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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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verdiente er eine Tracht Prügel, aber wenigstens saß er heute abend an den Kontrollen der Lightning.
    Max hatte selbstverständlich moderne Navigationssysteme eingebaut und so richtete er die Maschine auf den Funkleitstrahl aus und kam in eine Linie mit der Landebahn. Bei der Drei-Meilen-Marke schwebte die Lightning in fünfhundert Fuß. Max nahm das Gas weg und fuhr die Landeklappen aus. Kontrolleuchten zeigten an, daß das Fahrwerk draußen und eingerastet war. Die Lichter des Rollfelds kamen Max entgegen. Zu seiner Linken bewegte sich Bodenverkehr über die Plains Avenue. Unmittelbar über der Rollbahn nahm er das Gas ganz weg und zog die Nase hoch. Das Flugzeug schwebte herein, und die Reifen berührten den Boden.
    Die Sundown Aviation besaß einen eigenen Hangar, in dem auch die Geschäftsräume lagen. Max lenkte die P-38 herum, öffnete mit Hilfe seiner Fernbedienung die Tore und rollte ins Innere. In der Halle standen zwei weitere Flugzeuge, ein denen die Gesellschaft gegenwärtig arbeitete: eine North American P-51 Mustang, die für das Smithsonian bestimmt war, und eine P-47 Thunderbolt. Die Thunderbolt war Privatbesitz des Geschäftsführers einer Fernsehanstalt in Arizona.
    Max schaltete die Motoren der Lightning ab und kletterte grinsend aus dem Cockpit. Er stellte sich vor, wie sein Mechaniker reagieren würde, wenn er am nächsten Morgen hereinspazierte und sah, daß die Lightning zurück war. Ein paar Augenblicke später betrat Max sein Büro. Stella hatte die Kaffeemaschine für ihn angelassen. Er schenkte sich eine Tasse aus und machte es sich hinter seinem Schreibtisch bequem.
    Der Anrufbeantworter hatte nur zwei Anrufe gespeichert. Einer stammte von einem Ersatzteillieferanten, der andere von Ginny Lasker.
    »Max«, sagte die Stimme vom Tonband, »bitte ruf mich dringend zurück, sobald du kannst.«
    Ihre Stimme klang angespannt, beinahe verängstigt. Max nahm den Telefonhörer zur Hand und legte wieder auf, als er hörte, wie die Außentür geöffnet wurde.
    Ceil Braddock lächelte ihm von der Tür entgegen. »Hi Max.« Sie blickte ihn neugierig an. »Was ist passiert? Ist der Handel geplatzt?«
    Ceil war Besitzerin und einzige weibliche Pilotin von Thor Air Cargo. Die Gesellschaft hatte ihren Sitz ebenfalls in Chellis. Ceil besaß fesselnde blaue Augen, dichtes braunes Haar, ein melancholisches Lächeln und einen Navigator bei der TWA in St. Paul. Max hatte sein Glück probiert, doch sie hatte ihn auf Armeslänge von sich gehalten. Hin und wieder machten sie Scherze darüber. »Du liebst nicht mich«, hatte sie ihm vorgehalten. »Du liebst nur Betsy.« Betsy war eine alte C-47, die Sundown drei Jahre zuvor verkauft hatte, und zwar an Thor. Die C-47 war Thors Flaggschiff und transportierte Fracht durch die gesamten Vereinigten Staaten und Kanada. Inzwischen gab es zwei weitere Maschinen in der Flotte, und Ceil verhandelte im Augenblick um eine vierte.
    Gelegentlich flog sie Betsy bei einer der Luftfahrtschauen, und gemeinsam mit Max hatte Ceil die Maschine sogar schon dazu eingesetzt, eine gute Tat zu vollbringen. Am letzten Neujahrstag hatte ein Blizzard die Gegend um Fargo im Schnee versinken lassen. Es hatte mehr Notfälle als Krankenwagen und Notarztteams gegeben. Ein Junge hatte sich mit einer Kreissäge die halbe Hand abgeschnitten und wartete in schlimmem Zustand auf einer abgelegenen Farm. Ceil und Max hatten Schneekufen montiert und waren mit der C-47 nach Pelican Rapids geflogen. Östlich der Stadt waren sie auf einem zugefrorenen See niedergegangen, hatten den Jungen aufgenommen und ihn anschließend nach Fargo gebracht, wo Ärzte seine Hand wieder annähen konnten.
    Max lächelte. »Sie war zu gut für ihn«, sagte er.
    Ceil wirkte erfreut. Max wußte, daß sein Hang, die Flugzeuge nur in gute Hände zu geben, einer der Charakterzüge war, die sie am meisten an ihm mochte. »Was ist geschehen?«
    »Ich mochte ihn nicht.«
    Sie nahm eine Tasse und schenkte sich Kaffee ein. »Wir reden hier über eine Menge Geld. Du hast sicher einen besseren Grund gehabt, oder nicht?«
    »Hatte ich«, antwortete Max. »Hör zu, Ceil. Es gibt eine ganze Reihe Leute dort draußen, die für die Lightning über Leichen gehen würden. Ich muß nicht gleich das erste Angebot annehmen.«
    »Ich bezweifle, daß viele von ihnen so mit Geld um sich werfen wie Kerr.«
    Manchmal glaubte Max fast, immer noch eine Chance bei ihr zu haben. Er hatte vor einem Jahr aufgehört, sie zu umwerben. »Vielleicht nicht«,
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