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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht
Autoren: Gabriel Galen
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großes Schwert. Wütend drang er auf Sarja ein, doch sie fing jeden seiner Hiebe mit einer Leichtigkeit ab, als stünde sie auf einem Fechtboden. Wieder hob er das Schwert zu einem machtvollen Schlag, doch Sarja parierte blitzschnell. Die Hefte der beiden Schwerter verfingen sich. Schwertgriff an Schwertgriff standen sie voreinander und versuchten, sich gegenseitig zurückzustoßen. Doch der gewaltigen Kraft, die die Krone Sarja verlieh, war Doron nicht gewachsen. Sie stieß ihn von sich, und Angst überfiel Doron, denn er hatte in ihre Augen geblickt und seinen Tod darin gesehen. Ein heftiger Schlag von Sarja, den Doron nicht schnell genug abwehrte, durchschnitt seinen schweren Panzer, als sei er nur ein dünnes Leinenhemd.
     
    „Das ist für Nadors Beinwunde!“ zischte Sarja. Als sie das Schwert zurückzog, war es rot von Dorons Blut. Immer weiter zurückweichend versuchte er, sich gegen die nachdrängende Sarja zu verteidigen. Wieder traf ihn ihr Schwert. Diesmal fuhr es ihm tief in den Schenkel, und er stürzte schwer zu Boden. „Und das ist für Nadors Hüftverletzung!“ höhnte sie. Mit einem gewaltigen Hieb schlug sie Doron das Schwert aus der Hand, so dass er wehrlos vor ihr im Staub lag.
     
    „Gnade!“ röchelte Doron. „Töte mich nicht, und ich werde dich all meine Künste lehren, so dass du die mächtigste Frau wirst, die je gelebt hat.“
     
    „Nein, Doron, du kannst keine Gnade von mir erwarten!“ Sarjas Stimme klang wie Eis. „Zu viel hast du mir genommen! Dafür ist deine Macht kein Ersatz. Und wo ist sie denn nun, deine Macht? Nein, Doron, ich habe alles, was ich mir wünschte! Ich wollte dich blutend und zerschmettert vor mir im Staub liegen sehen, genauso, wie ich durch deine Schuld Nador vor mir sehen musste. Und jetzt werde ich dich töten!“
     
    Ein grausames Lächeln glitt über ihre Lippen. Langsam näherte sich ihre Schwertspitze Dorons Kehle - und dann stieß sie zu!
     
    „Du bist gerächt, Nador!“ schrie sie und hob triumphierend das blutige Schwert.
     
    Ein gewaltiger Donnerschlag ertönte, der die Mauern der Feste erzittern ließ,  als Doron sein Leben aushauchte. Doch Sarja war davon nicht beeindruckt. Völlig ungerührt wischte sie ihr Schwert an Dorons Kleidern ab und schob es in die Scheide. Dann verließ sie den Burghof, ohne sich noch einmal umzuwenden. Wie im Traum ging sie den Weg zum Schiff zurück. Die Krone nahm sie ab und steckte sie achtlos unter ihr Wams. Jetzt, wo sie Doron besiegt hatte, war jedes Gefühl in ihr erloschen. Der Hass, der sie angetrieben hatte, war verschwunden, und eine große Leere breitete sich in ihr aus. Wozu ging sie eigentlich diesen Weg zurück? Wohin wollte sie denn noch? War jetzt nicht alles vorbei? Sie näherte sich dem Felsen, von dem Nador sich in den Tod gestürzt hatte. Und auf einmal begann sie, den Felsen zu ersteigen, in dem drängenden Wunsch, genau wie er von den Klippen zu springen, um für immer mit ihm vereint zu sein.
     
    In diesem Augenblick trat Jarin an Deck. „Holt sie da runter!“ schrie er Ardon und Ástino zu, die mit gesenkten Köpfen im Sand saßen und Sarja noch gar nicht bemerkt hatten. Im Nu waren die beiden auf den Beinen und kletterten hinter Sarja her. Während Ardon noch weit unten war, hatte der flinke Ástino Sarja eingeholt, als sie gerade den Felsrand erreicht hatte.
     
    „Sarja!“ rief er und riss sie zurück. „Was willst du tun? Denk doch daran, welche Verantwortung auf dir ruht und für was du diese Aufgabe überhaupt begonnen hast! Was wird aus seinem Volk, wenn die letzte Königin sich das Leben nimmt und niemand mehr da ist, der berechtigt wäre, die Krone zu tragen?“
     
    „Laß mich, Ástino!“ sagte Sarja müde. „Doron ist tot, und er wird meinem Volk nie mehr schaden. Die Krone ist darum nicht mehr notwendig. Ich kann keine Verantwortung mehr tragen. Ich bin so müde und kann nicht mehr nur an andere denken. Soll ich leben, nur damit andere glücklich sind, wo mir alle Hoffnung auf ein wenig Glück genommen wurde? Nador ist tot! Was zählt noch für mich?“
     
    „Und Ardon und ich?“ fragte Ástino. „Bedeutet dir unsere Freundschaft denn gar nichts?“
     
    „Ach, Ástino“, seufzte Sarja, „ihr werdet auch ohne mich leben. Du bist ein leichtes Blut und wirst bald wieder lachen. Und für Ardon werden sich genügend Frauen finden, die gern bereit sind, ihn zu trösten.“
     
    Inzwischen hatte auch Ardon den Felsen erklommen und hatte die letzten Worte Sarjas
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