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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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blieb nichts anderes übrig als zu raten, wer Janie war.
     
    Max stammte aus einer Familie von Kampfpiloten. Die Collingwoods waren über Hanoi und über Baghdad geflogen. Sie waren mit der USS Hornet im Pazifik gewesen und im Sommer 1940 bei der RAF. Der Familienname stand bereits auf dem Dienstplan der Winged-Hat-Schwadron vom Sommer 1918.
    Max bildete die Ausnahme. Er fand keinen Geschmack am militärischen Leben oder an der Aussicht, daß auf ihn geschossen wurde. Sein Vater, Colonel im Ruhestand Maxwell E. Collingwood von der USAF, gab sein Bestes, die Enttäuschung über den einzigen Sohn zu verbergen, was Max ihm hoch anrechnete. Trotzdem war Enttäuschung vorhanden, und Max hatte bei mehr als einer Gelegenheit gehört, wie der Colonel vor Max’ Mutter laut darüber sinnierte, ob es so etwas wie genetische Veranlagung überhaupt gab.
    Die Bemerkung wurde aufgeworfen durch die Tatsache, daß der junge Max eigentlich doppelt heiß auf eine militärische Karriere hätte sein müssen. Seine Mutter war Molly Gregory, eine frühere israelische Helikopterpilotin. Sie hatte sich ihren Spitznamen Molly Glory während des Sechstagekrieges verdient, indem sie bei der Bergung eines zusammengeschossenen Kanonenbootes das Feuer auf die feindlichen Küstenbatterien zurückgeworfen hatte.
    Molly hatte ihren Sohn ermutigt, nicht zum Militär zu gehen, und Max konnte nicht umhin, ihre Befriedigung darüber zu spüren, daß er sich nicht freiwillig der Gefahr in den Weg stellte. Ironischerweise hatte ihn ihre Zustimmung unter den gegebenen Umständen verletzt. Trotzdem genoß Max das Leben. Er genoß die Freuden der Sinne und die Gesellschaft attraktiver Frauen, und er hatte darüber hinaus gelernt, auch einfachere Dinge wie Sonnenuntergänge und Schneestürme zu genießen. Er wußte, daß er nur einmal lebte und das Leben genießen konnte, und er hatte nicht die geringste Absicht, die falschen Vorstellungen oder Erwartungen zu erfüllen, die irgend jemand anderes an ihn knüpfte. Max würde sich schon selbst um Max kümmern.
    Wenn er manchmal Zweifel an seinem Charakter hatte, dann waren sie durch einen Zwischenfall in Fort Collins hervorgerufen worden, den er mit zweiundzwanzig erlebt hatte. Max hatte einen Auftrag angenommen und sollte Passagiere und Fracht für die Wildcat Airlines nach Denver und Colorado Springs fliegen. Es war ein kalter Nachmittag Mitte November gewesen. Max inspizierte seine zweimotorige Arapaho und stand gerade unter einer Tragfläche, das Klemmbrett in der Hand, als ein Pendelflug hereinkam. Ihm war nie bewußt geworden, was seine Aufmerksamkeit auf die Maschine gelenkt hatte, doch er hielt mit seiner Arbeit inne und beobachtete die Landung. Die Sonne stand noch ein gutes Stück über den Bergen. Das Flugzeug, eine blauweiße zweimotorige Bolo, landete und rollte über die Bahn. Max erblickte das Gesicht eines kleinen Mädchens mit braunen Locken und begeistertem Lächeln im rechten vorderen Fenster. Die Maschine wurde langsamer und näherte sich dem Terminal, als plötzlich, mit kaum mehr als einer Spur schwarzen Rauchs als Vorwarnung, der Backbordmotor in Flammen aufging.
    Voller Entsetzen war Max losgerannt. Wahrscheinlich eine geplatzte Treibstoffleitung, denn das Feuer erfaßte den Flügel und hüllte das gesamte Cockpit ein, bevor der Pilot auch nur reagieren konnte. Das kleine Mädchen schien nicht einmal zu ahnen, was geschah.
    Ein Mann in einem weißen Hemd mit gelockerter Krawatte stürzte aus dem Terminal und rannte auf das Flugzeug zu. Er war zu weit entfernt. Das Feuer hüllte die Treibstofftanks ein. Max war erst wenige Schritte weit gekommen, als ihm erschreckend bewußt wurde, daß es keine Hoffnung gab. Er blieb stehen und wartete auf die Explosion. Er wußte, daß es zu spät war, und wünschte beinahe, daß der Knall endlich kommen und ein Ende setzen würde.
    Das kleine Mädchen hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet. Mit einemmal bemerkte es das Feuer. Sein Gesichtsausdruck änderte sich, und es blickte erneut zu Max.
    Er würde diese Augen niemals vergessen.
    Dann schoß der Mann mit der Krawatte an ihm vorbei. Seine Schuhe verursachten klappernde Geräusche auf dem Beton. Max rief ihm hinterher, daß er sterben würde. Der Mann erreichte das Flugzeug, zwängte die Tür auf und kletterte hinein. Das Mädchen starrte Max noch immer an. Dann wurde es vom Fenster weggezerrt.
    In diesem Augenblick explodierte die Maschine.
    Das Flugzeug ging in einem Feuerball auf. Die
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