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Die Krieger der Königin

Die Krieger der Königin

Titel: Die Krieger der Königin
Autoren: L. J. McDonald
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anzusehen.
    »Zu dumm, dass die Krieger Jungfrauen wollen«, sagte er mit einem schmierigen Grinsen. Solie lief ein Schauder über den Rücken, und sie wandte den Kopf ab.
    Die Männer hoben sie auf einen alten Karren, in dem es roch, als wäre damit früher Gemüse transportiert worden. Seine Holzbretter waren kalt und unglaublich ungemütlich, aber die Männer wickelten sie in eine Plane, welche die eisige Nachtluft von ihr fernhielt. Solie war doppelt glücklich darüber. Die drei Männer saßen auf der Bank vor ihr und schauten wahrscheinlich zu ihr nach hinten, aber sie konnten nicht sehen, was unter der Plane geschah. Solie konnte in der Dunkelheit ebenfalls nichts erkennen, aber sie fühlte ihre Haarspange zwischen ihren Händen.
    Vorsichtig schob sie den Schmetterling nach vorne zwischen ihre Finger, wobei sie sorgfältig darauf achtete, ihn nicht fallen zu lassen – sollte das passieren, würde sie ihn in der Dunkelheit verlieren. Sie bemühte sich, nicht zu zittern, trotz der Kälte, die an ihr hochkroch, und es gelang ihr, die winzige Waffe auf ihre Handgelenke zu richten, bevor sie den kleinen Abzug drückte, der die Klinge löste. Sie sprang heraus – kaum drei Zentimeter lang, aber lang genug, um einen Mann davon zu überzeugen, dass er sie besser in Ruhe ließ. Zumindest hatte ihre Tante das behauptet. Solie atmete tief durch und bog ihre Finger so weit wie möglich ab, so dass die Klinge das Seil berührte. Dann fing sie an zu sägen. Es war eine schwierige, anstrengende Arbeit, aber die Klinge war scharf. Als die ersten Stränge des Seils sich lösten, hätte sie fast geweint. Aber das Seil war dick, und es kostete Zeit, es zu durchtrennen.
    Wieder veränderte sich das Geräusch des Hufschlages. Nun klang es hohl, und sie ahnte, dass sie sich innerhalb der Burg befanden. Sie widerstand dem Bedürfnis, laut zu schreien oder schneller zu arbeiten. Sollte sie das tun, ließe sie womöglich ihr Messer fallen oder bewegte sich zu heftig und verriet sich damit. Ihre Chancen zur Flucht standen so schon schlecht genug. Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, sondern konzentrierte sich darauf, einen Strang nach dem anderen zu durchtrennen.
    Der Karren bog um eine Ecke, schien nach unten zu fahren und hielt an. Sie hörte, wie die Männer ausstiegen, aber sie sägte bis zur letzten Sekunde weiter. Erst als die Plane angehoben wurde, ließ sie das Messer wieder zwischen den Handflächen verschwinden. Sie blinzelte Tränen weg, hob den Kopf und blickte in eine furchtbare Helligkeit. Sie hatten eine Feuersylphe, etwas, was Solie bis jetzt noch nie aus der Nähe gesehen hatte. Die Sylphe schwebte in der Form eines Lichtballes über allem und erleuchtete die Umgebung so strahlend, als wäre helllichter Tag.
    Sie befanden sich unter der Erde in einer Höhle. Solie wimmerte, als die Soldaten sie vom Wagen rissen und zwischen sich über dem Boden hielten. Einer griff unter ihre Achseln, der andere hielt ihre Knie.
    Ein weißgekleideter Mann musterte Solie kritisch. »Sie wird genügen«, entschied er. »Alles ist schon bereit. Kommt.« Mit einem dramatischen Schwung seiner Robe drehte er sich um und schritt davon. Er führte die Soldaten einen Flur entlang, der aus dem Gestein geschlagen war. Die Wände waren so glatt wie Glas und warfen das Licht zurück – da keinerlei Werkzeugspuren zu sehen waren, war das die Arbeit einer Erdsylphe.
    Solie starrte auf die Wand. Ihr Spiegelbild war besser als alles, was sie bis jetzt in einer Pfütze oder einem See erkannt hatte, und sie blinzelte, als sie sich selbst zum ersten Mal so deutlich sah. Ihre roten Locken waren zerzaust, ihr Gesicht dreckig und voller Kratzer. Ihre Augen hatten dunkle Ringe und waren gerötet vom Weinen. Sie sah gebrochen und hässlich aus, und sie bemühte sich, nicht noch mal zu schluchzen. Sie musste stark sein – sie
musste,
oder sie würde sterben. Wahrscheinlich würde sie sowieso sterben, aber ihre Tante hätte sich für sie geschämt, wenn sie sich ängstlich duckte wie ein schwaches kleines Mädchen. Aus diesem Grund schloss sie für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, drückten sie Entschlossenheit aus. Sie konnte das Messer in ihren Handflächen spüren, und das Seil war schon ein wenig lockerer, da sie die innerste Schlinge fast durchgeschnitten hatte. Wenn sie den Rest auch noch schaffte, dann wäre sie fähig, ihre Hände zu befreien. Und dann hatte sie vielleicht eine Chance.
    Die Männer zerrten sie in eine
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