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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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gestand er und zuckte die Schultern. »Sehr wahrscheinlich sogar.«
    Sie setzte sich ihm gegenüber, nippte an ihrem Kaffee und verzog das Gesicht. »Du solltest dir frischen aufbrühen.«
    Er blickte sie an. »Du arbeitest lange.«
    »Ich muß morgen früh nach Jacksonville.«
    Das war der jährliche Tag der offenen Tür von Cecil Air Field einschließlich Flugschau. Max begriff, daß sie die C-47 durchgecheckt hatte. »Und? Alles in Ordnung?« erkundigte er sich.
    »Sicher.« Sie erhob sich und setzte die Tasse ab. »Ich muß los.«
    Er nickte. »Bis irgendwann mal.«
    Sie musterte ihn mit einem langen Blick und zog sich aus dem Büro zurück. Er lauschte, wie die Außentür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Verdammt.
    Er drückte die Schnellwahltaste, unter der die Nummer der Laskers gespeichert war, und hörte das Telefon am anderen Ende der Leitung klingeln. Ginny nahm den Hörer ab. »Hallo?«
    »Hi Ginny. Was ist los? Bist du in Ordnung?«
    »Ja. Danke für deinen Anruf, Max.« Der Unterton von Unruhe war noch immer in ihrer Stimme. »Ich bin in Ordnung.« Sie zögerte. »Aber da geschieht etwas Merkwürdiges.«
    »Was denn?«
    »Ich hätte dich sicher nicht belästigt, aber Tom ist nach Trustville geflogen, und ich kann ihn nirgendwo erreichen.«
    »Wozu brauchst du ihn? Was geht vor?«
    »Du weißt von der Yacht, die wir hier gefunden haben?«
    »Yacht? Nein. Wo gefunden?«
    »Hier. Auf der Farm.«
    Max stellte sich die große Weizenfarm vor, Morgen um Morgen flaches Land. »Tut mir leid, Ginny. Ich glaube nicht, daß ich dich richtig verstanden habe.«
    »Wir haben eine Yacht gefunden, Max. Haben sie ausgegraben. Sie lag im Boden. Versteckt.«
    »Du machst Witze.«
    »Max, ich rede nicht von einem einfachen Ruderboot. Es ist eine richtige Yacht. Die Geschichte war sogar im Fernsehen.«
    »Ich schätze, ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Der Grund, aus dem ich anrufe, Max, ist folgender: Vor einiger Zeit habe ich aus dem Fenster geblickt und Licht in der Scheune gesehen. Es ist das Schiff.«
    »Das Schiff ist beleuchtet?«
    »Genau. Das Schiff ist beleuchtet.«
    »Also ist jemand in die Scheune gegangen und hat die Lichter eingeschaltet? Willst du mir vielleicht das damit sagen?«
    »Die Scheune ist verschlossen. Ich glaube nicht, daß jemand die Finger an das Schiff gelegt hat. Ich denke eher, daß die Lichter sich von alleine eingeschaltet haben. Es sind Positionslichter. Lange grüne Lampen, die im Bug der Yacht sitzen.«
    Max war noch immer nicht sicher, ob er Ginny richtig verstand. »Wer hat das Boot vergraben?«
    »Das wissen wir nicht, Max. So weit wir feststellen konnten, niemand. Jedenfalls nicht in der letzten Zeit.« Ihre Stimme zitterte.
    »Möchtest du, daß ich vorbeikomme?« Sie zögerte, und das reichte. »Ich bin auf dem Weg«, sagte er.
    »Danke, Max.« Sie klang schon etwas besser. »Ich werde Will zum Flughafen rausschicken. Er holt dich ab.«

 
3
     
     
    Hier am stillen Ende der Welt…
    ›Tithonus‹
    Alfred Lord Tennyson
     
     
    Wenn schon nichts anderes, so war es wenigstens eine Ausrede, erneut mit der Lightning zu fliegen.
    Fort Moxie und die Grenze lagen hundertfünfzig Meilen nördlich von Fargo. Es war eine sternenlose Nacht. Die Landschaft lag dunkel unter Max, hin und wieder von Lichtpunkten durchbrochen, Farmhäuser oder einsame Wagen auf abgelegenen Landstraßen.
    Wenn Max in einem Cockpit saß, fühlte er sich losgelöst von seinem eigenen Leben. Es war, als würden all die banalen Dinge des täglichen Lebens nur dem einen Zweck dienen, ihn vom Boden zu weg zu locken. Das stetige Brummen der beiden Motoren erfüllte die Nacht, und er überlegte, wie es gewesen sein mußte, über Deutschland neben den B-17 herzufliegen. Er stellte sich vor, wie er einen Munitionszug eingriff und beobachtete, wie das Ziel in einen Flammenball aufging, während er hochzog und gegen zwei Me-109 antrat.
    Als Max schließlich auf dem internationalen Flughafen von Fort Moxie landete, stand ein Grinsen auf seinem Gesicht. Will Lasker wartete in einem schwarzen Ford Kombi. Der Bursche trug eine Jacke mit dem Symbol eines Footballclubs, und er schien verlegen. »Tut mir leid, daß du den ganzen Weg herkommen mußtest, Max«, entschuldigte er sich. »Ich meine, wir haben keine Angst wegen ein paar Lichtern, aber du weißt ja selbst, wie Frauen manchmal sind.«
    Max nickte und warf seine Tasche in den Fond.
    Will steckte voller Informationen. Er beschrieb, wie er gemeinsam mit seinem
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