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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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immerhin noch genügend Leben in sich hatte, um ihr ein wenig Wärme spenden zu können. Am Kopfende von Breacas Lagerstatt saß Airmid, am Fußende Bellos, Valerius wachte auf der einen Seite von ihr und Cygfa auf der anderen. Graine hatte sich neben das Kohlebecken gehockt, schweigend und mit bleichem Gesicht. Hawk lauerte unterdessen unmittelbar vor dem Höhleneingang, verließ diesen Platz aber bald wieder, um Zeichen für Ardacos und Cunomar zu setzen, falls diese die Schlacht unwahrscheinlicherweise doch noch überlebt haben sollten und ihnen bis hierher folgen konnten.
    Als Hawk zurückkehrte, war die Situation in der Höhle noch die gleiche, nichts hatte sich geändert, außer dass aus Breacas Wunde noch mehr Blut ausgetreten war und ihren blassblauen Umhang durchtränkte. Ohne ein Wort zu sagen, nahm Hawk wieder seinen Platz am Eingang der Höhle ein.
    Dann blieb ihnen nichts mehr, als zu warten.
    »Graine?«
    Die Stimme war leise wie ein Seufzer, der auf einem Windhauch dahinschwebte, und dennoch hatte Graine ihre Mutter sofort erkannt. Niemand sonst schien diesen Seufzer gehört zu haben, oder vielleicht waren die anderen auch bloß ein wenig klüger als Graine und wussten, dass das Geräusch lediglich ein Produkt der durch die Höhle streifenden Luft war. Womöglich aber hatten die anderen ihre Sinne auch nur zu intensiv auf den bevorstehenden Tod gerichtet, um nun Breacas Stimme wahrzunehmen.
    Graine hatte nicht die leiseste Ahnung, welche Anrufungen vonnöten waren, um jetzt genau jenen Beistand von den Göttern zu erflehen, den Breaca brauchte. Darum hatte sie einfach nur schweigend zugesehen, wie Airmid Nemain so nahe zu sich gebeten hatte, dass sie beide nahezu miteinander verschmolzen. Und dennoch floss noch keine einzige Träne über Airmids Gesicht. Bellos hielt derweil so inbrünstig den Blick auf Briga gerichtet, als ob er allein die Macht besäße, diese durch die Kraft seiner Gedanken noch ein Weilchen von Breaca fernzuhalten. Valerius dagegen hatte keinen seiner Götter angerufen, schien sich zu fürchten, dass dies an diesem speziellen Ort als ein Sakrileg missverstanden werden könnte. Vielleicht aber wollte er auch bloß deshalb noch nicht um den Beistand seiner Götter bitten, weil er sich damit den nahen Tod seiner Schwester endgültig hätte eingestehen müssen. Auch Hawk hatte niemanden, weder Gott noch Geist, zu sich gebeten, sondern flehte nur, dass, wer immer nun auch bei ihnen weilen mochte, endlich ein Wunder vollbringen sollte. Und doch glaubte er nicht, dass ihnen eine derartige Gnade noch gewährt würde.
    »Graine!«
    Diesmal war der Klang der Stimme schärfer und lauter. Noch immer reagierte niemand außer Graine. Vorsichtig berührte sie mit dem Handrücken das glühende Kohlebecken, um sicherzugehen, dass sie auch ganz gewiss nicht träumte. Sofort verbrannte ihr die Hitze die Haut. Graine fluchte. Und schon bildete sich auch die unvermeidliche Blase auf ihrer Hand, obgleich Graine bereits an dem verbrannten Fleisch zu saugen begann. Ohne die Freunde und Verwandten, die sich rund um ihre Mutter niedergelassen hatten, um Erlaubnis zu bitten, erhob sie sich schließlich, nahm eine der Bienenwachskerzen mit sich und machte sich auf die Suche nach der Stimme.
    Langsam strebte sie geradewegs in die Dunkelheit hinein, fort von der Blutlache, die aus dem Kohlebecken zu fließen schien.
    Am hinteren Ende der Höhle befand sich eine riesige Felsspalte, in die hinein man einen Altar gemeißelt hatte. Bis hierhin drang der Wind nicht mehr vor. Sie wandte sich von dem Altar ab, blickte die nackte Felswand an und stellte fest, dass dort eine Art dunkler Fleck zu schweben schien, ein Punkt, der das Kerzenlicht regelrecht in sich aufsaugte und nichts davon reflektierte.
    Schließlich ertastete Graine sich den schmalen und bis an die Decke reichenden Eingang zu der inneren Höhle. Seitlich schob sie sich durch die Gesteinsspalte und fand sich dann in einer Dunkelheit wieder, die so allumfassend war, dass sie beinahe hätte glauben können, ganz ähnlich wie Bellos ebenfalls ihr Augenlicht verloren zu haben. Nur dass Graine zumindest noch das flackernde Licht ihrer Kerze erkennen konnte und damit auch ihren eigenen Körper.
    Plötzlich hauchte ein Windstoß die Kerze aus. Breacas Tochter spürte einen leichten Druck an ihrer Seite, ein Tasten und das Gefühl, durchaus willkommen zu sein.
    »Graine. Komm.« Der Wind war sanft und freundlich. Oder zumindest beschloss Graine, dies zu glauben.
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