerüchte, dass sich Krieger in der Kathedrale befänden, hatten sie aus ihren verbarrikadierten Häusern gelockt. Einige strebten der Kathedrale zu, und Avisa drängte sich an ihnen vorbei und eilte die gewundene Straße entlang. In der Nähe des Portals zum Kathedralenbezirk verhielten die Leute ihre Schritte, Avisa aber ließ sich nicht beirren.
    Das Tor war unbewacht. Die Mönche mussten sich versteckt haben. Als Avisa den Vorbezirk betrat, sah sie ein großes Gebäude, das der Palast des Erzbischofs sein musste. Sie zog ihr Schwert, als sie Schritte hinter sich hörte. Sie drehte sich blitzschnell um und sah, dass sie allein war. In den Schatten hätte sich jedoch eine ganze Armee verbergen können.
    » Réaux, réaux !«, widerhallte es auf dem Vorhof der Kathedrale.
    Ihr Schritt stockte. Der Sammelruf der Königstreuen. Wie viele Ritter würden die Kathedrale überfallen?
    Ihr Arm wurde von einem Mönch gepackt. »Lauft, wenn Euch Euer Leben lieb ist, Mädchen!«
    »Wo sind die Eindringlinge?«
    Er deutete auf die Halle, ehe er flüchtete.
    Avisa lief zu dem großen Gebäude und sah, dass etliche Bewaffnete dem Ruf folgten. Sie drückte sich beiseite und ließ sie an sich vorübereilen. Mit den vier Männern, die die Halle des Erzbischofs betreten hatten, musste sich ein Dutzend Königstreuer im Umkreis der Kathedrale befinden, doch sie hatte Christian nicht unter ihnen gesehen.
    Sie folgte den Männern in einen großen Hof. Ein Maulbeerbaum stand unweit der Tür zur Halle. Dort versammelten sich alle. Ihre Rufe hallten wie bizarres Glockengeläut über den Hof.
    »Christian Lovell!«, rief sie.
    Die Männer, die sich für den Kampf rüsteten, erstarrten, bis auf einen, der vortrat, als sie den Baum erreichte. Unter seinem blauen Gewand schimmerte Christians Kettenhemd im Licht, das aus der Halle strömte.
    »Avisa! Du hier?«
    »Ich schwor der Königin, dass ich dich beschützen würde«, sagte sie.
    Als einige der Männer lachten, nahm er ihren Arm und ging mit ihr ein Stück abseits. »Avisa, du bist kein Ritter. Du solltest nicht hier sein.«
    »Du auch nicht.«
    »Das sind die Männer des Königs. Ihnen wurde befohlen, Becket an der Spaltung des Landes zu hindern.«
    »Indem sie einen Priester töten?«
    Er zog sie noch weiter fort. »Avisa, es ist ein Ehrenhandel.«
    »Das glaubst du hoffentlich nicht! Du weißt, dass es unrecht ist, einen Unbewaffneten anzugreifen. Was hat das mit Ehre zu tun?«
    »Der König will es.« Er blickte sich um. »Ich glaube nicht, dass man uns hier hören kann. Avisa, du musst jetzt gehen.«
    »Erst wenn du gehst. Manchmal muss ein mutiger Mann gegen seinen König aufstehen und sagen, dass er nicht neues Unrecht begehen wird.«
    »Herrgott, Avisa, ich brauche dich nicht als mein Gewissen.«
    »Weil du weißt, dass es Unrecht ist?«
    »Natürlich ist es das.« Er zog sie an sich und küsste sie mit dem Verlangen, das die Trennung geschärft hatte.
    Sie wollte in seinen Armen bleiben, zog sich aber zurück. »Du weißt, dass es falsch ist? Warum bist du dann hier?«
    »Um Guy vor ewiger Verdammnis zu bewahren.«
    »Wo ist er?«
    »Das versuche ich gerade herauszubekommen.«
    »Aber ich gelobte, bei dir zu bleiben und dich zu schützen«, flüsterte sie.
    Er berührte ihr Gesicht leicht mit seinen im Kettenpanzer steckenden Fingern. »Zuweilen muss man von Gelöbnissen absehen. Ich gelobte dem König, seinen Befehlen fraglos zu gehorchen, doch ich kann den Erzbischof nicht töten. Du hast der Königin gelobt, mich zu beschützen, doch mein Bruder bedarf des Schutzes viel dringender. Wäre das Festhalten an unseren Versprechen heute im Sinne jener, denen wir sie gaben?«
    »Nein«, würgte sie heraus. »Geh und rette ihn!«
    »Nur wenn ich dich in Sicherheit weiß.«
    Obwohl sie bei ihm bleiben und ihm beistehen wollte, nickte sie. Sie schob ihr Schwert in die Scheide und küsste ihn rasch. Als er sich umdrehte, um zu den anderen zu gehen, lief sie zum Tor zurück. Jeder Schritt fiel ihr schwerer als der vorangegangene.
    »Verzeih mir, meine Königin«, flüsterte sie.
    Vor dem Tor drängten sich Menschen, neugierig, was sich in der Kathedrale abspielte, aber zu verängstigt, um Augenzeugen des Geschehens zu werden. Sie wurde laut mit Fragen bestürmt, die sie nicht beachtete, als sie sich durchs Tor drängte.
    »Lady Avisa!«
    Sie drehte sich um und erschrak, als sie Vater James an der Straßenecke dem Tor gegenüber stehen sah. Im Schein der Fackeln wirkte er noch
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