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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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Hitzewelle rollte über Max hinweg, und er fiel mit dem Gesicht vornüber auf das Vorfeld.
    Max hatte herausgefunden, wer er war.
     
    Nur selten erkennen Menschen die bedeutsamen Augenblicke in ihrem Leben früher als im nachhinein. Ein Abstecher in die Stadt, um ein Buch zu kaufen, resultiert in einem zufälligen Treffen, das vor dem Altar endet. Ein verspätetes Taxi läßt einen Mann zusammen mit einem anderen Reisenden gestrandet zurück, es entwickelt sich eine Freundschaft, und zwei Jahre später ergibt sich auf diese Weise ein Karrieresprung. Man kann nie wissen.
    Max war kurze Zeit nach dem Unglück von Fort Collins an so einem Wendepunkt angelangt. Ein Wochenende mit geplanter Verführung war schiefgelaufen, und er hatte sich mit nichts weiter als einem ansonsten wunderschönen Frühlingssonntag wiedergefunden. Freunde überredeten ihn, eine Flugschau mit alten Kriegsmaschinen zu besuchen, und Max lernte Tom Lasker und seinen Avenger-Torpedobomber kennen.
    Lasker war ein fliegender Farmer mit mehreren tausend Morgen Land oben an der Grenze. Er hatte die Avenger kurz zuvor auf einer Auktion erstanden und bereute diesen Kauf bereits, als Max auf der Suche nach Gesellschaft beim Essen mit ihm zusammentraf und zuerst das Flugzeug und dann den großen, wettergegerbten Mann daneben erblickte, der umgekehrt auf seinem Stuhl saß und gedankenverloren auf seine Maschine starrte. Seine rauhen Gesichtszüge waren voller Bedenken.
    Die Avenger sah mitgenommen aus; sie hing durch, und die Farbe blätterte großflächig ab. Irgend etwas an der Maschine berührte Max. Er war im Herzen ein Romantiker, und die Avenger war reinste Geschichte, schön und tödlich und in ziemlichen Schwierigkeiten, wie es aussah. Es war Max’ erste Begegnung mit einem antiken Kampfflugzeug. Eine Begegnung, die sein Leben für immer veränderte.
    »Sie könnte ein wenig Arbeit vertragen«, hatte Max zu Tom Lasker gesagt.
    Lasker sprach zum Flugzeug gewandt. »Ich schätze, ich habe mich zu schnell hinreißen lassen«, brummte er.
    Und so stieg Max in das Geschäft mit antiken Flugzeugen ein. Er schloß einen Handel mit Lasker ab und verbrachte die nächsten Wochen damit, die Avenger zu restaurieren. Er vergab Aufträge für einen neuen Motor und zum Abdichten der Hydraulik. Er installierte moderne Elektronik, versah die Maschine mit einem frischen grauen Anstrich und neuen Insignien. Battle Stars glänzten auf Rumpf und Flügeln. Als er die Avenger schließlich nach Fort Moxie flog, um sie ihrem Besitzer zu übergeben, zog die Maschine eine Schar von Zuschauern an.
    Es war eine eher widerwillige Übergabe gewesen. Lasker war erfreut über Max’ Arbeit und bedachte ihn mit einem großzügigen Bonus. Er hatte seine Frau Ginny bei sich, und sie war außer sich vor Freude, als sie sah, was Max geleistet hatte. Und sicherte sich damit einen ständigen Platz in Max’ Herzen. Sie posierte vor der Avenger und bestand auf einem Probeflug. Lasker nahm sie mit hinauf, kreiste eine halbe Stunde lang über der Stadt und flog einen Scheinangriff auf den Wasserturm. Max wartete unterdessen im Büro.
    Als Lasker wieder gelandet war, lud er Max auf die Farm ein, und Ginny bereitete ein Abendessen mit Roastbeef. Sie tranken und redeten bis in den frühen Morgen hinein. In jener Nacht hatte Max zum ersten Mal im Gästezimmer geschlafen, wie inzwischen beinahe regelmäßig. Seit jenem Tag restaurierte Max antike Flugzeuge.
    Der alte Colonel und Molly Glory hatten die neue Arbeit ihres Sohnes gutgeheißen.
     
    Max steuerte die P-38 durch dünne Wolkenfelder in Richtung Chellis Field außerhalb von Fargo. Es war früher Abend. Die Maschine fühlte sich gut an, fühlte sich an, als wäre sie nicht von dieser Welt. Max hatte einen lukrativen Auftrag verloren, und die Gesellschaft würde wieder von vorn mit der schwierigen Suche nach einem Käufer beginnen müssen. Es war unwahrscheinlich, daß er beim nächsten Mal einen derart großen Profit herausschlagen konnte.
    Trotzdem verstand sich Max eher als Künstler denn als Geschäftsmann. Seine Kunst hatte mit Motoren und Flugtechnik und der Gestaltung von Cockpits und Kampfabzeichen zu tun. Die Maschinen der Sundown Aviation waren nicht dazu gedacht, auf dem Rasen irgendeines reichen Hanswurstes vor sich hin zu rosten. (Max mochte Museen eigentlich ebensowenig, aber dort konnten wenigstens andere Menschen die alten Flugzeuge bewundern für das, was sie einst dargestellt hatten.)
    Ach, zur Hölle. Vielleicht
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