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Die Kunst, anders zu leben

Die Kunst, anders zu leben

Titel: Die Kunst, anders zu leben
Autoren: Chris Guillebeau
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erlebt das Konzentrationslager berichtete der österreichische Psychologe Viktor Frankl über seine dreijährige Gefangenschaft im Konzentrationslager. Neben einem ausführlichen Tagebuch über seine Erfahrungen in dem Lager enthält das Buch eine ganz besondere Theorie zum Thema Lebenssinn und Erfüllung. Laut Frankl können wir diesen Sinn auf zwei möglichen Wegen finden: indem wir irgendetwas Besonderes tun oder erschaffen oder durch die innere Haltung, mit der wir unvermeidlichem Leiden begegnen.
    Ich hoffe, dass Sie während der Lektüre meines Buches nicht leiden. Daher wollen wir uns hier lieber auf den ersten Weg zu einem sinnerfüllten Leben konzentrieren: etwas Besonderes zu tun oder zu erschaffen. Dieses Unterfangen bezeichne ich als »Vermächtnisprojekt«, und die Arbeit, die dazu erforderlich ist, nenne ich »Vermächtnisarbeit«. Vielleicht haben Sie das Wort »Vermächtnis« bisher immer nur in Verbindung mit etwas Endgültigem gehört. Versicherungsgesellschaften benutzen die Idee des Vermächtnisses als Marketingstrategie, und Politiker, die allmählich ans Abdanken denken müssen, beginnen darüber nachzugrübeln, welches Vermächtnis sie der Welt oder den Bürgern ihres Landes wohl hinterlassen werden. Laut dieser Definition blickt man, wenn man alt wird, auf sein Leben zurück und macht sich Gedanken darüber, welche dauerhafte Wirkung man damit in der Welt hinterlässt.
    Ich halte diese Sichtweise für zu eingeschränkt. Wir sollten mit dem Nachdenken über unser Vermächtnis nicht warten, bis wir am Ende unseres Lebens oder am Ende einer bestimmten Rolle angelangt sind, die wir in diesem Leben gespielt haben. Denn wenn Sie am Ende angekommen sind, haben Sie keine Möglichkeit mehr, irgendetwas an Ihrem Leben zu ändern, weil grundlegende Weichenstellungen vielleicht schon vor langer Zeit passiert sind. Deshalb halte ich es für besser, wenn Sie jetzt gleich damit anfangen, über Ihr Vermächtnis nachzudenken, egal wie alt Sie sind oder in welcher Lebensphase Sie sich gerade befinden.
    Nach meiner Zeit in Westafrika ruhte ich mich erst mal ein paar Monate lang auf diesen Lorbeeren aus; doch dann wurde mir klar, dass das Leben weiterging und dass ich etwas Neues anfangen musste. Ich räumte meine Afrika-Fotos weg und hörte auf, allen Leuten, die mir begegneten, von meinen Abenteuern dort zu erzählen. So schwer es mir damals auch fiel – ich musste mir ein neues Vermächtnisprojekt aufbauen. Ich setzte mir das Ziel, künftig kein Hansdampf in allen Gassen mehr zu sein, sondern ein »richtiger Autor« zu werden. Was ein »richtiger Autor« ist, definierte ich weniger anhand des Einkommens und der Anerkennung, sondern nach dem Kriterium, dass ich meine kreative Aufmerksamkeit künftig hauptsächlich darauf richten wollte, mir eine Karriere als Autor aufzubauen. Mein wichtigstes Motiv dabei war, Menschen anzusprechen, denen meine Ideen möglicherweise wichtig sein könnten. Fast zwei Jahre lang dachte ich immer wieder darüber nach, überlegte mir verschiedene Vorgehensweisen und versuchte, mir darüber klar zu werden, was für meine schriftstellerische Karriere wichtig war.
    Sich zu verändern, ist schwierig. Sich nicht zu verändern, ist tödlich.
    ANONYM
    Manchmal muss man, um ein Vermächtnisprojekt aufzubauen, auf ein paar andere, eigentlich auch ganz gute Alternativen verzichten. Denn Vermächtnisarbeit unterscheidet sich grundlegend von anderer guter, sinnvoller Arbeit. Erinnern Sie sich noch an die Frage nach dem Grund Ihres Tuns in Kapitel 7? Wenn es um ein Vermächtnisprojekt geht, muss man mit seiner Analyse noch einen Schritt weitergehen. Wenn Sie etwas schaffen möchten, was einen sehr hohen Wert für andere Menschen haben und sogar Ihr eigenes Leben überdauern soll, müssen Sie eine klare Antwort auf die Frage finden: »Inwiefern kann ich meinen Mitmenschen damit wirklich helfen?«
    Anfangs wird diese Frage vielleicht schwer zu beantworten sein, denn sie macht uns klar, wie wenig von dem, was wir tun, wirklich einen echten, bleibenden Wert hat. Also lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Ihnen auf diese Frage nicht gleich eine Antwort einfällt. Vergessen Sie nicht: Die meisten Menschen denken über das Thema »Vermächtnis« erst nach, wenn das Ende ihres Lebens oder einer bestimmten Lebensphase herannaht. Wenn Sie früher damit anfangen, sind Sie den anderen also auf alle Fälle um eine Nasenlänge voraus.
    Wenn Sie sich daranmachen, etwas zu tun, was Ihr eigenes Leben
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