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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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endlich wieder ein Hafen der Wärme, der Behaglichkeit und der Kraft, hier war er wieder, der Herzschlag einer Kriegerin, die so stark war, dass sie es sogar mit Rom aufnehmen konnte, und die die Legionen einfach wieder zurücktreiben würde in jenes Meer, aus dem sie einst entstiegen waren. Eine Kriegerin, die das Land endlich auf immer von der römischen Geißel befreite und es zurückübereignete an seine Götter und sein Volk. Vor allem aber war diese Frau wieder Breaca. Breaca, Tochter einer Frau mit dem Namen Graine, die längst verstorben war; Breaca, Mutter eines Mädchens, das ebenfalls den Namen Graine trug und das höchst lebendig war.
    Genau diese Breaca saß nun dicht neben jener Stelle, wo einst die Flammen gelodert hatten, und man sah ihr an, dass sie ein wenig erschöpft war. Andererseits aber wirkte sie nicht erschöpfter als auch jeder andere, der den gesamten Tag über in einer Schlacht hatte kämpfen müssen und der auch die vorangegangenen beiden Nächte keinen rechten Schlaf mehr gefunden hatte. Fest presste Breaca die Lippen auf Graines Scheitel und hauchte ihren Atem darauf, bis sie alle Luft aus ihren Lungen gemeinsam mit einer Empfindung vollkommener Wärme durch Graines Schädeldecke gesandt hatte, bis selbst Graines Fußsohlen wohlig warm wurden und ein angenehmer Schauer sie durchrieselte. Dann langte Breacas Tochter hinauf, ergriff eine Handvoll fuchsroten Haares, das noch immer ganz rau war von dem darin getrockneten Schweiß. Vorsichtig kämmte sie mit den Fingern durch die zerzausten Strähnen.
    »Hast du schon den Halsreif gefunden?«, fragte ihre Mutter. »Den in der kleinen steinernen Kammer?«
    »Ja. Aber ich habe ihn nicht angefasst. Ich wollte ihn gerade rücken, habe es dann aber doch nicht getan.«
    »Das hättest du ruhig tun dürfen. Denn er ist deiner. Du darfst ihn dir jetzt nehmen.«
    »Aber...«
    Keine Widerworte, Kind. Nicht jetzt. Dazu haben wir nicht die Zeit.
    Graine hob den Kopf. Vor sich sah sie die Ältere Großmutter, streng und klug wie eh und je, und ihre Augen leuchteten in dem seltsamen Licht der Höhle wie die Augen eines Habichts. Dann lächelte sie auch noch, was stets ein besonders unbehagliches Gefühl in Graine hervorrief.
    Nimm den Reif. Du wirst ihn noch brauchen. Den anderen kannst du einfach hierlassen.
    »Den anderen...?« Graine konnte nur einen Torques entdecken, und das war der ihrer Mutter. Sie starrte die Ältere Großmutter an, die daraufhin noch ein wenig breiter grinste, ganz so, als hätte sie gerade etwas ausgesprochen Cleveres vollbracht. Aufmunternd nickte sie ihrer jungen Nachfahrin zu.
    Und dann begriff Graine endlich, und die Welt war alles andere als perfekt. Die Welt war zerborsten, ohne Hoffnung, dass sie sich jemals wieder zusammenfügen würde.
    Matt fiel sie rückwärts gegen die Felswand, streckte den Arm aus nach ihrer Mutter, die bereits nur noch schemenhaft zu erkennen war. »Ich bin noch nicht so weit«, flüsterte Graine. »Ich bin noch zu jung. Damals, als du deine langen Nächte der Einsamkeit durchlebtest und als während deiner Abwesenheit die Ältere Großmutter starb - damals war die Ältere Großmutter dir auf die gleiche Art und Weise erschienen wie auch mir gerade eben. Nur... ich bin doch noch gar nicht so alt, wie du damals warst. Du darfst mich nicht jetzt schon verlassen, du darfst einfach nicht...«
    »Ich weiß. Und es tut mir leid. Ich sollte wirklich noch nicht gehen, es gibt noch viel zu viel zu tun, und trotzdem darf ich nicht mehr bleiben. Alles, was ich nun noch tun kann, ist, dir ein Geschenk zu hinterlassen. Und dieses Geschenk ist jener Halsreif, der dort liegt. Willst du ihn bitte annehmen, jetzt, solange ich noch hier bin?«
    »Aber was ist denn mit deinem Halsreif? Und was ist mit dem Schwert, das da in der steinernen Kammer auf den Gebeinen liegt?«
    »Das Schwert ist für Hawk im Austausch für die Klinge von Eburovic - die muss nämlich hier bei mir bleiben. Das verstehst du doch, oder? Ich muss hier ruhen, in der Höhle der Ahnen, gemeinsam mit dem Bärenschwert und dem Torques der Eceni. Gib Airmid Bescheid. Sie wird schon wissen, was zu tun ist.«
    »Aber wie kannst du Airmid bloß verlassen? Sie liebt dich doch.«
    »Ja, es ist ungerecht, Licht meiner Seele, so ungerecht...« Damit beugte Graines Mutter sich über ihre Tochter und küsste sie noch einmal. Doch Breacas Atem reichte nicht mehr bis zu Graines Scheitel hinab, geschweige denn bis ganz hinunter in deren Fußsohlen. Sie klang
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