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Die Krieger der Königin

Die Krieger der Königin

Titel: Die Krieger der Königin
Autoren: L. J. McDonald
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solltest du nie sein. Dein Auftreten ist deine beste Verteidigung.«
    Solie fing an, die Haarspange täglich zu tragen. Sie war wie ein grüner Schmetterling geformt, und obwohl er zu ihrem Markenzeichen wurde, verriet sie nie jemandem, was darin verborgen war. Die Haarspange gab ihr Selbstvertrauen und machte sie stolz. Sie wies die Jungen ab, die sie umwarben, genauso wie die älteren Männer, die der Meinung waren, dass der schlanke Rotschopf eine gute Frau für sie abgeben würde. Ihre Mutter hielt sie für zu wählerisch, aber ihre Tante war der Meinung, dass sie überhaupt keine Wahl treffen musste. Und als ihre Familie versuchte, eine Ehe für sie zu arrangieren, weigerte Solie sich und verließ noch in derselben Nacht das Haus. Ihre Besitztümer trug sie in einem Bündel bei sich.
    Masha wird mich aufnehmen,
sagte sie sich, als sie die Dorfstraße entlangging. Ihre Tante lebte nur fünf Meilen entfernt im nächsten Dorf, auf der anderen Seite der großen Kreuzung. Solie war in der Dämmerung aufgebrochen und sicher, dass ihre Familie bis Sonnenaufgang nicht einmal merken würde, dass sie aus dem Fenster geklettert war. Sie konnte nicht bleiben. Sie war siebzehn Jahre alt und würde auf keinen Fall einen fünfundvierzigjährigen dicken Mann heiraten, egal, wie oft ihr erklärt wurde, dass es ihre Pflicht sei.
    Zuversichtlich, ein wenig verängstigt und ziemlich aufgeregt über ihre plötzliche Freiheit, wanderte sie die Schotterstraße entlang. Am Horizont ging gerade die Sonne unter. Dunkelheit breitete sich aus, die Solie sogar willkommen hieß. In der Dunkelheit gab es nichts, wovor sie sich fürchten musste, das hatte ihre Tante ihr immer versichert. Fürchten musste sie sich nur vor Männern, und die waren tagsüber genauso gefährlich. Solange sie nicht den Kopf verlor, war alles in Ordnung. Also wanderte Solie die Straße entlang, die sie schon so oft bei Tag gegangen war. Ihr Bündel trug sie auf dem Rücken, und sie pfiff vor sich hin, um sich selbst zu beweisen, dass die hereinbrechende Nacht sie kein bisschen nervös machte. Sie lief nicht, nicht wirklich, aber sie ging zügig und sah oft über die Schulter zurück.
    Schnell wurde es dunkel und kühl. Es war Spätherbst, und die Bäume hatten bereits ihr Laub verloren, das in feuchten Haufen neben der Straße lag. Die Luft war eisig. Solie zog den Mantel enger um sich und stapfte weiter. Sie wünschte sich, ihre Eltern hätten im Sommer beschlossen, sie zu verheiraten.
    Die Zeit verstrich, der Mond ging auf, und sie seufzte erleichtert, als sie endlich die Kreuzung erreichte. Sie war auf dem ganzen Weg keiner Menschenseele begegnet. Sie kam von Süden, nach Westen führte die Straße zu Städten, von denen sie bis jetzt nur gehört hatte, und drehte dann schließlich wieder nach Süden ab. Drei Tage zu Pferde, so hatte sie gehört, und man erreichte die Grenze des Königreichs von Eferem. Dahinter lagen andere Königreiche, und dahinter noch mehr, immer so weiter, bis zum Ende der Welt. Sie ging davon aus, dass sie irgendwann diese Richtung einschlagen musste. Aber dieser Gedanke war ihr noch zu fremd, um lange bei ihm zu verweilen. Im Osten lag die Hauptstadt, wo der König lebte, und sie konnte sogar von hier aus die Lichter der Feuersylphen sehen, welche die Burg erleuchteten. Richtung Norden lag das Dorf ihrer Tante, und die Straße dahinter führte weiter Richtung Norden in Gegenden, die sie nie bereist hatte, nicht einmal in Gedanken. Diese Straße wand sich durch Wälder und andere Städte, bevor sie an den toten Schieferebenen endete, die man umgehen musste, um das Königreich von Para Dubh zu erreichen, den nächsten Nachbarn. Aber an dieser Stelle war die Straße einfach nur eine ausgetretene Kreuzung, über die sich Wagenspuren zogen.
    Solie überquerte sie, sprang über eingegrabene Rillen, die fast tief genug waren, um einen Wagen zu stoppen. In diesem Moment hörte sie das Schnauben eines Pferdes. Überrascht sah sie auf und entdeckte drei Männer in der rot-schwarzen Uniform des Königs, die von Osten heranritten. Sie starrten zurück, genauso überrascht, so spät in der Nacht noch jemandem zu begegnen.
    Der vorderste Reiter grinste. »Sieht aus, als würde das ziemlich einfach«, sagte er.
    Umsicht vor Tapferkeit, sagte ihre Tante immer. Solie floh. Sofort hörte sie Hufschlag hinter sich. Sie versuchte, von der Straße ins Gebüsch zu springen, aber die Männer waren gut trainiert. Sie kam kaum zwanzig Meter weit. Als sie sich
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