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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
Autoren: Chris Morgan Jones
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Gespräch. Möglicherweise muss ich Ihre Hilfe in Anspruch nehmen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Darius Qazai
    Rückblickend betrachtet, hielt Webster das für einen passenden Einstieg – mit großer Geste, angemessen, offenbar ehrlich gemeint und doch ganz und gar berechnend –, zunächst jedoch war er, wie jeder, fasziniert. Qazai hatte er bisher weder als Zielperson noch als Klienten auf dem Schirm gehabt, aber orientierte man sich an den Listen mit den reichsten Menschen der Welt, war es nur eine Frage der Zeit, bis er das eine oder andere werden musste. Und wenn er Senechals Chef war, dann vielleicht sogar beides.

3
    Nach dem Gottesdienst fuhr Senechals Fahrer sie Richtung Westen, durch Knightsbridge und Kensington; die Sonne hing jetzt tief vor ihnen, und London, mit seinen roten Backsteinen und seinem cremefarbenen Stuck, erstrahlte im Frühlingslicht. Die Bäume im Hyde Park waren bereits grün. Hammer besorgte das Reden, wie immer, und fragte Senechal über seinen Job aus, über seinen Pariser Bekanntenkreis, seine Ansichten zur Korruption in den Kolonien, zu Camus und Fußball. Senechals Antworten waren höflich, knapp und unbefriedigend. Webster schaute auf die vorüberwischenden Gebäude hinaus und lauschte, wie Hammer seine umfassenden Kenntnisse zur Schau stellte.
    In Olympia hielt der Wagen schließlich vor einem Restaurant in einer Wohnstraße. Es hieß Lavash – iranische Küche; Spezialität des Hauses: Beryan . Es war noch früh, und sie waren die ersten Gäste. Keine Frage, man kannte Senechal, und der Geschäftsführer führte sie durch das beengte Restaurant zu einem privaten Raum, der auf einen Hof hinausging. Die schlichte Dekoration gab sich größte Mühe, den Iran herbeizubeschwören. Zwei der Wände waren mit goldfarbenen Stoffen behängt, eine dritte mit einem Dutzend Fotos iranischer Landschaften: eine Festung in den Bergen, ein Palast an einem See, Schäferhütten auf grünen Gebirgsausläufern. Hinter den Glastüren auf der anderen Seite fiel ein Lichtstreifen über die Hausdächer.
    Getränke wurden gebracht, Oliven und Fladenbrot, und die drei Männer setzten sich. Senechal tippte seelenruhig E-Mails in sein BlackBerry, Hammer – ihm waren schließlich die Fragen ausgegangen – schüttelte seinen Scotch mit Soda, und Webster fragte sich im Stillen, ob ein Glas Weißwein Senechal vielleicht zum Reden bringen würde. Schließlich brach er das Schweigen.
    »Qazai also.«
    Senechal drückte noch ein paar weitere Tasten, dann legte er sein Telefon hin. Er wirkte keinen Deut menschlicher als unter dem grellen Bürolicht bei Ikertu in der Cursitor Street, und während er sprach, waren seine schwarzen Zähne zu sehen.
    »Ja. Qazai.«
    »Als ich nach unserem Treffen Ihren Namen nachgeschlagen habe, habe ich nirgends eine Erwähnung gefunden.«
    »Gut. So sollte es sein. Ich bin Mr. Qazais persönlicher Anwalt. Mit seinen öffentlichen Angelegenheiten habe ich nichts zu tun.«
    Ein kurzes Schweigen, das von Hammer schließlich gebrochen wurde. »Wen repräsentieren Sie noch, Mr. Senechal?«
    »Die meiste Zeit kümmere ich mich um Mr. Qazai und seine Familie.«
    Hammer nickte. »Der loyale Gefolgsmann. Können Sie uns ein wenig über ihn erzählen? Während wir warten.«
    »Ich schätze, Sie haben einiges recherchiert«, sagte Senechal. Das war kein Einwand, sondern lediglich eine Feststellung.
    »Nur ein bisschen.«
    Senechal hielt einen Moment inne, schaute zu Hammer und traf dann eine Entscheidung.
    »Zunächst werde ich etwas über seine Firma erzählen, dann über ihn selbst und schließlich über seine Familie.« Er sagte das mit der Miene eines Mannes, der dem Zufall keine Chance lässt.
    Senechal lieferte ihnen einen gründlich einstudierten Bericht und nannte ihnen als Erstes ein paar Zahlen, offensichtlich um sie zu beeindrucken. Tabriz Asset Management war eine der größten Kapitalanlagegesellschaften der Welt. Ihr Hauptsitz befand sich zwar in London, aber ein großes Büro in Dubai, das von Qazais Sohn Timur geleitet wurde, kümmerte sich um die zahlreichen Kunden und Investitionen im Nahen Osten. Die Firma betreute etwa dreiundsechzig Milliarden an Kundengeldern und investierte in Schuldverschreibungen, Immobilien, Devisen, staatliche und private Unternehmen – überall, wo sie glaubte, Geld verdienen zu können. Und sie verdiente Geld. Im vergangenen Jahrzehnt hatte das Unternehmen durchschnittlich eine jährliche Rendite von zwölf Prozent erwirtschaftet; eine Million
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