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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit
Autoren: Jack McDevitt
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Vater das Schiff entdeckt hatte, wie es aussah und daß sich noch immer jeden Tag neugierige Besucher einfanden. »Die meisten glauben, wir hätten es selbst vergraben.«
    »Ich kann nachvollziehen«, entgegnete Max, »wie sie auf diese Idee kommen.«
    Will beugte sich über das Steuer. Sie ließen die Lichter von Fort Moxie hinter sich und fuhren in die dunkle Prärie hinaus. »Die Leute müssen verrückt sein, wenn sie auf diese Idee kommen«, sagte Will nach einer Weile, als hätte er Max’ Worte nicht gehört. »Hätten wir eine Yacht wie diese, dann läge sie im Wasser und nicht auf der Farm.«
    Max war nicht sicher, was er auf der Farm zu finden erwartete. Er besaß eine verschwommene Vorstellung von einem heruntergekommenen Rumpf mit Laternen an den Sprieten. Deswegen war er auch absolut nicht auf das vorbereitet, was Ginny ihm schließlich in der Scheune vorführte.
    »Mein Gott!« stammelte er. »Du nimmst mich auf den Arm.« Die Yacht war selbst im Licht nackter Glühbirnen schlank und schön. Will hatte recht gehabt. Ein Schiff wie dieses gehörte in den Lake Winnipeg, nicht in die Scheune einer alten Farm bei Fort Moxie.
    Ginny las in seinen Augen. »Wir haben nicht die leiseste Ahnung, wie sie hergekommen ist«, erzählte sie. »Absolut nicht.«
    Das Schiff ruhte auf einem Trailer. Der Hauptmast, mit einem Gelenk versehen, war umgeklappt. An den Scheunenwänden hingen mehrere große Bahnen aus weißem Stoff. »Das dort sind die Segel«, erklärte Ginny, als sie die Richtung seiner Blicke bemerkte.
    Ein feuchter Geruch nach Tieren erinnerte Max daran, daß der hintere Bereich der Scheune als Pferdestall diente. Er musterte den Bug der Yacht und entdeckte eine tränenförmige Lampe. Sie brannte nicht. Genausowenig wie irgendeine andere Lichtquelle, das Schiff war dunkel. Der Kiel ging tief und zog sich über die gesamte Länge des Rumpfs. Im Heckcockpit war ein Steuer installiert. Ein zweites befand sich wahrscheinlich im Ruderhaus unmittelbar davor. Ein Schriftzug aus schwarzen, spinnenartigen Buchstaben, die sich von allem unterschieden, was Max jemals zu Gesicht gekommen war, verzierte den Bug vor der Positionsleuchte.
    »Hast du sie abgeschaltet?« erkundigte er sich bei Ginny. »Die Lichter, meine ich.«
    »Nicht wirklich«, antwortete sie und legte einen Wandschalter um.
    In der Scheune wurde es dunkel. Es war eine undurchdringliche Dunkelheit, absolut und universal. Die Pferde gaben unruhige Geräusche von sich.
    »Ginny?« fragte Max.
    »Warte.«
    Etwas fing zu glühen an. Es erinnerte Max an Phosphor, silbern und amorph ähnlich dem Licht des Mondes hinter dünnen Wolken. Während er hinsah, verstärkte sich der Effekt. Das Licht war grün, die Farbe von Rasen nach einem Frühlingsregen oder von Meerwasser direkt unter der Oberfläche, wenn das erste Rot aus dem Spektrum des Sonnenlichts herausgefiltert war. Das Licht durchdrang die Scheune und den Stall, fiel auf Heugabeln und Spaten und warf Schatten vom Traktor und den Futtertrögen an die gegenüberliegende Wand. Max starrte auf das unheimliche Licht, und mit einemmal wurde ihm klar, was Ginny so verschreckt hatte.
    »Auf der anderen Seite ist auch noch eins«, sagte sie. »Es leuchtet weiß.«
    »Positionslichter«, mutmaßte Max. »Aber sie sind verkehrt, oder nicht? Das hier ist die Backbordseite. Das Licht müßte rot sein.«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber ich. Rot an Backbord, grün an Steuerbord.« Er ging um die Yacht herum und musterte die andere Lampe. »Weiß macht überhaupt keinen Sinn«, sagte er und berührte den Rumpf. Er fühlte sich gut an, auf die Art und Weise, wie sich geschnitztes Mahagoni gut anfühlt oder ein Lederstuhl. Max wandte sich wieder zu Ginny um. »Wie alt soll diese Yacht sein?« fragte er.
    Sie warf überfordert die Hände in die Luft. »Ich weiß es nicht.«
    Max verschränkte die Arme vor der Brust und umkreiste das Schiff. Immer schön eins nach dem anderen. Warum sollte irgend jemand ein Schiff wie dieses vergraben? »Niemand hat seinen Anspruch angemeldet?«
    »Nein, niemand.«
    »Das Ding befindet sich in tadellosem Zustand.« Er starrte auf den leuchtenden Bug, die polierten Masten, die Farbe. Dann ging er zu den Regalen, wo die restlichen Segel zusammengefaltet lagen. Sie fühlten sich nicht an wie Baumwollgewebe.
    »Wir haben sie gewaschen«, erklärte Ginny.
    »Sie können nicht lange im Boden vergraben gewesen sein.«
    »Ich kann nicht glauben, daß irgend jemand das Schiff hier vergraben haben soll,
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