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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht
Autoren: Gabriel Galen
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Hand ohne ein Zeichen von Ermüdung vor ihr her rannte. Hin und wieder spürte sie die harte Hand Ardons in ihrem Rücken, die sie ohne Erbarmen vorwärts stieß. Als Sarja schon glaubte, sie würde gleich umsinken und nicht mehr in der Lage sein, auch nur noch einen Schritt zu tun, weitete sich der Gang in die große Höhle mit den Spalt. Völlig ausgepumpt ließ Sarja sich zu Boden sinken, wurde jedoch von Ardon rau nach oben gerissen.
     
    „Wir haben keine Zeit zum Ausruhen“, sagte er. „Wenn sie uns hier stellen, sind wir verloren. Sie brauchen nur die Seile durchzuschneiden. Los, Sarja, reiß dich zusammen! Wir müssen über den Spalt, du, Ástino, zuerst, damit du Sarja drüben in Empfang nehmen kannst.“
     
    „Ich kann da nicht mehr rüber“, sagte Sarja mit Schauder. „Nehmt die Krone und lasst mich hier.“
     
    „Erzähl‘ keinen Unsinn, Sarja!“ fuhr Ástino sie an. „Du weißt genau, dass die Krone ohne den rechtmäßigen Erben wertlos ist. Also komm jetzt! Was soll Nador denken, wenn er kommt und dich immer noch hier sitzen sieht?“
     
    Das half. Sarja stand auf und folgte Ástino zu der Seilbrücke. Wie der Wind war Ástino über das Seil gelaufen und erwartete Sarja auf der gegenüberliegenden Seite. Sarja musste ihre ganze Willenskraft zusammen nehmen, um das Seil zu betreten. Krampfhaft hielt sie sich an dem anderen Seil fest. Als sie in der Mitte über dem Abgrund war, fiel ihr Blick nach unten. Schaudernd schloss sie die Augen und blieb stehen.
     
    „Sarja!“ brüllte Ástino. „Nicht stehen bleiben! Öffne die Augen und sieh mich an!“ Das Seil unter Sarja Füßen begann zu schwanken. „Sarja, hörst du nicht!?“ Ástinos Stimme überschlug sich fast.
     
    Doch Sarja rührte sich nicht vom Fleck. Da trat Ástino auf das Seil und tastete sich vorsichtig an sie heran. Ergriff ihre Hand und sagte leise: „Komm, ich helfe dir.“
     
    Zögernd machte Sarja einen Schritt. Sie hatte die Augen wieder geöffnet, aber Ástino war es so, als ob sie ihn gar nicht sähe. Leise auf sie einredend führte er sie Stückchen für Stückchen über das Seil, das sich unter ihrer beider Gewicht bedenklich senkte. Doch dann hatten sie den Rand erreicht. Ástino ließ sich einfach fallen und zog Sarja mit sich auf festen Grund. Regungslos blieb sie liegen. Kaum hatte das Schwanken des Seils etwas nachgelassen, kam auch Ardon herüber.
     
    „Ich habe zwar wenig Hoffnung“, sagte er leise zu Ástino, „aber wir wollen die Seile doch hängen lassen, auch wenn sie vielleicht nur unseren Feinden dienen.“
     
    Ástino nickte stumm. Dann lud sich Ardon die besinnungslose Sarja auf die Schulter, und die beiden Männer rannten in den Gang, der zu der Höhle führte, in die sie zuerst durch das Loch in der Decke eingedrungen waren. Als sie die Höhle erreichten, war Sarja wieder zu sich gekommen.
     
    „Wo ist Nador?“ fragte sie.
     
    „Er wird wohl noch an der Seilbrücke sein“, sagte Ástino, ohne Sarja anzusehen.  „Aber los, wir müssen jetzt am Seil hoch, und das wird eine Menge Kraft kosten bei der Höhe.“
     
    „Ich werde Sarja mit hoch nehmen“, sagte Ardon. „Leg deine Arme um meinen Hals, Sarja, und lass nicht los, bis wir oben sind. - Nein, ich weiß etwas Besseres!“ Er zog ein Stück Lederriemen aus der Tasche und band Sarjas Handgelenke zusammen. Dann hob er sie hoch und hängte sie mit den Armen über seinen Hals wie ein Rucksack. Willenlos ließ sie es geschehen. „So bin ich sicher, dass du nicht loslassen kannst“, sagte er. „Ástino, halt das Seil straff!“
     
    Seine Muskeln spannten sich zum Zerreißen, als er das zusätzliche Gewicht mit in die Höhe zog. Er fing an zu keuchen. Das lange Seil schien kein Ende zu nehmen. Doch dann hatte er es irgendwie geschafft. Behutsam ließ er Sarja auf die Erde gleiten und löste den Riemen von ihren Handgelenken. Tiefe Kerben hatten sich in ihre Haut eingegraben, und er massierte ihre Gelenke, um das Blut wieder zirkulieren zu lassen.
     
    „Das ist nicht so schlimm“, meinte er. „und der Schmerz wird gleich wieder vergehen. Das ist jedenfalls besser, als unten mit zerschmetterten Gliedern zu liegen, oder was meinst du?“
     
    „Schon gut! „ sagte Sarja. „Ich danke dir. Allein wäre ich nie wieder an diesem Seil hoch gekommen. Das wusste ich schon beim Abstieg.“
     
    In diesem Augenblick kam Ástino aus dem Loch geturnt. Auch er war jetzt außer Atem.
     
    „Lasst uns schnell zum Schiff zurückkehren“,
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